Zeitzeugen berichten über die Ukraine
Malerei und Gedichte sind unbestechliche Zeugen der Zeitgeschichte

Daniel Traub - "Ukraine" in der Ausstellung der RUHR GALLERY MÜLHEIM | Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein KKRR
  • Daniel Traub - "Ukraine" in der Ausstellung der RUHR GALLERY MÜLHEIM
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Ob Malerei oder Gedichte - wenn sie erhalten bleiben, kann die Nachwelt manches daraus lernen.

Der Künstler Daniel Traub (1909-1995) hat ein großes Werk über die damalige Ukraine hinterlassen - einen Ausschnitt davon zeigte in einer musealen Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem städtischen Kunstmuseum Mülheim die RUHR GALLERY im Jahr 2019 - ein neuer Krieg war damals undenkbar.

Auch der Schriftsteller Nikolaus Franz (1909-2016) bereiste oft die Ukraine - zuletzt 2003 - und hat zahlreiche Gedichte in seinem Buch "War was?" hinterlassen - hier ein Beispiel:

Ukraine im Jahr 2009

Nachdem die Goldene Horde
dich bezwungen und beherrscht
dreihundert Jahre,
folgten andere
von Norden und von Westen,
die auch nicht besser waren,
und Russlands Zaren,
sie machten dich zu ihrem „Kleinen Land".

Schewtschenko sang –
und ward verbannt,
mit ungezählten,
die verdarben.
Kosaken kämpften einst
den guten Kampf des Todes,
die Freiheit
kaufte man für Geld.
Revolte, Krieg, Verrat.

Befreiungskampf:
Nur noch Gefahren
für das kleine Glück,
Verbannung, Zwänge,
unter roten Fahnen,
Enteignung, Hungersnot,
Umwälzung. Dann die dreißig
kurzen Jahre der Städtegründung,
des Gigantentums.

Hochrüstung, kalter Hass
und Krieg,
die Teilung dieser Welt,
und Fähigkeit, die
Erde zu vernichten,
das atomare
Gleichgewicht des Schreckens,
dann brach ein Weltreich
über Nacht entzwei.

Du warst jetzt frei –
und konntest
dich nicht freuen.

Jetzt nahm dich
eine neue Not in Haft,
als es nun galt,
den Hunger zu besiegen,
der Jugend Zuversicht
zu geben und Mut,
sich eine neue Welt
zu bauen.

Was hast du alles nur ertragen,
was bist du für ein armes Volk?
Millionen sind gefallen
und begraben,
der Schrecken herrschte,
Angst um Leib und Leben,

der Hass regierte und
Gewalt in der Geschichte Lauf
die meiste Zeit.
Was soll nach allem
nur geschehen,
gewinnt das Leben
Zuversicht und Sinn?

Dein Volk, Ukraine,
liegt in Wehen
und Schmerzen,
bis zum besseren Morgen hin.

Aus dem Buch „WAR WAS?“ von Nikolaus S. Franz (1919-2016) ISBN: 978-3-00-028177-8

Der Mülheimer Kunstverein KKRR greift das Thema "Ukraine" auch im  Kunstjahr 2023 auf - das Jahresthema in der Stadt  Mülheim lautet: "HOME SWEET @ HOME IN EUROPE" - "IN EUROPA ZUHAUSE".

Autor:

Alexander Ivo Franz aus Mülheim an der Ruhr

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