Essener Fahnen-Pracht-Boulevard - die Rullichstraße

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Kennen Sie die Rullichstraße? „Hmm, unbekannt.“ Nächste Frage: Die Straße mit den meisten Deutschlandfahnen in Essen? „Ach ja, die Rullichstraße in Altendorf!“ Garantiert, fast jeder hat sie gesehen, begangen, befahren – vom Steppke bis zum Senior. Denn die „Rullich“ ist der Pracht- Boulevard der Fußballfans in Essen. Mittendrin Kreativ-Kopf Achim Klimmeck, König der fußballverrückten Fahnen-Meile…

Zu Fußball-freien Zeiten liegt die kleine Rullichstraße himmlisch ruhig – eingebettet zwischen Altendorfer- und Ehrenzeller Straße. Wehe, wenn es wie jetzt um die Fußball-Europameisterschaft geht. Dann dreht der 56-jährige kernige Klimmeck durch. Er steckt mit seinem Ball-Virus die komplette Nachbarschaft an. Auch Schwager Reinhard Sommer, der sich mit drei-Farben-Kappe und Hemd zwar noch dezent kleidet. Hingegen flaggen die Rullicher wuchtig, weltmeisterlich.

Schwarz-Rot-Gold macht die Rullichstraße immer magischer. Flatterten 2010 fast 400 Meter Banner in handwerklicher Meisterarbeit in 4.80 Höhen „Sicherheitsabstand für LWK“, so Klimmeck – wehen just 2012 hundert Fahnen mehr, also 350 Flatter-Banner. Sorgen bis zum 1. Juli hier für Publikum-Pulks. „Auch die Polizei ist quasi auf der „Rullich“ aus dem Häuschen wie das Ordnungsamt.“ Anzeigen? Nö, denn der Perfektionist Klimmeck hat Köpfchen.

Wochen vorher klügelt er alles aus. „Drahtseile werden gespannt. Fahnenlänge ca. 10.50 bis 15 m. Dafür wiederum Draht geschnitten, um Ösen herzustellen, damit ich die schwarz-rot-goldenen Stoffe befestigen kann. Drahtseile mit Doppelklemmen verschraubt – von Laterne zum Baumgespannt – um Fahnenhalt zu schaffen.“
Tja, Fußball-Halt findet er nicht100 % bei seiner Freundin, die seine „Verrücktheit“ nicht teilt, aber toleriert. Sie sorgt für Deftiges bei Fußballspielen mit mindestens 50 Frikadellen, 50 Hähnchen-Bollen, Kartoffelsalat und mehr, damit die Freunde nicht vor Aufregung schlapp machen beim Rudel-Gucken…

Wie schafft Achim Klimmeck es, sein Stimmungsbarometer in Höchstform aufzudrehen? Es liegt wohl im Blut. „Als Drei-Jähriger bastelte ich mir meine erste Fahne.“ 20 Jahre kickte er in Rellinghausen, BV Eintracht 16. Der Ball bleibt für den gelernten Bauschlosser, Gerüstbauer, Schweißer, Ausbeiner seine absolute Zweitbraut.

Und so muss sich seine „Erst-Braut“ täglich mit Achims Verkleiden abfinden. Von Kopf bis Fuß. Oben wie ein Harley-Heizer – mit geknotetem Tuch. „Ich war Trikes-Fahrer.“ Fähnchen unter den Augen „statt Tränensäcke“…Tja, im Dreiklang geht’s farbig runter bis zu den Schuhen. Selbst die Ohren locken mit Hähnchen leichten Federn. Klar: schwarz, rot, Gold…Sollte mal eine Mannschaft nicht spielen wie gewünscht, rennt Klimmeck in den Keller. Hämmert er wie ein Specht auf seinen Box-Sack, lässt die Fäuste prasseln.

Das Rullich-Fahnenbild bestimmen just außerdem die vier Fußballgruppen. „Also die 16 teilnehmenden Mannschaften. Wir Fußballer sind Patrioten, keine Rassisten.“
Wer steht im Endspiel? „Deutschland : Spanien“. Wer gewinnt? „Deutschland!“
Welch eine Frage. Am 1. Juli heizen die „Rullicher“ nämlich mächtig los mit fetzigem Straßenfest.

Allbau-Pressesprecher Dieter Remy verspricht im Gespräch mit dem Westanzeiger, die Fete mit einem finanziellen Beitrag zu unterstützen. „Ich finde es gut, dass hier was für die Gemeinschaft, Nachbarschaft gemacht wird.“

Übrigens, wenn in zwei Jahren es in Brasilien um die Weltmeisterschaft geht, heißt es 2014 auf der Rullichstraße: Ramba Zamba, Mega-Mammut-Samba-Fahnen-Fieber! Fotos: Decker

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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