Die örtliche CDU stellt Fragen zu Bauvorhaben und Infrastruktur
Boom-City Heidhausen

Stephan Sülzer und Yannick Lubisch freuen sich schon auf die Eröffnung der Heidhauser Boulebahn. 
Foto: Henschke
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  • Stephan Sülzer und Yannick Lubisch freuen sich schon auf die Eröffnung der Heidhauser Boulebahn.
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Weiterhin kräftig gebaut wird im boomenden Stadtteil Heidhausen. In der kommenden BV-Sitzung wird der Bebauungsplan vorgestellt für 75 zusätzliche Wohneinheiten. Hier stellen sich der örtlichen CDU etliche Fragen.

Auf dem 1,7 Hektar großen Areal an Barkhovenallee und Jacobsallee sind acht Mehrfamilienhäuser und 20 Einfamilienhäuser geplant. In den Anmerkungen zum Bebauungsplan heißt es, der wachsende Bedarf an bezahlbarem Wohnraum solle „innerhalb des Plangebietes durch einen angemessenen Anteil an geförderten Wohnungsbau“ gedeckt werden. Aktuell existierten im Stadtteil mit seinen rund 3.100 Haushalten nämlich weniger als zehn geförderte Mietwohnungen. Rund 30 Prozent der Gesamtwohnfläche des Geschosswohnungsbaus sollen also öffentlich geförderte Mietwohnungen werden. So werde der „Schaffung gemischter Strukturen in den Stadtteilen“ Rechnung getragen. Die geplante Bebauung trage dem Wohnbedarf der Bevölkerung Rechnung und sei eine wirtschaftlich sinnvolle und im Sinne einer Nachverdichtung städtebaulich verträgliche Folgenutzung für den Standort.

Das fügt sich nicht ein

Das ist das Stichwort für Yannick Lubisch und Stephan Sülzer von der CDU Heidhausen-Fischlaken. Schon wieder werde gebaut und Fläche versiegelt: „Wir haben durch etliche Neubaugebiete viele Grünflächen verloren. Im gesunden Maß wäre das in Ordnung. Doch wir müssen jetzt aufpassen, sonst geht der grüne Charakter unseres so lebenswerten Stadtteils endgültig verloren. Auch müssen wir die stetig zunehmende Verkehrsbelastung der Nebenstraßen im Auge haben.“ Zur geplanten Bebauung selbst meint Sülzer: „Uns wurde ursprünglich anderes vorgestellt. Frühere Modelle haben uns deutlich besser gefallen. Statt Einfamilienhäusern stehen nun an Barkhovenallee und Jacobsallee bis zu zehn Meter hohe Blöcke. Die fügen sich nun gar nicht ein in die vorhandene Bebauung.“

Wo bleiben die Kita-Plätze?

Gleichzeitig hinke die Infrastruktur des Stadtteils immer mehr hinterher. Was sei mit einer dringend benötigten Erweiterung der aus allen Nähten platzenden Grundschule und mit fehlenden Kita-Plätzen? Komme nun endlich eine gezielt auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Nachnutzung auf dem verwahrlosten früheren Fußballplatz im Volkswald? Indirekt geben die städtischen Planer eine Antwort. An der Barkhovenallee entstünden Eingriffe in die Natur, daher sei eine „Waldumwandlung“ erforderlich. Für eine insgesamt 3.680 m² große Fläche sei ein Ausgleich erforderlich. Die notwendige Ersatzaufforstung von 7.360 m² sei auf dem ehemaligen Sportplatz am Volkswald vorgesehen. Damit könne der Waldverlust im selben Stadtteil kompensiert werden. Ein Ersatz für die an der Jacobsallee entfallende Hundewiese sei allerdings nicht vorgesehen.

Was wird mit dem Volkswald?

Was Stephan Sülzer nun wirklich zornig macht: „Wir kämpfen seit Jahren für eine sinnvolle Folgenutzung der Fläche am Volkswald, doch die Verwaltung prüft erst einmal die Zuständigkeiten. Nichts geschieht. Diese auch rege für soziale Kontakte und den Stadtteil vereinende Feste genutzte Sportfläche wurde den Heidhausern weggenommen, sich selbst überlassen und liegt brach. Die Gebäude wurden verwüstet und auch angezündet. Hier treffen sich offenkundig junge Menschen, die sonst keinen Platz haben in Heidhausen und Fischlaken. Hier müssen Angebote her für Jugendliche, zum Beispiel ein Parcours mit Fitnessgeräten. Warum nicht einen Teil der Fläche nutzen als Hundewiese? Und wir bestehen weiterhin auf unserer Forderung einer waldnahen Kita an dieser Stelle.“ Hier gibt es Licht am Horizont: Laut Aussage des Trägers „Zukunftsorientierte Kinderbetreuung“ aus Mülheim ist eine Realisierung noch in diesem Jahr angedacht. Diese Wald-Kita soll fünf U3- und 15 Ü3-Plätze bieten.

