Wenn das Leben zu viel wird - Analyse zum Mord in Rüttenscheid

Anette Maria Arens,  Heilpraktikerin für Psychotherapie
  • Anette Maria Arens, Heilpraktikerin für Psychotherapie
  • hochgeladen von Michael Hoch

Rüttenscheid ist erschüttert über diesen Fall: Eine 41-jährige Frau tötet ihre siebenjährige Tochter und anschließend sich selbst. Ein Einzelfall ? Nicht ganz. Ein Vater erschießt seine beide Kinder (Neuss), ein Junge wird vom Freund der Mutter erstochen (Oberhausen). Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.

Es scheint, als häuften sich derartige Taten. Aber was könnten die Beweggründe sein? Was bewegt jemanden, solch eine Tat zu begehen? Gemeinsam mit der Essener Heilpraktikerin für Psychotherapie, Anette Maria Arens, suchen wir nach Antworten.

„Wenn die Probleme zu groß werden, wissen diese Menschen oft keinen anderen Ausweg, als Suizid zu begehen. Im Falle der Mutter aus Rüttenscheid spricht man von einem „erweiterten Suizid“. Sie hat das Kind mit in den Tod genommen, möglicherweise, weil sie nicht daran geglaubt hat, dass es ihrem Kind einmal besser ergehen würde. Man könnte vermuten, dass die Mutter ihr Kind „aus Liebe“ umgebracht hat. Das Leben kann für einige Menschen eine ständige Überforderung sein. Man findet keine Lösung, ist verzweifelt.
Kommen noch Depressionen hinzu, kann das zur Ausweglosigkeit führen. Oftmals liegt es an der persönlichen Geschichte des Betroffenen, dass die Fähigkeiten Konflikte zu lösen und dem Leben standzuhalten Schwierigkeiten bereitet. Man fühlt sich unter Druck gesetzt. Und wenn dann noch die Existenz bedroht ist, kann es eher geschehen, dass zu drastischen Mitteln gegriffen wird.“
Oftmals typisch bei solchen Dramen ist die Tatsache, dass niemand etwas vorher bemerkt haben will. Auch Nachbarn ahnen nichts und haben die Person im Haus als freundlich und zuvorkommend empfunden.
Doch auch wenn es für andere Personen oft so scheint, Suizid kommt immer nicht plötzlich. Ihm geht ein langer Leidensweg voraus.
Die Mutter aus Rüttenscheid hat ihr Kind mit einem Messer erstochen. Arens: „Solch eine Tat erfordert Kraft. Die kann nur durch aufgestaute Wut und Aggression entstehen und hat oftmals eine lange Vorgeschichte. Das passiert nicht einfach so aus dem Affekt.“
So könnte eine Trennung ein Grund sein, was für einige Menschen sozialer Abstieg bedeutet. Es fehlt eine Bezugsperson. Man kann nicht um Hilfe bitten, weil man dies als Schwäche empfindet.
Und kann man sich aus eigener Kraft dazu überwinden, Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann noch ein anderes Problem hinzukommen.
Anette Maria Arens verrät ein offenes Geheimnis: „Es gibt zu wenig freie Plätze bei niedergelassenen kassenärztlichen Therapeuten. Die Wartezeit kann bis zu einem Jahr betragen.“

Autor:

Michael Hoch aus Düsseldorf

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