Diskobesuch im Amsterdamer Escape: Prügel, Panik, Freiheitsentzug

Der Einlass in die Amsterdamer Disko Escape war kein Problem. Doch beim Verlassen berichten Schüler von Prügel und Panik. | Foto: privat
  • Der Einlass in die Amsterdamer Disko Escape war kein Problem. Doch beim Verlassen berichten Schüler von Prügel und Panik.
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Für zahlreiche Schüler aus NRW entwickelte sich die Tagesfahrt nach Amsterdam am vergangenen Samstag, 23. November, zu einem Horrortrip. Der krönende Abschluss des Tages, der Besuch der Diskothek Escape am Rembrandtplein 11 endet in panischen Zuständen mit Ohrfeigen und Prügel.

„Es war ein schöner Tag“, jener Samstag, 23. November, berichten Swantje (20), und die beiden 19-jährigen Mareike und Antje (Namen von der Red. geändert).
Über den Veranstalter „school battle“ aus Wuppertal hatten die drei eine Fahrt nach Amsterdam gebucht. Auch viele andere Mülheimer sowie rund 1000 Schüler aus anderen NRW-Städten setzten sich morgens in die Busse. Die kamen samt Begleitspersonal von fun-reisen (Hamburg).

Panikartige Zustände beim Verlassen

Zum Abschluss des Tages steht der Besuch der Amsterdamer Disko „Escape“ am Rembrandtplein 11 an. „Um 21 Uhr strömten wir in die Disko - das war kein Problem“, erzählen die drei jungen Frauen. Der Horror beginnt für sie und viele andere gegen 23.30 Uhr. „Wir gingen zum Ausgang, um unsere Sachen von der Garderobe zu holen.“ Doch die Türsteher verweigern nicht nur den drei Frauen den Zutritt zur Garderobe. Es kommt zum Gedränge, dass sich zu panikartigen Zuständen steigert. „Mädchen hyperventilieren. Als ich einen Türsteher zur Rede stelle, schlägt er mir ins Gesicht“, sagt Swantje. Auch eine weitere junge Frau erhält Schläge. „Als ihr Freund dazwischen gehen will, tritt ein anderer Türsteher von hinten an ihn heran und würgt ihn fast bis zur Bewusstlosigkeit“, schildern die Frauen.

Aus der Menge wird die Polizei um Hilfe gerufen. Doch es passiert nichts. Ein Mannschaftswagen hält kurz vor dem Eingang an. Doch die Amsterdamer Ordnungshüter bleiben im Fahrzeug. Ohne sich zu kümmern, verlassen kurz danach den Ort des Geschehens, erfahren sie später von Mitschülern. Auch zwei berittene Polizisten schert die Not der jungen Besucher wenig, sagen die Schülerinnen. Sie werden abgedrängt in einen Vorraum. „Ich war mit vielen anderen bis kurz vor drei Uhr in dem ersten Floor eingesperrt“, erzählt Antje.
Als sie erschöpften „Mitgefangenen“ Wasser gibt, wollen die „völlig überforderten“ Teamer von fun-reisen sie daran hindern. Doch die 19-jährige setzt sich durch und verteilt Wasser in dem heißen Raum.

„Immerhin haben die Busse gewartet. Um 3.30 Uhr fuhren wir ab. Es völlig still im Bus.“ Das Entsetzen über die Brutalität der Türsteher hat den jungen Besuchern die Sprache verschlagen. Einige sind frustriert, weil sie ihre Sachen, die sie an der Garderobe abgegeben haben, nicht zurückbekamen.

Anzeige erstattet

„Mehrere Geschädigte haben Anzeige gegen die Amsterdamer Diskothek erstattet“, bestätigt Polizeisprecher Peter Elke auf Nachfrage der MW. Er rät, bei allen Fällen von Gewalt immer Anzeige zu erstatten.
Bei fun-reisen in Hamburg sieht man die Vorfälle anders. „Wir sind nicht Veranstalter gewesen. Aber ich war selbst vor Ort“, sagt Peter Heck. Sein Kommentar zu den Vorfällen in der Diskothek: „Alles Blödsinn.“
Die Frage nach dem Veranstalter beantwortet Alexander Klein von „school battle“ ganz anders: „Wir sind nur Vermittler der Fahrt gewesen. Der Veranstalter ist fun-reisen in Hamburg.“

"Personal war überfordert"

Auch Klein war vor Ort. „Es stimmt, das Personal im Escape war von dem Run auf die Garderobe überrascht und überfordert.“ Auch ihm und seinen Mitarbeitern sei der Zugang zur Garderobe verweigert worden ist. „Auf der Treppe dorthin hat es ab 1.45 Uhr Gedränge gegeben, weil alle Schüler rechtzeitig die Busse erreichen wollten“, erinnert sich Klein. Nach seinen Angaben sei die Polizei während dieses Zeitraums vor Ort gewesen, habe aber nicht eingegriffen, „weil ja die Ordner der Diskothek alles geregelt haben.“
Einen Fall von Gewalt gegen Besucher kenne er, so Klein. Von dem Würgen des Mülheimers und dem mehrstündigen Wegsperren der anderen weiß er nichts.
„Ja, es ist auch richtig, dass nicht jeder, der seine Sachen an der Garderobe abgegeben hat, sie zurückbekommen hat“, erklärt er auf Nachfrage. „Es sind noch Sachen vor Ort.“

Vorfälle klären

Für die Geschehnisse trage school battle keine Verantwortung: „Das war ein Zusatzangebot. Für den Ablauf in der Diskothek sind wir nicht verantwortlich. Wir listen aber alle Fälle auf und wollen die Vorfälle aufklären“, verspricht Klein. Betroffene könnten sich an ihn unter Tel. 0151 22 32 08 16 oder 02 02 / 30 97 10 58 sowie per Mail: alexander@schoolbattle.de wenden.

Bitte der Redaktion:

Hallo Amsterdamfahrer, wir sind an der Klärung der Vorfälle auch intereressiert. Wer Fotos oder Videoaufnahmen von den Vorgängen in der Disko Escape hat, sende sie bitte an redaktion@mülheimerwoche.de oder stellt sie hier in den lokalkompass ein. Ihr könnt uns auch eure Sicht der Dinge in einer Mail schildern. Bitte informiert uns auch, wenn ihr Anzeigen gegen die Disko erstattet habt.

Vielen Dank

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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