Mit dem Rotstift Kirche gestalten

Dr. Markus Oles (stellv. Kirchenstandsvorsitzender), Mirco Quint, stellv. Pfarrer und Pfarrer Winfried Langendonk müssen mit den Gemeindemitgliedern der Pfarrei St. Peter und Paul ernste Worte zum Thema Sparen reden. Foto: Pielorz
  • Dr. Markus Oles (stellv. Kirchenstandsvorsitzender), Mirco Quint, stellv. Pfarrer und Pfarrer Winfried Langendonk müssen mit den Gemeindemitgliedern der Pfarrei St. Peter und Paul ernste Worte zum Thema Sparen reden. Foto: Pielorz
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Mit dem Seniorenzentrum St. Mauritius wurde ein quasi neutraler Boden gefunden, um über die Zukunft der Pfarrei St. Peter und Paul zu sprechen. Wie auf Bestellung erklangen die tierischen Stimmen der drei Schäfchen zum Fenster herein. Um zweibeinige Schäfchen ging es in dem Gespräch. Weil diese immer weniger werden, schrumpfen die Einnahmen und deshalb muss die Pfarrei sparen.

Rund 17.800 Gemeindemitglieder zählt die Pfarrei St. Peter und Paul, die 2007 aus sieben Pfarreien (St. Johann Baptist, St. Peter und Paul, St. Josef, Heilig Geist, St. Mariä Empfängnis, St. Engelbert und St. Mauritius) errichtet wurde. Fünf aktive Pfarrer stehen derzeit zur Verfügung, dazu kommen Hilfen von Pfarrern im Ruhestand, von Fördervereinen und Ehrenamtlichen. Der laufende Haushalt der Pfarrei beträgt rund 500.000 Euro und speist sich aus Schlüsselzuweisungen (in Abhängigkeit der Kirchensteuer), Gebühren und Spenden.
Dazu kommen noch die Kosten für Investitionen. Derzeit sind dies für Sanierungen an den Kirchen rund 2,5 Millionen Euro, die über die Rücklage und das Bistum Essen finanziert werden.
Für die Zukunft sieht es düster aus: Schon jetzt fehlen pro Jahr rund 15.000 bis 20.000 Euro im laufenden Haushalt, die der Rücklage entnommen werden müssen. Geht dies so weiter, dann ist die Rücklage in fünf bis zehn Jahren komplett aufgebraucht. Hinzu kommt, dass 2018 nur noch zwei aktive Pfarrer im Dienst sein werden. „Wir wollen nicht nur den Notstand verwalten, sondern die Gemeinde aktiv gestalten. Das wird, bedingt durch den demographischen Wandel, durch den Rückgang der Gemeindemitglieder (in diesem Jahr gab es bisher rund 150 Austritte) und den Rückgang der Mitarbeiter im pastoralen Dienst zu Veränderungen in der Gemeindestruktur führen müssen“, erklärt Dr. Markus Oles, stellv. Kirchenstandsvorsitzender.

St. Peter und Paul muss sparen

Mehrere Jahre hat man sich Gedanken gemacht und nun ein Papier auf den Weg gebracht als Grundlage der Diskussion in den einzelnen Gemeinden. Am Mittwoch, 10. September, soll mit dem Dialog begonnen werden, an dessen Ende im Frühjahr 2015 eine Entscheidung stehen wird. „So gibt es Gemeinden mit einer Kirche und einem großen Saal für Veranstaltungen. Mit entsprechenden Umbauten könnte man hier überlegen, ob man wirklich zwei Räumlichkeiten braucht“, so Mirco Quint. Konkret werden dabei die Gemeinden Heilig Geist St. Mariä Empfängnis und St. Engelbert benannt. „Wir unterhalten derzeit 25 Gebäude, darunter sieben Kirchen und sieben Gemeindehäuser. „Die finanzielle Situation der Pfarrei St. Peter und Paul Hattingen drängt uns dahin, uns auf wenige Gebäude zu konzentrieren. Die baulichen Zustände und Mängel aller in der Pfarrei befindlichen Immobilien sollen dabei berücksichtigt werden.“
Neben den Gebäuden werden sich auch die pastoralen Aufgaben verändern müssen. „Wir werden nicht mehr überall eine Eucharistiefeier anbieten können“, so Winfried Langendonk. Gottesdienste werde es natürlich geben, man wolle hier Gottesdienstleiter anlernen.
Schwerpunkte bilden, das ist das Thema der Zukunft. Zwar werde die Hochzeit in allen Kirchen möglich sein, aber der Schwerpunkt solle auf Blankenstein gelegt werden.
Die Firmung würde sowieso schon schwerpunktmäßig in St. Mauritius stattfinden. Eine zentrale Feier mit vielen Firmlingen sei ansprechender als viele Feiern mit nur wenigen Teilnehmern. Die Jugendliturgie wird ihren Schwerpunkt in St. Peter und Paul finden.
„Wir können nicht mehr an allen Orten alles anbieten. Dennoch wollen wir als Kirche präsent sein. Wir suchen neue Wege, Gemeindemitglieder anzusprechen. So können wir uns vorstellen, auf Friedhöfen mit einer Seelsorge präsent zu sein. Wichtig ist uns, die Gemeinde auf diesem Weg mitzunehmen. Deshalb suchen wir den Dialog.“
Die Verantwortlichen wissen, dass sie auf Widerstände stoßen werden. Sie schätzen auch die Arbeit der Fördervereine und vielen Ehrenamtlichen. Und sie wollen vor allem versuchen, für ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, ein Angebot vozuhalten. „Das kann aber auch bedeuten, dass wir eine Kirche medial so umgestalten, dass man vor dort Gottesdienste übertragen kann und die Menschen nicht mehr selbst vor Ort sein müssen.“
Die Gesprächstermine, jeweils 19.30 bis 21 Uhr: Mittwoch, 10. September St. Johann Baptist; Donnerstag, 11. September St. Peter und Paul; Freitag, 12. September St. Josef; Montag, 15. September Heilig Geist; Dienstag, 16. September St. Mariä Empfängnis; Mittwoch, 17. September St. Engelbert und Donnerstag, 18. September St. Mauritius.
Im Februar 2015 soll unter dem Namen „Pfarrei neu gestalten“ die Konzeption verabschiedet werden. „Wir handeln ohne Druck des Bistums und dies frühzeitig. Aber wir müssen handeln. Jetzt.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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