Schalkes Erfolg hat einige Verlierer

Jermaine Jones am Boden? Der 31-Jährige hat seinen Stammplatz verloren. Foto: Gerd Kaemper
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Vier Spiele in Folge gewonnen, davon drei in Folge ohne Gegentreffer. Der FC Schalke 04 reitet derzeit auf einer Erfolgswelle. Allerdings gibt es nicht nur die Gewinner namens Kevin-Prince Boateng oder Dennis Aogo.

Cheftrainer Jens Keller gab es schon fast kleinlaut am späten Mittwochabend nach dem Bukarest-Sieg zu: „Wir haben derzeit eine gute Phase.“ Er lächelte dabei. Keller wird diese Phase selbst am meisten genießen. Es gibt wohl keinen anderen Angestellten auf Schalke, der im letzten dreiviertel Jahr so viel Gegenwind auf Schalke spürte, wie der blau-weiße Übungsleiter. Der bekam mit Dennis Aogo und Kevin-Prince Boateng kurz nach Saisonbeginn auch noch einmal Verstärkungen, die voll einschlugen.

Seit Boateng und Aogo da sind, gewann Schalke dreimal und siegte jedes Mal ohne Gegentreffer. Es gibt für das Trainerteam rund um Jens Keller also keinerlei Anlässe, in der näheren Zukunft etwas an dem Erfolgsteam zu ändern. „Never change a winning team“, heißt es so schön. Gerade daraus aber kristallisieren sich Verlierer heraus.

Jermaine Jones ist spielerisch zu limitiert

Jermaine Jones fehlte aufgrund seiner Gelb-Rot-Sperre aus dem Saloniki-Rückspiel zwar sowieso für das erste Gruppenspiel der Champions League. Doch schon zuvor in den Ligaspielen gegen Leverkusen und in Mainz musste Jones seinen Platz räumen. War es im zweiten Spiel vielleicht auch sein Pech, als einer der Letzten von der Länderspielpause wiedergekommen zu sein und eine strapaziöse Reise hinter sich gehabt zu haben, und somit für Keller keine Option für die Startelf in Mainz zu sein, so musste er sich schon zwei Wochen zuvor im Heimspiel gegen Leverkusen seinen Konkurrenten Roman Neustädter und Marco Höger beugen.

Jones ist wertvoll wie kein Zweiter im Schalker Team, wenn es um Bälle erobern geht. Ein Typ wie Eurofighter Marc Wilmots, ein „Kampfschwein“, das jedem Bundesligisten gut zu Gesicht steht. Doch spielerisch limitiert. Gerade in den ersten Spielen der noch so jungen Saison zeigte sich gerade im Aufbau- und Umschaltspiel, dass er Defizite auf höchstem Niveau zeigt. (Leider) Einzige Ausnahme war sein langer Pass auf Uchida in Saloniki vor dem 0:1, das Adam Szalai damals dann vollstreckte. Mittelfristig wird sich Jones auch Leon Goretzka beugen müssen. Der 18-Jährige bekommt derzeit sogar eher Einsatzminuten, als der US-Amerikaner. Es scheint, als liefe ganz unauffällig die Zeit von Jones in der Bundesliga ab. Denn sein Vertrag auf Schalke läuft am Ende der Saison auch aus. Jones selbst bekräftigte schon einige Male, dass er nicht innerhalb der Bundesliga wechseln würde. Die USA reizt ihn. Vor allem, weil er nach der Karriere sowieso mit seiner Familie dort leben will.

Christian Fuchs ist nur noch Linksverteidiger Nummer drei

Neben Jones ist auch Christian Fuchs einer der großen Verlierer. Der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft ist meilenweit von seiner Bestform entfernt, die er noch zu seinen Anfängen hatte, als er vom FSV Mainz 06 in den Pott wechselte. Zuletzt unkten schon viele, dass der Linksverteidiger nur noch bei Freistößen und Einwürfen stark wäre. Doch nicht einmal seine Standardsituationen flößen den Gegnern noch Angst ein. Ganz zu schweigen von seiner Defensivarbeit. Die ist aber das Elementare als Defensivspieler. Und da hatte schon in der letzten Saison der 19-jährige Sead Kolasinac ihm den Rang abgelaufen, der zwar offensiv keine Glanzpunkte setzte, aber der Abwehr mehr Stabilität verlieh. Unrealistisch ist es, dass Fuchs ausgerechnet jetzt auch gegen Bayern München spielen wird. Mit der Nationalmannschaft Österreichs erlebte er unter anderem gegen Thomas Müller und Deutschland wieder sein Waterloo und knüpfte an seine schwächsten Schalker Leistungen an. Gegen Bukarest wurde er nur als linker Mittelfeldspieler eingewechselt, weil das Spiel schon entschieden war und Kolasinac erst in dieser Woche wieder nach einer wochenlangen Verletzung mit dem Mannschaftstraining wieder begonnen hat. Doch Fuchs’ viel größeres Problem: Dennis Aogo.

Der deutsche Nationalspieler verkörpert scheinbar die jeweiligen Stärken seiner Konkurrenten zusammen. Schon jetzt steht er in der Gunst der Fans ganz weit oben. Sein Stellungsspiel, seine technischen Fähigkeiten und seine Standardsituationen und Vorstöße in die Offensive verlaufen momentan perfekt nach S04-Plan. Die „nur“ 1,84 Meter große Leihgabe vom Hamburger SV gewann sogar fast all’ seine Kopfballduelle gegen Bukarest. Symptomatisch für seine derzeitig starken Leistungen. Denn es waren die Rumänen, die am Mittwochabend gefühlt 90 Prozent aller Kopfballduelle für sich entscheiden konnten. „Wir haben anfangs zu viele lange Bälle gespielt, dabei war Bukarest in der Luft viel zu stark“, erkannte auch Julian Draxler nach dem Spiel an.

Leon Goretzka und Max Meyer haben ihre Karrieren noch vor sich

Draxler ist einer der Jungspunde im Keller-Team. Einer der Jungspunde, der aber auch spielt. Denn ein Leon Goretzka (18) oder ein seit gestern, 18. September, auch volljähriger Max Meyer, müssen derzeit zurückstecken. Sie sind keine Verlierer, dafür sind sie noch zu jung und sollen auch behutsam aufgebaut werden. Doch sie dürften es schwer haben, sich in den nächsten Wochen kontinuierlich in der Stammelf wiederzufinden, wenn sich keiner der Mannschaftskollegen schwerer verletzt.

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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