Abschied von Götz George

Erstaunlich, wie leise und unbemerkt sich Götz George, einer der großen deutschen Schauspieler am 19. Juni von der Welt und seinem Publikum verabschiedete.

Dabei haben wir ihn doch laut und polternd zumindest in seiner Paraderolle als Schimanski, kurz Schimmi, im Tatort Duisburg fast 30 Jahre lang erlebt und bis heute in Erinnerung. So liebten wir Frauen den Macho-Polizisten, der Duisburg und dem ganzen Ruhrgebiet bewies, was ein Bulle draufhaben muss, um die Knackis und Scheißkerle zur Strecke zu bringen.


George bewies allerdings in seiner zweiten Lebenshälfte, dass er jede große Charakterrolle zu meistern verstand. Ob in Helmut Dietls bissiger Satire „Schtonk!“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher , ob in Romuald Karmarkars „Der Totmacher“als Jungenmörder Fritz Haarmann, ob als Alzheimer-Erkrankter in „Mein Vater“ oder als todkranker Staatsanwalt in Andreas Kleinerts „Nacht ohne Morgen“ im Stricher-Milieu. Götz George spielte nicht die Rolle, er lebte sie.
Seine größte und schwerste Rolle nicht nur als Schauspieler, auch als Sohn meisterte er fast zum Ende seines Lebens, indem er das Dokudrama über sein großes schauspielerisches Vorbild, seinen eigenen Vater Heinrich George, spielte.

Für die Dreharbeiten besuchte er den Ort, an dem dieser starb – das Lager Sachsenhausen. Der Film thematisiert in Interviews, Spielszenen und Originalaufnahmen die Not des Künstlers im Dritten Reich. Erst von den Nazis für ihre Propagandazwecke missbraucht, dann von den Russen im Lager erniedrigt, starb Heinrich George, ohne die Freiheit wiedererlangt zu haben. Seine Familie erfuhr erst zwei Jahre später von seinem Tod.

Götz George klärte auf schauspielerischem Weg seine Vater-Sohn-Beziehung, die er zum Schluss ganz schmerzfrei mit den Worten beschrieb:
„Du hast mich immer überholt, warst eben immer besser… weil besessener.“

Danke für die Stunden der Unterhaltung, der Belehrung, der Komik, der Spannung, der Betroffenheit, der Trauer, der Freude… kurz: Danke für Deine Kunst! Sie wird mir fehlen.
Ruhe in Frieden

Autor:

Barbara Erdmann aus Gladbeck

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