Eine Reise ins Naturabenteuer

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Die Jugendlichen der Malteser Jugend trafen sich schon am Donnerstag um ihr Gepäck in den Autos zu verstauen, damit die Abreise am Freitag zügig ablaufen konnte. Denn ein Zelt im Dunkeln aufzubauen ist möglich aber für Ungeübte schwer.
Schon da stellten sich die Teilnehmer*innen viele Fragen. Soll man sich ausrüsten, als wenn eine Zombie-Apokalypse ausbricht oder reicht im November auch noch normales Sommer-Equipment?

Die Malteser Jugend der Diözese Münster war am vergangenen Wochenende unterwegs in der Wildnis. Na ja, nicht ganz, aber in einem kleinen Wäldchen in Kevelaer, in dem sich ein Camp befindet, das dafür hergerichtet ist Survivaltechniken zu erlernen und auch auszuprobieren. Der Platz und auch das Rahmenprogramm wurde von Naturabenteuer Niederrhein (www.naturabenteuer-niederrhein.de) gestellt.
Dieses Wochenende konnte für viele Jugendliche durch Spenden ermöglicht werden, um die sich Gruppenleiterin Anne-Kathrin Reckinger bemüht hat. Hier ein großes Dankeschön an die Sparkasse Rhein-Maas in Kleve, dem BDKJ aus dem Bistum Münster und Josef Theyßen (Kreisbeauftragter des Malteser Hilfsdienst e.V. im Kreis Kleve).
Hauptthemen waren unter anderem, sich in der Natur zurecht zu finden, ohne digitale Medien, ohne sämtlichen Luxus und auch seine Komfortzonen zu verlassen und dabei seine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Einfachheit und Teamwork war gefragt. Dazu zählte, dass man gemeinsam das Essen zubereitet und auch beim Aufräumen hilft. Die große Nachfrage nach einer Geschirrspülmaschine zeigte, dass es viele nicht mehr gewohnt sind, von Hand zu spülen. Aber auch heißes Wasser zum spülen kam nicht wie gewohnt aus dem Wasserhahn, denn dazu musste erst Wasser aus dem Brunnen überm Feuer erhitzt werden. "Das ist alles auch recht zeitaufwendig", wie einige Jugendliche fest stellten. Aber man lernte den Luxus, den man zu Hause hat, wieder zu schätzen.
Am Abend wurde es schnell dunkel und nachdem alle gemeinschaftlich die Zelte aufgebaut und ihre Schlafplätze hergerichtet hatten, gab es auch schon den ersten Lehrinhalt. Die Kids konnten sich am Lagerfeuer mit der glühenden Kohle einen Löffel und eine Essschale aus Holz brennen. Tatsächlich saßen 9 Teilnehmende konzentriert am Feuer und brannten sich ihr eigenes Natur-Geschirr.
Am Samstag began der Tag mit einem Frühstück gemeinsam am Lagerfeuer, das mit einem Feuerzeug entzündet wurde. Aber ein Feuer zu entfachen ohne die modernen Hilfsmittel, sollte sich später noch als eine große Herausforderung darstellen.
Das "Übungsszenario" ging davon aus, dass man auf einer Wanderung ist mit den normalen Sachen, die man so dabei hat: 1 Flasche Wasser, ein oder zwei Butterbrote und die Kleidung, die man am Körper trägt. Man verirrt sich im Wald und findet den Weg zurück nicht mehr, der Akku vom Handy ist bereits leer und die Nacht bricht an. Jetzt überlegt man sich, was ist das Wichtigste um zu überleben? Eine kleine Laubhütte hat sich als bewährt erwiesen, denn wenn man sie richtig baut, isoliert sie die eigene Körperwärme und hält warm. Kälte und Schlafmangel sind Energiefresser Nr.1 und können das Überleben verkürzen. Gerade auch bei den aktuellen Temperaturen in unserem Gebiet.
Somit waren die Kids den Vormittag damit beschäftigt, eine Laubhütte zu bauen. Es gab 2 Teams, ein Mädchenteam und ein Jungenteam. Am Ende wurden die Hütten begutachtet, kleine Details verbessert und besprochen und natürlich auch ausprobiert.
Zum Mittagessen gab es eine einfache Gemüsesuppe, die natürlich über dem Feuer gekocht wurde. Alle haben beim Gemüse schnibbeln geholfen. "Ich habe meine Leidenschaft zu Knoblauch gefunden", berichtet Maike, eine der jugendlichen Teilnehmenden. Sie hat den Knoblauch für die Suppe mit viel Konzentration mit einem Messer zu Mus verarbeitet.
