Die Kunst liegt auf der Straße

Zeitgenössischer Tanz | Foto: Gohl
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StreetArt Festival auf Zollverein, ein Festival, das von Jugendlichen und für Jugendliche geschaffen wurde.

Als ich das Zollverein-Gelände betrete, läuft eine kleine Gruppe junger Erwachsener neben mir her. Sie sind im Stil Hip-Hop/Breakdance gekleidet, also weite T-Shirts und Jogginghose. Ich folge ihnen in eine große Halle. Es riecht etwas modrig, an der Decke verlaufen Rohre. Mitten in der Halle Tische mit Stühlen. Ich werde von Fiona Göbel, der Projektleiterin des StreetArt Festivals, empfangen.
Auf einem Tisch am Eingang stehen Wasserflaschen und Becher, vorne ein großer Spiegel, vor dem sich eine Gruppe zum Aufwärmen bereit hält. Es läuft basslastige Musik, die die Teilnehmer sofort in Tanzstimmung bringt.
Einer der Kursleiter ist Souhail Jalti, 20 Jahre alt. Er
kommt aus dem „Ghetto“ Altenessen, wie er es ausdrückt, und zeigt den Teilnehmern, wie man beim Breakdance zum Beispiel die Balance hält. Souhail Jalti tanzt seit sieben Jahren: „Ich möchte die Energie nutzen, die ich habe, und sinnvoll umsetzen. Wenn ich mal Stress hab‘, kann ich durch Breakdance meine Aggression abbauen.“ Eins stellt Souhail jedoch klar: „Der Spaß steht immer an vordester Stelle.“ Durch Musikvideos im Internet tastete er sich langsam heran und hat in einem Jugendhaus Gleichgesinnte gefunden, mit denen er übte.
Inzwischen sind die meisten umgezogen. Die kleine Gruppe, die vor dem Spiegel probt, scheint mit dem Warm-up fertig zu sein und macht eine Pause. Danach geht es munter weiter. Der Kursleiter gibt die „Moves“ (Bewegungen, hier Tanzschritte), vor, und die Übrigen versuchen sie nachzumachen. Die Übungen werden aktiver, lebendiger.
Der Tanzstil ist zeitgenössisch, ohne feste Vorgaben, mischt Klassik und Moderne und versucht, Grenzen zu überschreiten, neue Elemente einzubringen.

„Rap gehört zum Life-Style der Jugendlichen“

Auf der Bühne im nächsten Raum steht ein junger Mann, der anfängt zu rappen, während eine Melodie im Hintergrund läuft. Das Mikrofon ist zu laut eingestellt, wird aber prompt geändert. Alles ist eher freestyle und sieht nach Spaß aus, herumalbern ist natürlich auch drin. Sinan ,,Relax“ , Kursleiter aus Altendorf, erklärt, was er den Jugendlichen in seinem Workshop zeigen möchte: Wie man sich auf der Bühne verhält, Körperhaltung, das Halten des Mikrofons... Er gibt Erfahrungen weiter. Seit zehn Jahren schreibt er eigene Lieder und macht professionell Musik seit fünf Jahren - bei einem Alter von gerade mal 20.
Warum Sinan sich fürs Rappen entschieden hat und nicht für House, Pop o.ä. ist unkompliziert: „Beim Rappen kann ich gezielt auf mein Thema eingehen und das sehr schnell vortragen. Außerdem gehört Rap einfach zum Life-Style der Jugendlichen.“
Letzte Station: Graffiti, draußen zwischen den Schienen und gut versteckt. Drei große Leinwände stehen nebeneinander und sind besprüht. Fünf Sprayer, einschließlich Kursleiter Marius Nitsche, sind da. Er ist 32 Jahre alt und kommt aus Dortmund. Für ihn stellt Graffiti eine Form des künstlerischen Ausdrucks dar. Alle tragen Atemmasken, alle haben alte Kleidung an, da die Farbe sich nicht auswaschen lässt.
Marius Nitsche gibt klare Anweisungen, wo gesprüht werden soll. Das Ergebnis dient als Hintergrund für die Abschlussshow: ,,Es gibt sehr viel zu beachten: Wie man die Spraydose hält, also in welchem Winkel zur Leinwand, wie nah oder fern und auch die Dosierung, also wie lange ich auf den Knopf drücke.“
Graffiti zu malen ist garnicht so einfach, wird mir bewusst. Rundherum wurden der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Schlammmonster, Pyramiden, Leute und Häusersilhouetten verzieren den Schriftzug „It‘s all about graffiti“. Er wurde von den Teilnehmern ausgesucht „und hat keine wichtige Bedeutung“, lacht der Kursleiter.

Autor:

Jamaa Khodja aus Essen-Nord

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