Parodie auf Namens-Erklärungen
Was ist ein Hochmo-Orgel-Bling?

Ein schon etwas älteres ("abgeflogenes") Exemplar des seltenen Hochmo-Orgel-Blings bei der Nahrungssuche | Foto: von mir
  • Ein schon etwas älteres ("abgeflogenes") Exemplar des seltenen Hochmo-Orgel-Blings bei der Nahrungssuche
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Manches Mal wundere ich mich schon sehr, wenn ich (natürlich nicht hier im LK) Geschichten finde, die zu erklären versuchen, wie ein Tier oder ein anderes natürliches Phänomen zu seinem Namen gekommen ist. Manches davon scheint mir doch allzu offensichtlich konstruiert zu sein, geradezu aus den Fingern gesogen. Nun bin ich aber auf eine phantastische Erklärung gestoßen, von der ich zugeben muss: Sie hat durchaus ihren Reiz!
Die Geschichte ist diese: Es begann in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der norwegischen Provinz Vestfold og Telemark, in einem Städtchen namens Rauland. Dort lebte ein Einwanderersohn deutsch-amerikanischer Abstammung, Felix Hochmo [sprich: Hotschmo]. Seine Leidenschaften für die Natur und die Musik verband er mit seinem handwerklichen Talent, indem er eine neuartige Orgel entwickelte. Dieses Instrument hatte gleich mehrere Besonderheiten.

Die Hochmo-Orgel

Zum einen hatte es ein Register, das anstelle der herkömmlichen Pfeifen metallische Zungen besaß, die nicht angeblasen wurden, sondern gezupft - vergleichbar einer Spieluhr. Hochmo nannte dieses Register lautmalerisch einfach "Bling". Zum anderen war dieses Register so konstruiert, dass es eine unmittelbare Verbindung zur Außenmauer seines Hauses besaß, und zwar in Form einer kurzen Röhre. In dieser befand sich eine hauchdünne Membran mit unzähligen winzigen Schuppen in diversen Farbtönen. Bei jedem erzeugten Ton gab die Membran eine unterschiedliche Menge dieser Schuppen nach außen ab.

Entstehung eines Schmetterlings

Dann und wann, wenn ein Klang eine besonders gute Resonanz entwickelte, geschah es, dass dieser Klang sich auf die beschriebene Weise in einer Dichte und Form materialisierte, die Schmetterlingsflügeln erstaunlich ähnlich war. Wenn dann im selben Moment auch noch eine Raupe vor der Membran vorbeikrabbelte, was natürlich nur sehr selten vorkam, konnte aus diesem Zusammentreffen tatsächlich, ganz ohne die sonst erforderliche Verpuppung der Raupe, ein lebendiger Schmetterling entstehen, der gleich flugfähig war und sich schwingend und tänzelnd ins nahe Moor aufmachte. Besondere Merkmale dieses Schmetterlings waren die gelbliche Oberseite und der schwarze Rand seiner Flügel, entstanden aus dem Zusammentreffen dunkler und heller Schwingungen des geglückten Klanges, sowie die kleinen hellen Flecken auf deren Unterseite, die das Zentrum der Klangumwandlung gebildet hatten.

Die Namensgebung

Als Hochmo dank der aufmerksamen Beobachtung seiner deutschen Mutter von dieser schöpferischen Kraft seiner Erfindung erfuhr, war er natürlich außer sich vor Freude. War es ihm doch tatsächlich gelungen, seine Liebe zur Musik und die zur Natur in einer ganz neuartigen, kreativen Weise miteinander in Verbindung zu bringen. Seine Mutter beschloss deshalb, diese seltene Schmetterlingsart nach ihrer klanglichen Herkunft zu benennen, also Hochmo-Orgel-Bling.
Wie es nun kam, dass der Name des neuen Falters seine ursprünglichen Bindestriche verlor, ist mir leider nicht bekannt. Aber der Falter selbst ist mir kürzlich in der Gegend von Rauland begegnet, und es besteht kein Zweifel daran, dass es sich um den seltenen Hochmoorgelbling handelte.

Autor:

Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen

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