Nach dem Essen kam dann endlich das Thema Feuer und einige der Jugendlichen prahlten schon, wie oft sie ein Feuer angezündet haben. Aber die Bedingungen wurden erschwert. Es durfte kein Feuerzeug benutzt werden. Es gab lediglich einen Feuerstahl, sonst nichts. Nach der Theorie kam die Praxis. Nur Material verwenden was in der Natur vorkommt, den richtigen Zunder finden, das richtige Holz finden, das nicht zu nass ist, es wie ein Tipi aufbauen. Dann den Feuerstahl richtig bedienen, den Funken mit viel Gefühl zu einer kleinen Flamme entwickeln lassen, diese dann auch am brennen zu halten. Der starke Wind war auch nicht gerade ein guter Freund und der Hund vom Campbesitzer lief drei Mal durch das aufgebaute Tipi und die Frustration wuchs. Doch dann klappte es nach zig Versuchen doch noch und der Freudenglanz in den Augen war deutlich zu sehen. Auf sich stolz zu sein und nicht aufgegeben zu haben, waren ganz neue Erfahrungen für manche. Auch einige Gruppenleiter*innen profitierten davon. Und dass das Feuer so wichtig ist, für die Wärme aber auch für die Psyche und den Gruppenmittelpunkt, das haben alle erkannt.
Rafael sagt: "Überleben ist gar nicht so einfach. Die Natur ist schön, aber auch mächtig."
Zwischen den einzelnen Modulen gab es auch einige spielerische Einheiten zum auspowern und sich entspannen. Denn anstrengend ist es allemal, sich zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben.
Denn auch Jugendliche mit  sonderpädagogischem Bedarf waren mit dabei.
Am Abend in der Dunkelheit wurde ein Betreuer-Such-Spiel durchgeführt, bei dem die Jugendlichen, ausgerüstet mit Taschenlampen, an Hand von Pfeiftönen die Betreuer finden mussten.
"Die haben sich teilweise in den Bäumen versteckt." beschwert sich Ada lächelnd und Fenna sagt, dass einer der Betreuer wie ein toter Opa aussah und lacht sich dabei komplett schlapp.
Wer einen Betreuer gefunden hat, bekam einen Stempel auf den Handrücken.
Danach gab es das Abendessen und anschließend eine gemütliche Runde mit Stockbrot und Marshmallows. Lange haben es die Jugendlichen aber nicht ausgehalten, denn der Tag war anstrengend.
Die zweite Nacht haben dann alle Teilnehmer*innen gut und warm geschlafen, nachdem der Ein oder Andere noch zusätzliche Decken bekommen hatte. Auch Steine, die in der Glut erhitzt wurden, dienten als Wärmflasche.
Am nächsten Morgen gab es dann wieder ein gutes Frühstück und das letzte Thema war dran: Wasseraufbereitung.
Aber vorher noch ein Spiel zum Thema Wahrnehmung.
Dann geht es los: wie baue ich einen Wasserfilter, der mir verdrecktes Wasser trinkbar macht? Ganz einfach, du brauchst eine PET-Flasche, Kohle, Sand und pflanzliches Material wie z.B. Moos. Und dann wird das Wasser aus dem nebenliegenden Tümpel gefiltert. Es stinkt etwas und schmeckt komisch, aber wir werden davon nicht krank und können so überleben. Es gibt tatsächlich einige Mutige, die sich trauen das bräunliche Wasser zu trinken.
Nach dem Mittagessen gibt es eine kleine Abschlussrunde, bei der abgefragt wird, wie sich jeder einzelne gerade fühlt, was er von diesem Wochenende mit nach Hause nimmt und vielleicht auch umsetzt. Die Mehrheit war dafür, öfter in den Wald zu gehen, mit der Jugendgruppe öfter Waldtage und Spaziergänge bzw. Wanderungen zu machen, einfach noch mehr nach draußen in die Natur. Die Handys sollen dabei eine absolute Nebenrolle spielen und vielleicht einfach zu Hause bleiben.
Alle waren sich einig, dass so ein Wildniscamp Wochenende Wiederholungsbedarf hat. Vielleicht Mal im Sommer.
Die Zelte wurden abgebaut und alles wieder in die Autos verlastet.
"Die heimische Dusche wird jetzt wie fließendes Gold betrachtet", sagt Lukas. Denn im Camp musste man zum Duschen Wasser aus dem Brunnen holen und über dem Feuer erwärmen.
Müde, nach Feuer stinkend aber glücklich konnten die Kids nun die Heimreise antreten.

Autor:

Anne-Kathrin Reckinger aus Kleve

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