Hass, Gewalt und Zerstörung - die Novemberpogrome 1938

Die Novemberpogrome vom 9. auf den 10. November 1938 waren eine vom Nazi-Regime organisierte und gelenkte Zerstörung von Leben, Eigentum und Einrichtungen jüdischer Menschen im gesamten "Deutschen Reich". Bei diesen Pogromen wurden im November 1938 viele Menschen ermordet oder in den Tod getrieben, hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Vergewaltigungen jüdischer Frauen. Wieviele Menschen später an den Folgen der erlittenen Misshandlungen und den Haftfolgen starben, ist nicht bekannt.

Bereitwillig kam man auch in Gelsenkirchen den Befehlen der Nazi-Führung nach, hier ging man weit über das geforderte Maß hinaus. Für viele der "arischen Volksgenossen" war es eine willkommene Gelegenheit, sich in der Pogromnacht an jüdischen Nachbarn "auszutoben" und sich an ihrem Eigentum zu bereichern. Am späten Abend begannen die Nazi-Schergen mit der Zerstörung der Geschäfte, Wohnungen und Praxen jüdischer Bürger. Raubend, brandschatzend und plündernd zogen die Schlägertrupps durch die nächtlichen Straßen Gelsenkirchens, bereitwillig unterstützt von den willfährigen Mittätern aus der "Volksgemeinschaft".

Zunächst kamen die großen Ladengeschäfte auf der Bahnhofstraße, im Volksmund auch "Jerusalemer Straße" genannt, da sich dort noch viele Geschäfte jüdischer Eigentümer befanden, an die Reihe. Mittels mitgebrachter Eisenstangen wurden die Schaufensterscheiben zerschlagen. Dann ging es weiter in die von Juden bewohnten Häuser. Auch in den Zentren von Schalke, Horst, Buer und anderen Orten im Stadtgebiet wurden Wohnungen und Geschäfte von Juden zerstört, dabei wurden die verlassenen Wohnungen und Geschäfte der bereits am 28. Oktober 1938 nach Polen (Zabszyn) abgeschobenen jüdischen Menschen natürlich nicht ausgelassen.

Die schon vorher informierten nichtjüdischen Hausbewohner öffneten den Schlägertrupps bereitwillig die Türen der Häuser. Wurde auf das Läuten an der Wohnungtür von den jüdischen Bewohnern nicht sofort geöffnet, schlug man die Türen ein. Viele der "spontanen Rächer" hatten die nötigen Einbruchswerkzeuge wie Äxte, Hämmer und Brechstangen "zufällig" dabei. Systematisch wurden die schon vorher erstellten Listen mit den Adressen der Geschäfte und Wohnungen jüdischen Mitbürger von den Schlägertrupps "abgearbeitet". Einzelne wurden aus den Fenstern ihrer Wohnungen gestürzt, Männer wurden brutal zusammengeschlagen, Frauen mißhandelt und vergewaltigt. Schutz- und wehrlos waren die jüdischen Menschen der massiven Gewalt der Nazis ausgesetzt.

Erinnerungen jüdischer und nichtjüdischer Zeitzeugen: http://www.gelsenzentrum.de/9_november_2010_gelsenkirchen.htm

Autor:

Heike Jordan aus Gelsenkirchen

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