"Es gibt Kräfte, die wollen eine Gesamtschule in Kleve verhindern"

Für die Gesamtschule gingen Eltern und Kinder in Kleve auch schon einmal auf die Straße.
  • Für die Gesamtschule gingen Eltern und Kinder in Kleve auch schon einmal auf die Straße.
  • hochgeladen von Annette Henseler

Die Diskussion um die Einrichtung einer Gesamtschule nimmt in diesen Tagen noch einmal so richtig Fahrt auf. Am vergangenen Montag hatten die Mitglieder der Klever Gesamtschul-Initiative Eltern und Interessierte ins Kolpinghaus eingeladen. Hier wurde über Fragen zur Gesamt- und Sekundarschule informiert.
Mit dem vor Kurzem verabschiedeten Schulgesetz hat sich die rot-grüne Landesregierung im Konsens mit der CDU darauf geeinigt, dass die Sekundarschule als neue Schulform eingeführt wird. Die Hauptschule hat ihren verfassungsmäßigen Bestandsschutz verloren.
Die Gesamtschuldiskussion in Kleve ist eine seit zwei Jahren gärende Diskussion - auch wenn die Eltern bei der letzten Befragung mit rund 60 Prozent eine Gesamtschule für ihr Kind einforderten, mochte die Politik diesem Begehren bisher nicht folgen.
Jetzt steht erneut eine Elternbefragung ins Haus. Das sieht das neue Schulgesetz ausdrücklich vor, wenn beispielsweise eine Sekundarschule neu gegründet werden soll. Auf dem Fragebogen müssen zwingend alle verfügbaren Schulformen zur Abstimmung gestellt werden.
Und genau um diese Befragungsaktion - die vom 16. bis 21. November stattfinden soll, ging es der Gesamtschulinitiative am vergangenen Montag. Neben der Erläuterung der Umfrageergebnisse aus dem Jahr 2009 konzentrierten sich Martin Hiller, Friedrich Förster und Willi Hermsen vor allem auf Fragen zur Sekundar- und Gesamtschule. Wo genau liegen die Unterschiede? Wohin soll ich mein Kind schicken und warum?
Die neue Sekundarschule umfasst die Jahrgänge fünf bis zehn. Sie ist mindestens dreizügig - die Klassenstärke liegt bei 25 Schülern. In den Klassen fünf und sechs wird gemeinsam gelernt, die zugrundeliegenden Standards erfüllen gymnasiales Niveau. Die Sekundarschule hat keine Oberstufe - sie kooperiert mit mindestens einem Gymnasium vor Ort.
Die Gesamtschule ist so gut wie immer eine Ganztagsschule. Sie bietet Unterricht für die Klassen fünf bis 13 - hat also eine Oberstufe. Eine Gesamtschule muss mindestens vierzügig geführt werden. An der Gesamtschule können Kinder, je nach Beschlusslage, in acht oder neun Jahren das Abitur ablegen.
„Mein Sohn besucht ein Gymnasium - G8, was für eine Anstrengung“, berichtete eine Mutter aus eigener Erfahrung. Die Kinder würden durch den gymnasialen Bildungsgang geschleust. „Aber die klassische, gymnasiale Bildung bleibt da auf der Strecke. Und vor allem: Es bleibt keine Zeit mehr. Um wirklich Kind zu sein.“ Das „andere“ Lernen an einer Gesamtschule umriss eine ehemalige Gesamtschullehrerin so: „Ich habe 21 Schüler der Klasse zehn nach ihrem Grundschulgutachten befragt - 12 sagten mir, dass sie einen höheren Schulabschluss als den von den Grundschullehrern prognostizierten erreicht hätten.“
Am kommenden Dienstag, 15. November, beginnt um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Materborn eine Eltern-Informationsveranstaltung der Stadt Kleve, zu der auch ein Vertreter der Bezirksregierung erwartet wird. Alexander Bungert, FDP-Ratsmitglied im Klever Stadtrat wandte sich an die Anwesenden: „Es werden viele Leute kommen - und die können unbequeme Fragen stellen. In Rat und Verwaltung gibt es Kräfte, die eine Gesamtschule um jeden Preis verhindern wollen. Die Initiative hat es geschafft, unbequem zu sein. Bleiben Sie weiter unbequem.“
Rund 80 Personen waren zum Infoabend gekommen. „Das freut uns und wir werden den Mut nicht sinken lassen“, waren sich die Mitglieder einig.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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