Es ist angerichtet: Richtfest im neuen Stadion für Essen

47Bilder

Für den Moment sind die ellenlange Vorgeschichte zum Stadionbau und die Kostendebatte der letzten Wochen wie fort geweht: Oberbürgermeister Reinhard Paß und GVE-Aufsichtsratschefin Barbara Rörig lassen niemanden, der das lange für unmöglich gehaltene Projekt mit auf den Weg gebracht hat, ungenannt. Nur die gut aufgelegte Kommentatoren-Größe Manni Breuckmann kann sich die eine oder andere spitze Bemerkung nicht verkneifen: „Nein, das hier ist kein symbolischer Anstoß!“

Der wurde im August 2009 mit viel Applaus noch unter der Ägide von Paß‘ Vorgänger Wolfgang Reiniger begangen. Doch dann kamen der Nothaushalt, die Insolvenz des zukünftigen Ankermieters Rot-Weiss Essen sowie politische Ränkespiele dazwischen. Der Durchbruch erfolgte mit dem Ratsbeschluss vom 28. Oktober 2010: Vor fast genau einem Jahr (1. April 2011) führte die Firma Köster die ersten sichtbaren Arbeiten an der neuen Arena aus.

Ein Jahr später stehen Politiker, Sponsoren und Vertreter der hiesigen Sportlandschaft im Rohbau des Warmgebäudes, dem Herzstück des neuen Stadions, Seite an Seite, um gemeinsam das Richtfest zu begehen. Viele von ihnen waren schon beim vermeintlichen Anpfiff 2009 dabei. Heute müssen aber selbst die größten Kritiker eingestehen: Es gibt kein Zurück mehr. „Es wird keinen plötzlichen Baustopp regnen“, betont Moderator Manfred Breuckmann nochmal vorsorglich.

„Das Stadion für Essen wird von allen Parteien getragen“, ergänzt Reinhard Paß, der die neue Spielstätte als „Meilenstein für die Stadt“ bezeichnet. Ein Meilenstein, in dem die „Rekorde nur so purzeln werden“, wie Barbara Rörig überzeugt ist: „Mit 7.000 Zuschauern pro Heimspiel in der Regionalliga – da spielt Essen in einer ganz, ganz anderen Klasse.“ Ab der kommenden Spielzeit dürfen es gerne mehr sein: In der ersten Ausbaustufe bietet die neue Arena 9.000 Steh- und 11.300 Sitzplatze auf.

Beim Thema Rekorde gehen der GVE-Aufsichtsratsvorsitzenden zwischenzeitlich die Pferde durch. „Stellen Sie sich 8.800 Fans - sagen wir, von der SG Schönebeck - Schulter an Schulter vor“, regt Rörig die Vorstellungskraft der geladenen Gäste an, als es darum geht, die Gesamtlänge des in der Dachkonstruktion verbauten Stahls zu verbildlichen. Das Fanaufkommen der Fußballfrauen vom Hallo in allen Ehren, aber es geht nicht zu Unrecht ein Raunen durch das Warmgebäude. Bauherrin und Politik machen jedoch unmissverständlich klar: Dies ist ein Stadion für die gesamte Stadt. Da passt es in Bild, dass keiner der RWE-Verantwortlichen das Podium besteigt.

Sicher, der Regionalligist wird vorerst nur einen kleinen Teil der jährlichen Betriebskosten von 780.000 Euro decken können. Daher gilt der Blick auch den zusätzlichen Vermarktungsmöglichkeiten. Man hofft auf den Zuschlag bei Konzerten und Großveranstaltungen, der VIP-Bereich darf für Geburtstage, Jubiläen und andere Feierlichkeiten gebucht werden. „Vielleicht sieht der DFB, dass es hier wert ist, Länderspiele auszutragen“, sagt Rörig. Manni Breuckmann schmunzelt. Weil das neue Stadion in seiner ersten und zweiten Baustufe nicht mit den etablierten Spielorten der Nationalmannschaft mithalten kann? Immerhin: Die Nachbarn aus Duisburg durften seit der Fertigstellung der MSV-Arena 2004 (heute Schauinslandreisen-Arena, Fassungsvermögen 31.500 Zuschauer) ein Testspiel (gegen Dänemark 2007, 0:1) austragen.

So viel steht fest: Auch nach dem Richtfest ist die Brücke zwischen Stadionbefürwortern und Gegnern, die das Geld für falsch angelegt halten, noch nicht geschlagen. Für beide Lager hielt der Tag das passende Omen parat. Während der Rede des Oberbürgermeisters brach für kurze Zeit die Stromversorgung weg. Mancher Rot-Weiss-Fan wertete dies allerdings eher als ein Fingerzeig in Richtung Politik. Viel bedeutsamer war für ihn der Augenblick, als die graue Wolkendecke aufriss und die Sonne über dem neuen Stadiondach hervor lugte.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.