Apotheke & Gewürzladen von Mutter Natur: Geheimtipp für „Kräuterhexen“

Die Kamp-Lintforter „Kräuterfee“ Dr. Brigitte Weller-Boothe inmitten ihrer Lieblinge. Die leidenschaftliche Hobby-Botanikerin verbringt jede freie Minute in ihrem Kräutergarten, gibt Besuchern Tipps und verkauft im Sommer Kräuterpflanzen, im Winter Tees. | Foto: Foto: Heinze
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  • Die Kamp-Lintforter „Kräuterfee“ Dr. Brigitte Weller-Boothe inmitten ihrer Lieblinge. Die leidenschaftliche Hobby-Botanikerin verbringt jede freie Minute in ihrem Kräutergarten, gibt Besuchern Tipps und verkauft im Sommer Kräuterpflanzen, im Winter Tees.
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Ob bei Müdigkeit, Bauchschmerzen, Migräne oder Übelkeit - gegen (fast) jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen.
Das weiß auch Dr. Brigitte Weller-Boothe. Die Internistin hat am Kloster Kamp eine ganz besondere „pflegerische Maßnahme“ übernommen: Seit 13 Jahren hegt und pflegt Dr. Brigitte Weller-Boothe im Schatten der Klostermauern den öffentlich zugänglichen Kräutergarten, in dem eine schier unendliche Vielfalt an Pflanzen gedeiht. „Und es werden immer mehr. Mittlerweile kann ich sie wirklich nicht mehr zählen“, so die Medizinerin lachend. Mit viel Liebe und Herzblut hält sie ihren Garten in Schuss, investiert jede freie Minute in „ihre Kinder“. Ob harken, wässern, pflanzen, beschneiden, umtopfen oder Unkraut zupfen - die „Kräuterfee“ aus Kamp-Lintfort hat alle Hände voll zu tun. „Es ist irrsinnig viel Arbeit. Aber es macht mir trotzdem großen Spaß“, so die leidenschaftliche Hobby-Botanikerin.

Bester Beweis: Unter der Hege ihres „grünen Daumens“ hat sich der 500 Quadratmeter große Garten zu einem prächtigen Kleinod von Mutter Natur entwickelt - Apotheke und Gewürzladen zugleich. Unterteilt in verschiedene Bereiche, macht der Heilkräutergarten den größten Teil aus. Basierend auf historischen Vorlagen ist er als moderner Lehrgarten konzipiert, in dem Kräuter- und Heilpflanzen gezeigt werden, die nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der pflanzlich orientierten Heilkunde Verwendung finden. Die einzelnen Kräuter sind zu Organbereichen wie Nervensystem, Herz-Kreislaufsystem, Haut, Harnwegssystem, Frauenleiden und Magen-Darmtrakt zusammengefasst. Hinweisschilder an jeder Pflanze erläutern die jeweiligen Inhaltsstoffe und Anwendungsgebiete.

Zusätzlich gibt es viele Variationen bestimmter Pflanzenarten wie verschiedene Salbeis, Pfefferminzen sowie ein reichhaltiges Küchen-kräutersortiment - Überraschungen inklusive, denn es finden sich zum Beispiel auch Oliven- und Zitronenbaum. Im Beet mit den mittelalterlichen Gewürzen und Gemüsen gedeihen unter anderem Safran, Nelkenwurz, Gelbdolde, Beifuß, Meerkohl und Meerfenchel.
Angelegt hat Dr. Brigitte Weller-Boothe auch einen Bereich mit Färbepflanzen, angrenzend an die Liebfrauenkirche Kloster Kamp findet sich ein Mariengarten mit Pflanzen, die in der Bildersprache der darstellenden Kunst des Mittelalters Eigenschaften der Gottesmutter Maria symbolisierten. So etwa das Veilchen, das für Demut stand, oder weiße Lilien für Reinheit.

