Hartz-IV-Empfänger im Kreis mussten Kredit beim Jobcenter aufnehmen

Beklagt, dass immer mehr Hartz-IV-Empfänger „auf Pump“ leben müssen: Yvonne Sachtje. Die Geschäftsführerin der NGG Gelsenkirchen-Herten will, dass insbesondere Aufstocker künftig von dem, was sie im Job verdienen, auch leben können. | Foto: NGG
  • Beklagt, dass immer mehr Hartz-IV-Empfänger „auf Pump“ leben müssen: Yvonne Sachtje. Die Geschäftsführerin der NGG Gelsenkirchen-Herten will, dass insbesondere Aufstocker künftig von dem, was sie im Job verdienen, auch leben können.
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Immer mehr Hartz-IV-Empfänger aus dem Kreis Recklinghausen sind auf Kredite angewiesen. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Gelsenkirchen-Herten hingewiesen.

Nach den aktuellsten Daten vom März haben 412 Hartz-IV-Empfänger im Kreis Recklinghausen ein zinsloses Darlehen bei ihrem Jobcenter aufgenommen, so die NGG. Dies seien über 162 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Im Schnitt stehe jede Hartz-IV-Familie, die im Kreis Recklinghausen als Bedarfsgemeinschaft ein Darlehen als Unterstützung erhalte, mit 546 Euro beim Jobcenter in der Kreide.

„So einen Kredit brauchen die Menschen dann, wenn plötzlich ein finanzieller Engpass kommt. Das kann die Stromrechnung sein, die höher ausfällt als erwartet. Genauso die kaputte Waschmaschine oder eine unerwartete Reparatur am Auto. Und auch Kleidung, die dringend notwendig ist und gekauft werden muss, weil sie secondhand nicht beschafft werden kann“, sagt Yvonne Sachtje.

Die Geschäftsführerin der NGG-Region Gelsenkirchen-Herten verwies darauf, dass ein Großteil der Hartz-IV-Empfänger Aufstocker seien: „Darunter sind viele, die sogar Vollzeit arbeiten. Was sie dabei verdienen, reicht allerdings nicht zum Leben.“

Schuld daran seien zu niedrige Stundenlöhne. „Wenn Menschen im Job mit Dumpinglöhnen so ausgebeutet werden, dass der Staat über Hartz-IV Geld zuschießen muss, dann muss auch dem letzten Politiker klar werden, dass wir einen Mindestlohn brauchen“, so Yvonne Sachtje.

Dass es darüber hinaus immer mehr Betroffene gebe, die zudem einen Kredit beim Jobcenter aufnehmen müssten, mache deutlich, wie dramatisch die Entwicklung auf dem Niedriglohnsektor sei. „Es kann nicht sein, dass Menschen mit einem Stundenlohn von 5,70 Euro oder weniger nach Hause gehen müssen“, sagt Yvonne Sachtje. Besonders häufig treffe es Frauen.

Die NGG-Geschäftsführerin fordert deshalb einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro. „Dabei darf die Branche und der Ort, an dem man arbeitet, keine Rolle spielen“, so Sachtje. Sie erteilte damit der CDU eine Absage, die einen bundesweiten, gesetzlich festgelegten Mindestlohn nach wie vor als „falschen Weg“ bezeichne.

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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