Entscheider überzeugen: Warum aus wissenschaftlicher Sicht die aktuelle Energiewende-Politik scheitern wird

Prof. Robert Schlögl, Direktor am MPI CEC, erklärte am Freitag einem breiten Publikum die Gründe fürs Misslingen der Energiewende. | Foto: Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC)
  • Prof. Robert Schlögl, Direktor am MPI CEC, erklärte am Freitag einem breiten Publikum die Gründe fürs Misslingen der Energiewende.
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"Ohne Katalyse keine Energiewende", damit brachte Prof. Robert Schlögl, Direktor des Mülheimer Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion (MPI CEC), einen wichtigen Aspekt seiner Arbeit bei einem öffentlichen Vortrag vielen interessierten Mülheimern nahe.

Von Andrea Rosenthal

Am Freitag war Max-Planck-Tag, und der wurde bundesweit mit öffentlichen Aktionen begannen. Auch in Mülheim waren zwei Veranstaltungen geplant: Die traditionelle Show von Prof. Ferdi Schüth auf der Freilichtbühne, die krankheitsbedingt abgesagt werden musste, und ein öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Schlögl zum Thema "Kraftstoffe der Zukunft - Was tanken wir morgen?".

Der große Hörsaal des Max-Planck-Instituts war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Fachleute, Studenten, Lokalpolitiker und Bürger waren gekommen, um einen kleinen Einblick in die Arbeit des Institus zu erhalten, das die Ruhrstadt weltweit bekannt gemacht hat. Und den gab Prof. Dr. Robert Schlögl sehr unterhaltsam, informativ und praxisbezogen.

Das Mülheimer MPI CEC erforscht erneuerbare Energien in der Mobilität, besonders das Potenzial synthetischer Kraftstoffe. Die Kernfrage ist: Wie bewegen wir uns in Zukunft fort? In Zeiten von Fahrverboten und Abgas-Skandalen gibt es kaum eine aktuellere Frage im Rahmen der zukünftigen Mobilität.

Prof. Dr. Robert Schlögl blickte auf die Zukunft des Verbrennungsmotors, die Möglichkeiten der E-Mobilität und die Notwendigkeit der Entwicklung synthetischer Kraftstoffe. Dabei spannte er den Bogen von der Energiebereitstellung zur -speicherung und möglichen Nutzung in anderen Bereichen des Wirtschaftslebens wie der Kraftstoffherstellung oder der chemischen Industrie.

Das System als Ganzes betrachten

Denn so sein Credo: "Energienutzug muss systemisch betrachtet werden." Das heißt die Bereiche Mobilität, Strom und Wärme sind nicht voneinander zu trennen, und Veränderungen und Einsparungen in einem Bereich führen möglicherweise zu Erhöhungen anderswo.

Ein Beispiel ist die Elektromobilität. Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse wieviel Kilowattstunden ein Elektroauto pro gefahrenem Personenkilometer verbraucht. Die Angabe der Hersteller liegt bei 0,2. In einem Langzeitexperiment mit der medl überprüft das MPI CEC diesen Wert, denn schon bei einer Abweichung von 0,02 Kilowattstunden nach oben, wird der Umweltschutzaspekt in Frage gestellt, wenn der Wagen mit herkömmlich erzeugtem Strom betrieben wird. Auch wenn man den Energieverlust auf dem Weg von der Erzeugung zur Autobatterie berechnet, scheinen E-Autos nicht mehr sinnvoll. "Der Verbrennungsmotor als Schädling ist sachlich nur schwer zu begründen," erklärt Pro. Dr. Robert Schlägl, "aber die Fakten werden oft ignoriert. Den Schaden hat die Gesellschaft, die Dieselfahrer, deren Wagen plötzlich nichts mehr wert sind." Erst wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stamme, mache die Elektromobilität Sinn. Auch auf die Technik im Auto komme es an. Und da verweigere sich die Lobby der großen Konzerne kostengünstigen Lösungen, die es bereits im Praxistest gäbe.

Da Wind und Sonne jedoch nicht zuverlässig immer zur Verfügung stehen, forscht die Wissenschaft an Speichermedien oder Alternativen. Die meiste Energie lässt sich dabei in flüssigen Kraftstoffen speichern. Optimal wäre also ein synthetisches Benzin. Daran forscht man am MPI CEC. In Duisburg steht die Versuchsanlage Carbon2Chem, wo Hüttengase aus der Stahlproduktion von ThyssenKrupp als Grundstoffe für synthetische Kraftstoffe genutzt werden sollen. "Der Erfolg dieser Produktion liegt am richtigen Einsatz der Katalysatoren. Im Energiesystem gibt es viele unveränderbare Größen, aber auch Variablem wie den optimalen Einsatz der Katalyse und daran forschen wir", erklärte der Direktor des MPI CEC. Wenn man das energetische System als ganzes betrachte, so sein Fazit, dürfe man zwar keine fossilen Rohstoffe mehr einsetzen, aber sollte den Verbrennungsmotor beibehalten. Gasförmige Energieträger wie Wasserstoff seien nicht so effektiv wie synthetische Kraftstoffe.

Am Ende seines Vortrags entlies Prof. Dr. Robert Schlögl mit einem Auftrag: "Wir Wissenschaftler werden garantiert die Lösung finden, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob wir die Entscheider davon überzeugen können. Deshalb sprechen Sie mit den Politiker, machen Sie sich stark!"

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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