Crowdfunding-Projekt der Junior-Uni Ruhr
Kinder sollen ihre Fähigkeiten entdecken

"Ich will mal Wissenschaftlerin werden!" – Bei so einem Wunsch unterstützt die Junior-Uni Ruhr. Symbol-Foto: YY TEOH/unsplash.com
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Die Junior-Uni Ruhr zeigt Mülheimer Kindern, wie vielfältig die Welt ist und was sie Absatz der "Standard-Berufe" später einmal werden können. Dafür braucht es aber Geld und Unterstützer.

Wenn Kinder gefragt werden, was sie später einmal werden möchten, sind die Antworten seit Generationen unverändert: Polizist, Lehrerin, Feuerwehrmann oder Tierärztin rangierte auch bei einer repräsentativen Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2021 noch auf den ersten Plätzen. Die Berufe, die aktuell händeringend gesucht werden, stehen gar nicht erst auf der Liste. Kaum ein Neunjähriger möchte Programmierer werden, und auch Chemiker werden nicht genannt. Ob das an den Berufen der Eltern, den Beispielen aus Kinderbüchern und -serien oder an der Komplexität vieler moderner Berufe liegt, lässt sich nur vermuten.

Doch die Junior-Uni Ruhr hat sich auf die Fahne geschrieben, die Vielfalt der Berufe und Möglichkeiten greifbar und erfahrbar zu machen: durch Kurse für die sogenannten „Studis“ im Alter von 4 bis 17 Jahren. Nach Altersklassen aufgeteilt, haben Kinder und Teenager hier die Möglichkeit, neue Themenbereiche kennenzulernen, neue Hobbies auszuprobieren und neue Fähigkeiten zu entdecken. Das Kursangebot ist dabei so vielfältig wie die Studis selbst – was nicht ausbleibt, denn die Kurse entstehen oft auf Nachfrage der Kinder. „Wir haben damals mit dem Kurs „Mini da vincis“ und dem Kurs „Cyanotypie – Wir machen blau“ angefangen und dann zugehört, was die Kinder wissen wollten. Wenn sie nach einem Kurs über Künstler, das alte Ägypten oder Wildkräuter gefragt haben, haben wir uns nach den entsprechenden Dozenten umgesehen, um die Wünsche möglich zu machen“, erklärt Anke Hötzel, die in der Junior-Uni Ruhr für die Planung und Einrichtung der Kurse zuständig ist.

„Und wir waren oft ganz erstaunt, welche Themen die Kinder interessant fanden und dass sich dann auch sofort weitere Studis fanden, die ebenfalls den Kurs machen wollten. Unsere Kurse sind auf maximal zehn Studis begrenzt, damit alle die Möglichkeit haben, ihre Fragen zu stellen und gesehen werden können,“ ergänzt die ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Mülheim an der Ruhr und ehrenamtliche Geschäftsführerin Dagmar Mühlenfeld. Sie ist diejenige, die die Idee einer Junior-Uni nach dem Vorbild aus Wuppertal bereits 2019 nach Mülheim brachte. Mittlerweile ist die Nachfrage an Themen und Kursplätzen aber so sehr gestiegen, dass die Themenbereiche schon weit über den MINT-Schwerpunkt der Wuppertaler Junior-Uni hinausgehen.

„Bei uns gibt es Kurse zu allen möglichen Themen. Beim tapferen Schneiderlein können Kinder lernen, wie eine Nähmaschine funktioniert, was Schneidern mit Mathe und Physik zu tun hat und nähen auch selbst eine Tasche oder ein Kissen. Bei Druck dir was! werden 3D-Drucker erklärt und ausprobiert. Auch Kunst, Biologie und Umwelt und Technik sind Bereiche, aus denen wir spannende Kurse anbieten können. Im aktuellen Wintersemester können Kinder von 7 bis 10 zum Beispiel lernen, wie man eine Wetterstation baut oder was Anziehungskraft eigentlich ist“, berichtet Hötzel. Sie stieg 2018 in die Geschäftsleitung der Junior-Uni Ruhr ein und ist seitdem mit Herzblut dabei. Aus den ursprünglich neun Kursen für 84 Kinder wurden dieses Jahr schon 319 Kurse für insgesamt 1.327 Kinder. Dabei finanziert sich das Projekt, das mittlerweile vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW mit dem Status eines zdi-Schüler*innenlabors ausgezeichnet wurde, ausschließlich von Förder- und Spendengeldern.

Miete, Materialien und ein Umzug

8 der 21 Mitarbeitenden arbeiten ehrenamtlich, doch natürlich wird viel Geld für Miete, Nebenkosten, technische Ausstattung und Arbeitsmaterial für die Kurse und natürlich für die top ausgebildeten Dozenten benötigt. Zudem muss die Junior-Uni Ruhr Ende des Jahres aus ihren bisherigen Räumlichkeiten ausziehen: Das Haus Jugendgroschen an der Hahnenfähre soll abgerissen werden, dort entstehen Neubauten. Ein neues Gebäude ist glücklicherweise schon in Aussicht, doch trotz großzügiger Förderer und Partner ist die mittelfristige Planung nicht immer leicht, verrät Anke Hötzel: „Über den Kurspreis können wir nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten erwirtschaften. Wir nehmen aktuell 3 Euro pro Teilnehmer für einen Kurs mit einem Termin, obwohl der Kurs selbst uns im Durchschnitt etwa 35 Euro pro Teilnehmer kostet. Das haben wir aber ganz bewusst so entschieden: Unsere Kurse sollen für alle Studis möglich und erreichbar bleiben, ganz gleich, wie viel die Eltern verdienen. Aber dadurch brauchen wir natürlich regelmäßig größere Summen, um das Angebot weiterhin aufrecht zu erhalten und noch zu vergrößern. Unsere Wartelisten für Kursplätze sind lang, allein im letzten Quartal haben 184 Kinder, die angemeldet waren, keinen Platz mehr bekommen.“

Aus diesem Grund hat die Junior-Uni Ruhr jetzt die Möglichkeit zum Crowdfunding eingerichtet: Darüber können alle, die das Projekt unterstützen möchten, privat spenden. Der einzelne Betrag ist dabei nicht festgelegt, zwischen einem Euro und eintausend Euro ist alles möglich. Mühlenfeld erklärt: „Wir würden uns freuen, wenn die Mülheimer Bürgerinnen und Bürger und gerne auch alle Freunde und Familienmitglieder über die Stadtgrenzen hinaus etwas dazu beitragen möchten, die Junior-Uni auch langfristig zu erhalten. Wir erleben hier jeden Tag begeisterte Kinder und dürfen in strahlende Augen blicken – und das ist nichts anderes als die Generation von morgen, die mit ihrem Wissen, ihren Fähigkeiten und ihrem Selbstvertrauen die Zukunft für uns alle schafft.“

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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