Das Lesen lernen hilft, die Seele zu stärken

Dr. Barbara Rupp, ehemalige Lehrerin an einem Bochumer Gymnasium, gründete 2007 in Sprockhövel die Initiative „Mentor – Die Leselernhelfer“. Mittlerweile gibt es am Ort rund 100 Mentoren. Für sie gibt es am Freitag, 14. Februar, 19 Uhr, in der Artothek eine vergnügliche Leseveranstaltung (Anmeldung!)
  • Dr. Barbara Rupp, ehemalige Lehrerin an einem Bochumer Gymnasium, gründete 2007 in Sprockhövel die Initiative „Mentor – Die Leselernhelfer“. Mittlerweile gibt es am Ort rund 100 Mentoren. Für sie gibt es am Freitag, 14. Februar, 19 Uhr, in der Artothek eine vergnügliche Leseveranstaltung (Anmeldung!)
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Kinder und Jugendliche lesen immer weniger. Sie bekommen auch im Elternhaus immer weniger vorgelesen. „Mentor – Die Leselernhelfer“ wollen dem entgegenwirken. Die Initiative wurde 2007 in Sprockhövel durch die ehemalige Gymnasiallehrern Dr. Barbara Rupp gegründet. Der STADTSPIEGEL hat sie zu Hause besucht.

Die Schule vermisst sie nicht wirklich und den Umgang mit Kindern hat sie sich erhalten – Dr. Barbara Rupp unterrichtete Sprachen und ist in der Welt der Bücher zu Hause. In diese Welt möchte sie auch Kinder mitnehmen und das hat sie durch die Initiative „Mentor – Die Leselernhelfer“ auch geschafft. Fast 100 Mitglieder hat die Initiative heute in Sprockhövel, die 2009 ein Verein wurde.
„Mit Ausnahme von Gennebreck sind wir an allen Sprockhöveler Schulen tätig. Begonnen haben wir in Niedersprockhövel an der Grundschule Börgersbruch und an der Gemeinschaftshauptschule“, erzählt Barbara Rupp. „Dabei geht es nicht nur um die Kompetenz Lesen. Wir nutzen diese Möglichkeit, um Kindern in der Schule eine warme, kuschelige Situation zu bieten und spielerisch Lesekompetenzen zu vermitteln.“
In der Regel besuchen die Mentoren die Kinder einmal pro Woche für eine Schulstunde. Einmal pro Woche? „Viele Mentoren sagen schon zu Beginn, das es viel zu wenig sei und nichts bringe. Doch sie erleben dann, dass es für die Kinder etwas ganz Besonderes ist, wenn ein Erwachsener extra für sie in die Schule kommt und nur mit ihnen allein etwas macht. Es wird ja nicht einfach nur vorgelesen. Die Kinder lesen manchmal selbst, manchmal wird im Wechsel gelesen. Es entwickeln sich Gespräche, oft auch über die Geschichte hinaus. Es ist eine sehr persönliche Zeit zwischen dem Mentor und dem Kind.“
Natürlich werden „ganz nebenbei“ auch die fehlenden Sprach- und Lesekompetenzen eingeübt. Die Kinder werden zwar von den Lehrern ausgewählt, doch sie kommen freiwillig. Auch die Eltern müssen der Idee zustimmen. „Wenn ein Kind das wirklich nicht möchte und sich verweigert, dann bringt das auch nichts. Das haben wir in den sieben Jahren aber höchstens zweimal gehabt.“
Wesentlich öfter kommt es vor, dass sich Freundschaften und persönliche Beziehungen zwischen dem Mentor und seinem Schützling entwickeln. Das kann dann auch einmal in einem Theaterbesuch münden.
„Viele Kinder werden im Elternhaus nicht mehr mit dem Buch groß. Die Eltern lesen selbst nicht und das Kind hat keine Vorbilder. Es wird immer weniger vorgelesen und so entwickelt das Kind zum Buch keine Beziehung. Das wollen wir ändern.“
Bücherschatzkisten in den Schulen, der Besuch der Bücherei (Mentoren bekommen für den Bereich Jugendliteratur von der Bücherei Sprockhövel eine kostenlose Benutzerkarte) gehören zur Idee dazu. „Wir wünschen uns noch viel mehr Mentoren“, so Barbara Rupp. 100 Mitglieder sind noch lange nicht genug, es gibt eine Warteliste bei den Kindern. „Gewünscht sind vor allem auch männliche Mentoren. Mindestens achtzig Prozent unserer Mentoren sind weiblich und es wäre schön, wenn wir gerade für Jungen mehr männliche Mentoren hätten. Auch bilinguale Mentoren wären toll. Wir haben auch Kinder mit Migrationshintergrund, die noch nicht gut sind in der deutschen Sprache. Es wäre schön, wenn man diese Kinder in ihrer Muttersprache ansprechen kann. Das Lesen selbst wird natürlich in deutscher Sprache durchgeführt.“
Der Umgang mit Sprache ist im Zeitalter der Kurznachrichten nicht selbstverständlich. „Wir haben auch Kinder, die zwar lesen, aber den Sinn des Gelesenen nicht verstehen. Und wir haben Kinder, für die ist die mangelnde Lesekompetenz auch ein Ausdruck mangelndes Selbstbewusstseins. Wenn wir hier helfen können, dann geht es um viel mehr als um Lesen.“

Auch in Hattingen gibt es „Mentor – Die Leselernhelfer“. Der Hattinger Verein ist noch recht jung – der STADTSPIEGEL berichtete im März 2013 über die bevorstehende Gründung – und hat im Dezember 2013 die Anerkennung als gemeinnütziger Verein erhalten. Bereits tätig ist der Verein an den Grundschulen Heggerfeld und Bruchfeld. Die aktuelle Akquise bei den Hattinger Grundschulen hat einen sehr großen Bedarf an Leselernhelfern, beispielsweise bei der GS Bredenscheid und bei der GGS Alt-Blankenstein, offenkundig gemacht.
Daher sucht der Verein, der auch Mitglied im Mentor-Bundesverband ist, weitere Menschen, die sich als Leselernhelfer zur Verfügung stellen. Sie sollten die Liebe zum Buch und zur Sprache mitbringen und die Zeit, einmal pro Woche in den Schulen für ein Kind zu lesen. Nähere Infos gibt es bei Jutta Kleinheisterkamp, Mentor -Die Leselernhelfer Hattingen e.V., Südring 23, Telefon 02324/6865784.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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