Hundchen geh' weg

Jeden Morgen fahre ich vom Münsterland nach Essen mit Bus und Bahn – zusammen mit meinem Hund.
Dank meines Arbeitgebers darf er nämlich mit ins Büro und in NRW darf er sogar kostenlos mit Bus und Regionalbahn fahren. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Um niemanden zu stören suche ich mir meistens einen ruhigen Sitzplatz und verstaue meinen vierbeinigen Kollegen unter dem Sitz, bzw. auf dem Boden vor meinem Nachbarsitz am Fenster. Wenn der Zug voller ist und ich mich zu jemandem setze, frage ich immer vorher nach, ob es in Ordnung ist. Denn mir ist klar: Nicht jeder mag Hunde. Man kann auch Angst vor Hunden haben. Oder eine Allergie. Ich sitze lieber auf dem Boden der Bahn oder stehe die ganze Fahrt über, als jemandem meinen Hund aufzuzwingen.

Meistens ist mein Kollege jedoch ein gerne gesehener Gast –

eine willkommene Abwechslung im grauen Pendleralltag.

Doch heute Morgen geschah etwas Kurioses.
Die Bahn war wie üblich relativ voll, jedoch gab es noch vereinzelt freie Sitzplätze. Mein Hund und ich hatte das Glück in einem ruhigen 2er Sitz zu sitzen. Da kam ein Mann und wollte sich offensichtlich neben uns setzen. Ich nahm meinen Rucksack, rückte auf den Fensterplatz durch, legte den Rucksack auf meine Beine und versuchte mühevoll den Hund zwischen meine Beine zu lotsen. Bei 20 Kilo und einer Schulterhöhe von 55 cm eher schwer – oft aber machbar.
Doch dann sprach der Mann ihn an „Hundchen… Geh weg!“.
Mein haariger Kollege fand das super! Ein neuer Name… „Hundchen“, den Nachnamen „Geh weg“ kannte er nicht, aber nun ja, wenn der Mann das gut fand, warum nicht.
Begeistert versuchte mein Hund Kontakt aufzunehmen. Er ist es gewohnt viele Streicheleinheiten zu bekommen, wenn sich jemand neben uns quetscht – weil warum sollte sich jemand einen Platz mit einem Hund teilen wollen, der Hunde hasst?

„Hundchen!!! Hundchen geh weg!!!“

Der Mann guckte meinem Hund direkt in die Augen und machte Gesten die für Hunde so viel heißen wie „ja, komm her, kletter auf meinen Schoß, hier ist mehr Platz“.
Als Mensch konnte man die Gesten aber auch als „Aaaaah Hilfe ein Monster! Wie ekelig“ interpretieren.

Ich nahm den Hund am Halsband und versuchte ihn so gut es geht von dem Mann fern zu halten – wenn man am Fenster im RE2 auf einem 2er Sitz sitzt, kann man sich vorstellen wie schwer dies ist, es ist nun einfach mal eng. Zudem freute sich mein Hund, so konsequent angesprochen zu werden.
Der Mann murmelte daraufhin erbost vor sich hin.

Doch was sollte ich tun? Aufstehen und gehen? Demnächst darauf verzichten meinen Hund mit zur Arbeit zu nehmen? Oder mit dem Auto fahren?

Ich bin dankbar dafür, dass in NRW so viel für Hunde getan wird. Ich will niemanden mit meinem Hund stören. Ich trainiere mit meinem Hund täglich Alltagssituationen und das höchste Maß an Sozialverträglichkeit.

Aber: Was tun bei Mitmenschen die eben diese nicht haben?

Autor:

Angelika Sommer aus Essen-Süd

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