Entscheider falsch informiert
Gutachter: Kleinbecker Park gesund und erhaltenswert

Gutachter Mirko Wäldchen begutachtete am 15. August 2019 den Kleinbecker Park. Der Soester Baumfachmann ist von der Landwirtschaftskammer NRW bestellter und vereidigter Sachverständiger.
  • Gutachter Mirko Wäldchen begutachtete am 15. August 2019 den Kleinbecker Park. Der Soester Baumfachmann ist von der Landwirtschaftskammer NRW bestellter und vereidigter Sachverständiger.
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Das Bündnis „Rettet den Kleinbecker Park“, dem auch die GFL-Ratsfraktion angehört, veröffentlichte heute die folgende Presseinformation:

„Der Kleinbecker Park mit seinen rund 100 Bäumen ist gesund, ökologisch wertvoll und mit Blick auf den Klimawandel dringend erhaltenswert. Auch gehen von dem Park weder akute noch langfristige Gefahren aus. Lediglich Pflegedefizite sollten beseitigt und das Areal fachmännisch durchforstet werden.

Zu diesem Ergebnis kommt eine gutachterliche Einschätzung, die der vereidigte Baumsachverständige Marko Wäldchen vor wenigen Tagen anfertigte. Interessierte können die gutachterliche Einschätzung auf der Homepage des Bündnisses Rettet den Kleinbecker Park unter www.kleinbecker-park.de abrufen. Auftraggeber waren der Arbeitskreis für Umwelt und Heimat e.V., die Ratsfraktionen der Wählergemeinschaft Gemeinsam Für Lünen (GFL), Bündnis90/Die Grünen und Piraten/Freie Wähler Lünen sowie der FDP-Stadtverband. Der Soester Gutachter Marko Wäldchen ist von der Landwirtschaftskammer NRW bestellter und vereidigter Sachverständiger; zu seinen Auftraggebern gehören Gerichte, Staatsanwaltschaften, Polizeidirektionen, Landes-, Kreis- und Kommunalbehörden, Kirchenverwaltungen, Verwaltungen historischer Gärten u.a.

Gutachter am 15. August vor Ort

Bei seinem Besuch am 15. August 2019 in Horstmar stellte der renommierte Gutachter fest, dass der Kleinbecker Park „eine gute Vitalität“ habe; zudem stellte er dem Wäldchen eine „günstige Entwicklungsprognose“ aus. Mehr noch: Die Grünfläche im Zentrum Horstmars sei wegen seiner gemischten Gesellschaft aus Großbäumen, kleineren Gehölzen und anderen Pflanzen besonders in wasserarmen Zeiten stabil. Insgesamt sei der Park „im wahrsten Sinne eine grüne Lunge“, der „in erheblichem Umfang Feinstäube bindet“. Das sei an der stark befahrenen Preußenstraße „von erheblicher Bedeutung“. Einzelne Bäume könnten diese Leistung gar nicht erbringen.

Eher geringe Pflegedefizite

Gutachter Marko Wäldchen schätzte bei seinem eineinhalbstündigen Rundgang auch die Verkehrssicherheit der Grünfläche ein. Dabei diagnostizierte er Pflegedefizite in Form von abgestorbenen Ästen. In seinem Gutachten heißt es hierzu: „Dabei handelt es sich vorwiegend um Fein- und Schwachäste, was „keine Folge von Erkrankung“ sei. Insbesondere in der Schlegelstraße müsse ein Bergahorn fachmännisch beschnitten werden.

Höchstwahrscheinlich brauche kein einziger Baum aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Per Saldo sei der Kleinbecker Park nicht in einem Besorgnis erregenden oder desolaten Zustand. Wörtlich sagt der Gutachter: „Es handelt sich um einen schützens- und erhaltenswerten Bestand“.

Gut für Mensch und Tier

Insgesamt trage der Kleinbecker Park zur Kühlung der Luft bei und strahle diesen Effekt auch über seine Ränder hinaus aus. Darüber hinaus sorge der kleine Wald auch für ein Klima des Wohlfühlens bei den meisten Menschen. Bereits der Anblick wirke sich messbar positiv aus. Der Kleinbecker Park tue nicht nur den Menschen gut, sondern sei auch für die Tierwelt wichtig. Der Gutachter zeigt sich sicher, „dass im Falle einer Untersuchung durch ein tierökologisches Institut eine Vielzahl von Arten nachgewiesen würde, auch von besonders und streng geschützten.“ Der Grünzug in Horstmar biete Tieren Schutzräume, Fortpflanzungs- und Aufzuchtstätten und diene als Trittsteinbiotop. Auch deshalb sollte der dichte Unterwuchs im Park erhalten bleiben.

Rodung „kaum vermittelbar“

Abschließend hält der Gutachter fest, dass der Park einen wichtigen und erhaltenswerten Bestand aufweise, der fachgerechte Pflege „in geringem Umfang benötigt“. Die Bedeutung solcher innerstädtischen Oasen könne „nicht hoch genug eingestuft werden“. Das gelte insbesondere mit Blick auf den Klimawandel. Die geplante Rodung des Kleinbecker Parks sei „nach außen kaum vermittelbar“.

Entscheider falsch informiert

Das Bündnis „Rettet den Kleinbecker Park“ sieht sich durch die fachmännische wie neutrale Stellungnahme des Gutachters in seiner Auffassung bestätigt, wonach der Beigeordnete der Stadt Lünen, Arnold Reeker, den Kleinbecker Park gezielt in einem schlechten Licht darstellt, um die geplante Bebauung durchzusetzen. Aus Sicht des Bündnisses wurden die Ratsfraktionen über den festzustellenden guten Zustand des Baumbestands bisher nicht informiert. „Der Rat und seine Ausschüsse haben somit in der letzten Ratssitzung auf einer nicht korrekten Informationsbasis entschieden. Der Rat muss die neue Faktenlage neu bewerten, überdenken und nochmals entscheiden. Denn mit der gutachterlichen Einschätzung liegen allen Entscheidern in der Sache nunmehr neutrale und völlig neue Informationen zur guten Qualität des Kleinbecker Parks vor. Diese sollten für die bisherigen Befürworter einer Rodung hinreichend sein, ihre Meinung im Sinne des Klima- und Umweltschutzes zu überdenken. Weitere Wohnungen können im Stadtgebiet an anderer Stelle gebaut werden – dies muss nicht dort erfolgen, wo ein so guter Baumbestand vorhanden ist. Wenn der Rat will, gibt es auch Wege und Möglichkeiten den Park zu erhalten!“, sagen Friedrich Angerstein und Dr. Johannes Hofnagel für das Bündnis.“

Autor:

Alexander Ebert (GFL-Ratsfraktion) aus Lünen

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