"Grup Yorum"-Konzert sorgt im Gladbecker Rathaus für Sorgenfalten

Mit einer musikalischen Mahnwache demonstrieren die Musiker, Unterstützer und Fans der türkischen Band "Grup Yorum" auf dem Rathausplatz gegen die ablehnende Haltung der Stadt Gladbeck betreffs des Live-Konzertes, das die Gruppe eigentlich am Samstag, 18. Juni, in Butendorf geben wollte. | Foto: Kariger/STADTPSPIEGEL Gladbeck
  • Mit einer musikalischen Mahnwache demonstrieren die Musiker, Unterstützer und Fans der türkischen Band "Grup Yorum" auf dem Rathausplatz gegen die ablehnende Haltung der Stadt Gladbeck betreffs des Live-Konzertes, das die Gruppe eigentlich am Samstag, 18. Juni, in Butendorf geben wollte.
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Gladbeck. Der Name der Band "Grup Yorum" dürfte den meisten Gladbeckern bislang ebenso unbekannt sein, wie auch der Gruppierung "DHKP-C". Doch seit einigen Tagen sorgen zumindest die Musiker für Aufsehen, denn sie wollen nach wie vor am Samstag, 18. Juni, in Gladbeck ein großes Live-Konzert geben.

Den Plänen für dieses Konzert steht man im Rathaus am Willy-Brandt-Platz indes deutlich ablehnend gegenüber. Zumal bislang im Rathaus das besagte Konzert noch nicht einmal angemeldet wurde. Und das, obwohl die Veranstalter mit mehr als 5.000 Besucher rechnen. Vermutlich könnte sogar die 10.000er-Grenze überschritten werden. Für das Konzert wird übrigens nach wie vor per Internet kräftig geworden, auch der Vorverkauf der Eintrittskarten läuft nach Angaben der Stadt Gladbeck weiter. Als Konzertgelände haben sich die Planer von "Grup Yorum" übrigens das Gelände des "Alevitischen Kulturverein" in Butendorf, Im Linnerott, ausgesucht.

"DHKP-C" gilt als "terroristische Vereinigung"

Seitens der Stadt Gladbeck gibt es aktuell zwei Gründe, die gegen die Durchführung des Konzertes sprechen. In erste Linie sind hierfür Sicherheitsbedenken ausschlaggebend. Das Gelände sei für eine Veranstaltung dieser Größenordnung völlig ungeeignet, begründen Rainer Weichelt (1. Beigeordneter) und Nina Frense (Beigeordnete und Ordnungsdezernentin) die Einstellung der Stadt Gladbeck. Da keine Anfrage der Gruppe im Rathaus vorliege, gebe es bislang auch kein verlässliches Sicherheitskonzept. Die bislang vorliegenden Infos hat sich die Stadt Gladbeck aus dem Internet besorgt.

"Wir wollen und können das Konzert der Band nicht verbieten," betonen Frense und Weichelt. Sehr wohl möchte die Stadt Gladbeck die Veranstaltung aber verhindern. Die Bedenken gegen das Konzert hat man auch dem "Alevitischen Kulturverein" mitgeteilt, dem eine Anfrage der Band betreffs Überlassung des Vereinsgrundstückes vorliegt. Nach Erkenntnissen der Stadt Gladbeck hat der "Alevitische Kulturverein" denn auch die Anfrage von "Grup Yorum" schriftlich abgelehnt.

Auch der Staatsschutz warnt vor Veranstaltung

Und der zweite Grund der ablehnenden Haltung der Stadt Gladbeck ist von politischer Natur. Diesbezüglich ist auch der "Staatschutz" inzwischen mit im Boot: Die "Grup Yorum" macht immer wieder keinen Hehl daraus, der in der Türkei aktiven Organisation "DHKP-C" nahezustehen. So gab es bei "Grup Yorum"-Konzerten schon öfters Spruchbänder mit politischem Inhalt und es wurde "DHKP-C"-Propagandamaterial verteilt.

Die "DHKP-C" (Revolutionäre Volksbefreiungspartei/-Front) wurde im Jahr 1971 in der Türkei gegründet, hat sich in den Folgejahren nach und nach radikalisiert und verübte ihren ersten Anschlag im Jahr 1996. Im Jahr 2015 zum Beispiel entführte die "DHKP-C" in der Türkei einen Staatsanwalt. Die Entführung endete mit dem Tod des Staatsanwaltes und zwei seiner Entführer äußerst blutig. Eine Sängerin von "Grup Yorum" kommentierte diese Geschehnisse mit den Worten "Die Verantwortung dafür trägt der Staat..."

"Grup Yorum" steht im Verdacht, eine Art "Geldbeschaffer" für die Aktivitäten der "DHKP-C" zu sein. Die "DHKP-C", eine marxistisch-leninistische Gruppierung, wird international als "terroristische Vereinigung" eingestuft, ist daher seit 1998 in Deutschland und inzwischen auch in allen anderen Staaten der "Europäischen Union" verboten.

"Wir können die Augen nicht zu machen!"

Man dürfe und wolle sich nicht zu Handlangern einer als terroristisch eingestuften Gruppe machen, betonen Nina Frense und Rainer Weichelt. "Wir können die Augen nicht einfach zu machen!". Dazu kommt auch noch ein Erlass des Bundes-Innenministerium vom 30. März 2016, der Unterstützern derartiger Gruppen Strafen androht.

Größten Wert legt man im Rathaus darauf, dass die ablehnende Haltung nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Krise zwischen Deutschland und der Türkei zu sehen sei. Denn die Aktivitäten der "DHKP-C" würden sich nicht gegen die Erdogan-Politik richten, sondern gegen den Staat Türkei.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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