Mastjahre bei Eichen
Investition in die Zukunft

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Der Name "Mastjahr" stammt noch aus Zeiten, in denen die Schweine in den Wald getrieben wurden, um sie dort mit  den herabgefallenen Bucheckern, Eicheln und Kastanien zu mästen.
Abhängig von der Baumart gibt es Jahre, in denen besonders viele Früchte von den Bäumen produziert werden.
Bei einem Spaziergang fiel mir auf, dass an vielen  Eichen  in diesem Jahr so viele Eicheln hingen, dass sich die Astenden bogen. Unter den Straßenbäumen schepperte es bei jedem Windstoß , weil die Früchte  auf die Dächer und Motorhauben der  darunter  parkenden Autos niederprasselten. 

Ob man das beobachtete Phänomen verallgemeinern kann, mag ich nicht beurteilen. Die Perioden zwischen zwei Mastjahren sind bei den einzelnen Eichenarten unterschiedlich lang. Früher sagte man generell 7 Jahre. Oft heißt es inzwischen "zwischen 6 und 12 Jahren".  Bei Trauben- und Stieleiche liegen nur zwei bis drei Jahre zwischen zwei Mastjahren.
Pollenallergiker erfahren oft leidvoll als Erste, ob ein Mastjahr mit verstärkter Blüten- und Fruchtbildung ansteht.
Und nicht immer ist ein Mastjahr ein Zeichen für den Energieüberschuss eines Baumes. Es kann auch das Gegenteil der Fall sein. Bei Wasser- und Nährstoffmangel gibt es das Phänomen der "Angstblüten".  Gerade bei dem Wassermangel in diesem Sommer kann es sein, dass ein Baum seine restliche Energie nicht in den eigenen Vegetationskörper steckt, sondern sie der nächsten Generation zur Verfügung stellt. "Der Baum denkt nicht an sich, sondern nur an die Zukunft", meint der Förster Timm Laumanns angesichts der Veränderungen durch den Klimawandel.
Auf jeden Fall ist ein Mastjahr ein Kraftakt für den Baum, da Stammwachstum und Fruchtbildung um die Energiereserven  konkurrieren. Wenn man sich vorstellt,dass eine Lärche in einem Mastjahr 10 mal so viele Zapfen trägt wie in normalen Jahren, wird das besonders augenfällig. Nach einem Mastjahr müssen die Energiespeicher erst einmal wieder aufgefüllt werden. Bei Buchen fällt die Belaubung nach einem Mastjahr deshalb  um 30% geringer aus.
Dass Bäume in Krisenzeiten unter Aufwendung der letzten Kräfte ihre Energie in die nächste Generation investieren, ist aber auch ein starkes Bild der Hoffnung.
Vielleicht sollten wir froh sein, wenn es sich  2022 um kein generelles Mastjahr handelt, denn eine Bauernregel lautet:
Wenn die Eichen viel Früchte tragen, wird ein langer Winter tagen."
Und den brauchen wir in diesem Jahr wirklich nicht.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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