Der Zauberpflanzengarten beherbergt Pflanzen, die entweder aufgrund mythischer Eigenschaften oder tatsächlicher Wirkstoffe in früheren Jahrhunderten genutzt wurden; entweder als magische Pflanzen wie die Alraune, als Liebeskräuter oder als Kräuter für Hexensalben.
Die Internistin war als Oberärztin in der Kardiologie tätig, als sie im Jahr 1997 die Idee hatte, einen Garten mit Heilkräutern anzulegen,. „Damals hatte ich mich bereits mit alternativen Heilmöglichkeiten zur Schulmedizin beschäftigt, da mich die Pflanzenheilunde schon immer interessiert hat. Nach Gesprächen mit Pater Georg hat die Kirchengemeinde mir dann einen damaligen Parkplatz neben dem Kloster als Fläche für meinen Heil-kräutergarten zur Verfügung gestellt.“

Mit ansteckender Begeisterung gibt sie Besuchern nur allzu gern Tipps zum Umgang sowie zur Anwendungsweise der Kräuter; schließlich bringt die Naturliebhaberin als Medizinerin auch das entsprechende Know-How mit. Dabei verbirgt sich in den Beeten des Kräutergartens neben den „üblichen Verdächtigen“ so manche exotische Rarität. Nicht ohne Stolz zeigt Dr. Brigitte Weller-Boothe auf eine schwarze Chili. „Ich habe ein Faible für Chili-Pflanzen. Hier wachsen Pflanzen mit dem Schärfegrad vier bis zehn - und sogar die schärfste Chili der Welt.“

In einem anderen Beet fühlen sich seltene Duftpflanzen sichtlich wohl, neben Eukalyptus und Feige haben auch Seltenheiten wie Aronia (Apfelbeere) und Stevia Einzug in das Kräuter-Kleinod gehalten. „Die Aronia wie auch die Stevia werden in Zukunft noch von sich reden machen“, ist sich die Ärztin sicher. Der Aronia-Strauch ist wegen seines hohen Gehalts an Oxidantien etwa bei der Krebsprophylaxe von Bedeutung, die Stevia - auch Süßkraut genannt - hat die bis zu 300-fache Süßkraft von Zucker und ist damit ein wahres Geschmackserlebnis. „Die Stevia ist in der EU noch nicht als Lebensmittel oder Zusatzstoff zugelassen. Aber das entscheidet sich bald.“

Neu: der Stinkgarten
Ganz neu angelegt hat Dr. Brigitte Weller-Boothe einen „Stinkgarten“, der Pflanzen mit Düften der etwas anderen Art präsentiert. Hier werden sich unter anderem Kaiserkrone, wolliger Schneeball, Aronstab, Schwefelrose und auch der Ysop ein Stelldichein geben. „Der Koriander wird auch Wanzenkraut genannt, dem Geruch der Muskatellersalbei-Blüte wird nachgesagt, sie rieche nach Männerschweiß, die getrockneten Blätter des Holunder riechen nach Mäuseurin und wenn der Amorphophallus cognac blüht, stinkt es drei Tage lang bestialisch nach Aas.“

Geöffnet ist der Kräutergarten mittwochs von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 12 bis 18 Uhr. Dann ist auch Dr. Brigitte Weller-Boothe vor Ort, bietet Kräuter zum Kauf an und den Besuchern viel Rat und Tat

Die Kamp-Lintforter „Kräuterfee“ Dr. Brigitte Weller-Boothe inmitten ihrer Lieblinge. Die leidenschaftliche Hobby-Botanikerin verbringt jede freie Minute in ihrem Kräutergarten, gibt Besuchern Tipps und verkauft im Sommer Kräuterpflanzen, im Winter Tees. | Foto: Foto: Heinze
So manche Rarität ist im Kräutergarten am Kloster Kamp zu entdecken. Fotos: Heinze
Autor:

Monika Meurs aus Moers

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