Auf unbestimmte Zeit?

Freimütig räumt die städtische Behörde ein, dass die Versorgung mit Kitaplätzen in Heidhausen nicht auskömmlich sei und sich wegen des neuen Wohngebietes an der Grünen Harfe weiter verschlechtert habe. Daher finde sich auf 2.982 m² eine Kindertagesstätte in der Planung, nebst optionaler Erweiterungsfläche für die benachbarte Grundschule. Doch Vorfreude scheint verfrüht. Weiter heißt es nämlich, die Umsetzung der Kita-Planung sei nicht Gegenstand des Bebauungsplanes. Sie könne also zeitlich und baurechtlich unabhängig von dem Bebauungsplan realisiert werden.
Stephan Sülzer hofft inständig, dass das nicht auf Behördendeutsch „auf unbestimmte Zeit verschoben“ bedeutet: „Wir wollen dafür sorgen, dass neben Freizeitangeboten auch genügend Kita- und Grundschulplätze da sind. Auch vor dem Hintergrund des 2025 kommenden Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule. Wir brauchen eine vierzügige Kita an der Jacobsallee so bald wie möglich, wir brauchen die Erweiterung der Grundschule. Schon alleine, damit der uralte und marode Container-Pavillon endlich wegkommt.“

Erste Lichtblicke

Die Ortspolitiker sind nicht naiv: „Als wir 2017 das Thema Aufenthaltsqualität in Heidhausen anstießen, wussten wir natürlich, dass es nicht einfach würde, Dinge schnell umzusetzen. Unser Ziel war es, die Attraktivität des Stadtteils zu steigern und Angebote für alle Altersgruppen zu schaffen.“ Immerhin gebe es erste Lichtblicke. Mit Mitteln der Bezirksvertretung wurden Grünflächen aufgearbeitet und mit neuen Bänken versehen. Auf Betreiben des Bürger- und Heimatvereines wurden das Heiligenhäuschen renoviert, der Brunnen an der Jacobsallee, das Kriegsgefallenendenkmal vorm Rathaus. Die bereits angelegte Boulebahn steht kurz vor ihrer Eröffnung. Der Spielplatz wird aufgewertet, neben dem Kiosk gibt es einen kleinen Biergarten, der gerne noch erweitert werden könne. Yannick Lubisch hofft auf zusätzliche Anregungen: „Die Mitbürger sind weiterhin dazu aufgerufen, ihre Ideen einzubringen. So könnten wir uns sehr gut einen Feierabendmarkt vorstellen. Aber es gibt bestimmt noch ganz andere tolle Ideen.“
Am Heidhauser Platz sei auf Betreiben einer breiten politischen Mehrheit ein Nahverkehrs-Drehkreuz entstanden. Ab April solle dann die verlängerte Buslinie 190 die Ruhrlandklinik wieder mit dem Heidhauser Ortskern verbinden. Stephan Sülzer lächelt: „Darüber freuen wir uns sehr. Unser Ortsverband hat das Thema Mobilität immer wieder nach vorne gebracht und stand in engem Austausch mit Ruhrlandklinik, Stadt und Ruhrbahn. Wir setzen uns auch noch für einen Haltepunkt der SB 19 ein.“

Was tun für Senioren

Auch für Senioren müsse dringend etwas getan werden. Ein wichtiges Thema sei da die Versorgung mit Bargeld und die Abwicklung eiliger Bankgeschäfte. Nun wird Stephan Sülzer persönlich: „Leider hat die Sparkasse Essen entschieden, sich gänzlich aus Heidhausen zurückzuziehen. Mein Vater hat mehr als 40 Jahre lang die hiesige Geschäftsstelle geleitet und sich sehr um einen Geldautomaten bemüht, der 1990 auch kam. Leider wurde er nun ohne Ersatzlösung abgebaut und gerade ältere, nicht so mobile Menschen hängen in der Luft. Die Filiale Werden ist schlecht zu erreichen, es gibt dort kaum Parkplätze. Also wünschen wir uns, dass am Schwarzen oder am Heidhauser Platz ein Container mit den wichtigsten Komponenten aufgestellt wird, ein sogenannter Sparkassencube. Andere Städte nutzen diese Möglichkeit intensiv.“

Stephan Sülzer und Yannick Lubisch freuen sich schon auf die Eröffnung der Heidhauser Boulebahn. 
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Der verwahrloste Fußballplatz am Volkswald soll aufgeforstet werden.
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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