Wenn der Partner zur Gewalt greift

Annemarie Enßen (Weißer Ring), Sven Flügge (Kriminalhauptkommissar), Ruken Korkut (Frauenhaus EN), Sengül Özkan (Frauengruppe DITIB), Inge Berger (Kick), Jutta Dincă (Gleichstellungsbeauftragte), Dilek Eroglu (Frauengruppe DITIB). Nicht im Bild: Marianne Funda (Frauenbeauftragte des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten und Schwelm). Sie musste die Veranstaltung wegen eines anderen Termins früher verlassen.  infomaterial über häusliche Gewalt liegt im Kick, Augustastraße 11, aus.
Foto: Kosjak
  • Annemarie Enßen (Weißer Ring), Sven Flügge (Kriminalhauptkommissar), Ruken Korkut (Frauenhaus EN), Sengül Özkan (Frauengruppe DITIB), Inge Berger (Kick), Jutta Dincă (Gleichstellungsbeauftragte), Dilek Eroglu (Frauengruppe DITIB). Nicht im Bild: Marianne Funda (Frauenbeauftragte des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten und Schwelm). Sie musste die Veranstaltung wegen eines anderen Termins früher verlassen. infomaterial über häusliche Gewalt liegt im Kick, Augustastraße 11, aus.
    Foto: Kosjak
  • hochgeladen von Dr. Anja Pielorz

von Dino Kosjak

Häusliche Gewalt finde sich in allen Schichten und Berufen, sagt Polizeihauptkommissar Sven Flügge. Er spitzt zu: „Es reicht vom Arbeiter bis zum Professor.“ Zu dem Thema gab es eine gemeinsame Veranstaltung von Kick und der Frauengruppe des Hattinger Moscheevereines DITIB.

Die Polizei treffe oft erst dann ein, wenn die Lage bereits eskaliert sei - gerufen von Nachbarn. Ratsam sei jedoch, sich bei Anzeichen häuslicher Gewalt früh an die Polizei zu wenden. Solche Anzeichen könnten Streitgeräusche sein, blaue Flecken oder anderes. Sven Flügge betont: „Ein lebenserfahrener Mensch merkt, wenn andere leiden.“
Der Seniorentreff „Kick“ und die Frauengruppe des Hattinger Moschee-Vereins DITIB haben eingeladen zu einer Gesprächsrunde über häusliche Gewalt.
Rund 20 Frauen und einige Männer haben sich eingefunden. Das Publikum möchte vor allem wissen, wie der Gewalt von Männern gegen Frauen zu begegnen ist.
Die Frage lautet: Was passiert, nachdem die Polizei einen gewalttätigen Mann in einer Wohnung angetroffen hat?
Ihm werde verboten, die Wohnung in den nächsten zehn Tagen aufzusuchen, erklärt Sven Flügge. Bei Zuwiderhandlung drohe ein Strafgeld.
Üblich sei es dann, der in der Wohnung verbleibenden Frau ein Gespräch mit der Frauenberatung anzubieten, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Jutta Dincã; ein Angebot, das auch wiederholt ausgesprochen werde, ergänzt Sven Flügge: „Manche Frauen ändern ihre Meinung, nachdem sie eine Beratung zunächst abgelehnt haben.“ Zusammen mit der Frauenberatung können betroffene Frauen überlegen, wie es weitergehen kann.
Entscheidet sich eine Frau dazu, den Mann und die bisherige Wohnung zu verlassen, dann findet sie - auch mit ihren Kindern - im Frauenhaus Unterkunft. Für den Aufenthalt im Frauenhaus gebe es keine zeitliche Begrenzung, sagt Ruken Korkut vom Frauenhaus EN. Häufig seien Aufenthalte zwischen sechs und 12 Monaten.
Nicht zu vernachlässigen sei die Rolle psychischer Gewalt, sagt Marianne Funda, Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten und Schwelm. Mancher Partner versuche durch psychischen Zwang zu kontrollieren, beispielsweise welchen Umgang die Partnerin habe oder wie sie mit ihrem Geld umgehe. Verliere der Partner die Kontrolle, behelfe er sich mit körperlicher Gewalt.
Hierbei suchten Frauen den Fehler oft bei sich, ergänzt Annemarie Enßen vom Weißen Ring: „Sie lassen sich überzeugen, dass sie etwas falsch gemacht haben und bestraft werden müssen.“
Die Stärkung des Selbstwertgefühls sei nach solchen Erfahrungen wichtig aber schwierig, sagt Jutta Dincã. Ein Frauenhaus könne helfen, Abstand zu gewinnen und einen neuen Blick auf das Geschehen zu entwickeln. Hierbei könne es Rückschläge geben, räumt Marianne Funda ein: „Manche Frau geht zurück zum prügelnden Partner.“
Sven Flügge nickt, hält aber fest: „Für gewöhnlich schafft die Frau es irgendwann. Selbst, wenn sie dazu noch ein sechstes Mal ins Frauenhaus gehen muss.“ Infomaterial liegt bei Kick aus.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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