Autobahn von morgen löst keine Staus von heute

Foto: Gohl

Die Durchstreckung der Autobahn A52 zwischen den Kreuzen Essen-Ost und Essen-Nord ist ein Dauerthema, weshalb es Neuigkeiten eigentlich nur nach Regierungswechseln gibt. Das ist nun auch geschehen. Sowohl in Düsseldorf (neue Gutachten angefordert) sowie in Essen (Sinnfrage neu gestellt) stehen die Ampeln in Sachen Autobahnbau jetzt auf Gelb. Das Gelb, welches vor dem Rot kommt.
Immerhin bieten die Essener Sozialdemokraten nicht einfach nur die Neuauflage des ganz alten Nein zur A52, sondern eine Alternative: Erweiterung der Einfädelspuren von der A52 auf die A40 und umgekehrt am Kreuz Essen-Ost auf je zwei Spuren.
Kann das eine Autobahn ersetzen? Sicher nicht komplett, aber es müsste zumindest Staus verkleinern. Und es wäre sowohl leichter finanzierbar als auch erheblich schneller umsetzbar. Die Kosten für den Lückenschluss belaufen sich auf weit über 600 Millionen Euro - ohne zusätzliche Untertunnelung im Norden und ohne Ruhrallee-Tunnel, der ja der logische Anschluss an den Anschluss sein müsste. Alles in allem wäre man bei einer Milliarde. Wer soll das bezahlen? Nun werden Autobahnbefürworter darauf hinweisen, dass man auch tägliche Staus nicht kostenlos erhält. Aber mit dieser Autobahndurchstreckung könnte frühestens in zehn Jahren begonnen werden. Da sind Bürgerproteste, Gerichtsverfahren und womöglich weitere Regierungswechsel noch nicht einkalkuliert.
So lange wir Individualverkehr in seiner heutigen Form wollen, also gerne alleine in unserem Auto sitzen, müssen wir uns zumindest in Großstädten mit blockierten Straßen zur Hauptverkehrszeit abfinden. Wäre die A52-Durchstreckung überhaupt machbar, dann erst zu einer Zeit, wenn technischer Fortschritt und Bevölkerungsrückgang die Staus vielleicht längst anders gelöst haben.
Die real existierenden Verkehrsprobleme von heute löst man damit jedenfalls nicht. Die Erweiterung der Einfädelungen in Essen-Ost könnte ein Schritt sein, würde allerdings Anwohnern in Frillendorf noch mehr Lärm und Schadstoffe bringen. Sinnvoller wäre ein effizienter öffentlicher Nahverkehr. Da gäbe es in Essen und im Ruhrgebiet viel zu verbessern. Allerdings geht auch das nicht von heute auf morgen, und kostenlos ist es sowieso nicht. Aber bestimmt nachhaltiger.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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