Die neue Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt
Mit Freude und Demut

Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt erfreut sich ihres Gartens. 
Foto: Henschke
  • Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt erfreut sich ihres Gartens.
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Zu ihrer Wahl im Essener Ratssaal erklärte Gabriele Kipphardt: „Ich nehme das Amt der Bezirksbürgermeisterin mit Freude, aber gleichzeitig auch mit Demut an.“

Diese Worte habe sie auch genau so gemeint: „Eine Riesenverantwortung und auch eine zeitliche Herausforderung.“ Sie habe lange und intensiv überlegt, ob sie das Amt auch wirklich ausfüllen könne und wolle. Denn wenn sie etwas anfange, dann richtig und mit allen Konsequenzen. Gabriele Kipphardt berief die Familien-Konferenz ein, die ein gewichtiges Wort mitzusprechen hatte bei den Überlegungen, ob sie sich zur Wahl stellen solle. Den Ausschlag habe letztlich die Tochter gegeben: „Mach es!“

Für alle Bürger da

Viele Stimmen wurden laut, dass man sich in der Führung des Bezirks gut eine Frau vorstellen könne. Auch wurde häufiger betont, dass nun endlich Kettwig an der Reihe sei. Den zweiten Aspekt sieht Gabriele Kipphardt nicht, so ein Bezirksbürgermeister sei selbstverständlich für alle Stadtteile und für die Sorgen und Nöte aller Bürger da. Und auf das „Ticket Frau“ sei sie ohnehin nie gefahren. Sie wolle durch ihre Arbeit überzeugen, nicht des Geschlechtes wegen bevorzugt werden. Das sei für sie beruflich auch nie ein Thema gewesen. Die Oberstudienrätin lehrte bis vor einem Jahr in Bochum am Europäischen Bildungszentrum der Immobilienwirtschaft. Mit Ganztagsbetrieb und etlichen Pendlerkilometern. Da war die Zeit begrenzt, sich lokalpolitisch einzubringen. Die sechs Jahre als Bezirksvertreterin schätzt sie als „Lernprozess“ ein. Vor allem wollte sie die Kollegen in der CDU-Fraktion bei der von Außenstehenden krass unterschätzten Arbeit entlasten. Schnell wurde klar, wie Gabriele Kipphardt gestrickt ist. Freundlich im Umgang, aber bestimmt in den Aussagen und durchaus beharrlich, wenn sie ein Thema nicht ausreichend gewürdigt sieht.

Traumberuf Lehrerin

Vor 66 Jahren in Aachen geboren, wuchs Gabriele Kipphardt in einer christdemokratisch geprägten Familie auf, nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und des Französischen wurde sie Lehrerin und hat es bis heute nicht bereut: „Mein Traumberuf. Ich habe Glück gehabt im Leben. Die Arbeit mit den Schülern war grandios.“ 1988 trat die große Liebe in Person des Kettwigers Guntmar Kipphardt in ihr Leben. Ein Lehrerkollege. Liebe am Arbeitsplatz? Birgt das nicht Risiken? „Ja, das war uns durchaus bewusst. Aber wir konnten sehr erwachsen umgehen mit der Situation.“ Schnell wurden Nägel mit Köpfen gemacht, Umzug nach Kettwig, Heirat, die Kipphardts sind stolz auf ihre Kinder Anna-Maria (31) und Markus (27). Politik spielt schon immer eine Rolle im Hause Kipphardt, denn Gatte Guntmar ist Kettwiger CDU-Vorsitzender, Ratsherr und Vorsitzender des Ratsausschusses für Stadtentwicklung, -planung und Bauen.

Pandemie ernstnehmen

Gabriele Kipphardt gärtnert mit Leidenschaft, freut sich über Rotkehlchen und Buntspechte in ihrem Garten, ist stolz auf den im Hochbeet selbstgezogenen Mangold. Sie kümmert sich um den nahe gelegenen Rosengarten, schaut dort auch nach den Bücherschränken und zudem noch nach einem Blumenrondell. Die Kipphardts reisen gerne, was im gemütlichen Wohnzimmer durch ausgesuchte Souvenirs dokumentiert wird. Doch Reisen sind zurzeit undenkbar. Überhaupt spielt Corona in den Überlegungen eine große Rolle. Gabriele Kipphardt nimmt die Pandemie sehr ernst, empfängt zum Interview daheim mit Maske: „Die aktuellen Werte sind viel zu hoch. Ein schärferer Lockdown hätte vielleicht zu besseren Zahlen geführt, aber wirtschaftlich können wir uns das wohl nicht erlauben.“ Die Familie reagiere auf ihre Art. Die Tochter reise zu Weihnachten an, nachdem sie sich vorher freiwillig in Quarantäne begeben habe, der Sohn wohne ohnehin mit den Eltern unter einem Dach. Ein paar positive Aspekte könne sie der Pandemie entlocken: „Der Digitalisierungsschub war wichtig und Onlinemeetings funktionieren inzwischen ganz pragmatisch. Auch ist die Rückbesinnung auf eine Vorratshaltung nicht verkehrt. So kann man die Einkaufsfrequenz stark minimieren. Vieles ist durch Corona bewusster geworden.“

Konstruktiver Dialog

Über die Vielzahl der für die nächsten Jahre anstehenden Themen möchte Gabriele Kipphardt jetzt noch gar nicht en détail reden. Da stehe so vieles auf der Agenda, das noch mit Leben gefüllt werden müsse. Auch sei ihr durchaus bewusst, wie groß der Stadtbezirk sei und wie viele Menschen hier ihre Heimat hätten. Nach und nach wolle sie sich von Ortskundigen jeden noch so verborgenen Winkel des Bezirkes IX zeigen lassen. Gabriele Kipphardt möchte Informationen aus erster Hand sammeln und alle Aspekte kennenlernen. Wie würde die Bezirksbürgermeisterin ihre Herangehensweise einordnen? „Ich werbe für einen konstruktiven Dialog mit der Verwaltung, mit den Bürgern, aber auch mit den anderen Parteien. Das ist für mich eine Frage der politischen Kultur. So gehen wir auch in der CDU-Fraktion miteinander um.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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