Dämmen mit Stroh
Schwimmbäder werden nachhaltig saniert

Der für Immobilien zuständige Beigeordnete Michael Jehn (5.v.l.) mit Vertretern der Verwaltung sowie beteiligter Unternehmen bei der Vorstellung des Strohdämmprojekts.  | Foto: Stadt Oberhausen/Tom Thöne
  • Der für Immobilien zuständige Beigeordnete Michael Jehn (5.v.l.) mit Vertretern der Verwaltung sowie beteiligter Unternehmen bei der Vorstellung des Strohdämmprojekts.
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Die Stadt Oberhausen lässt fünf ihrer sieben Schwimmbäder mit dem nachhaltigen und lokal verfügbaren Naturprodukt Stroh dämmen. Es ist damit eines der größten Strohdämmprojekte Europas, das kürzlich auch der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist.

Der Dämmstoff Stroh bietet gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen besonders im Hinblick auf den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit einige Vorteile. Die Herstellung erfolgt vollkommen schadstofffrei ohne den Einsatz von Chemikalien oder ähnlichen. Das CO2 bleibt im Holz und Stroh über die gesamte Produktlebenszeit gebunden und stellt so einen natürlichen CO2-Speicher dar. Ein immer wichtig werdender Punkt im gesamten Lebenszyklus eines Produktes ist die spätere Entsorgung. Die im DISKO-Projekt zum Einsatz kommenden Produkte bestehen aus einem Holz-Stroh-System und sind daher restlos kompostierbar. „Der Dämmstoff Stroh bietet gleich mehrere Vorteile: die Herstellung erfolgt vollkommen schadstofffrei, CO² wird dauerhaft gespeichert und die Entsorgung zum Ende der Nutzbarkeit ist unkompliziert und günstig", erklärt der zuständige Beigeordnete Michael Jehn. 

Doch nicht nur die Strohdämmung allein soll dazu beitragen, die Energiekosten der Schwimmbäder zu senken. 

Bei allen der sieben Standorte wird Solarthermie zur Unterstützung der Heizungsanlage installiert. Mit dieser Technik ist es möglich, das Beckenwasser zu erhitzen und die Heizungsanlage zur unterstützen. So können viele Betriebsstunden für die Gastherme eingespart werden. Sofern möglich, wird auch speziell in Hinblick auf Klimaanpassung, eine extensive Dachbegrünung zur Speicherung von Regenwasser bei Starkregen installiert.

Die Schwimmbäder werden mit effizienterer mit Anwesenheitssensoren ausgestatteter LED-Beleuchtungstechnik umgerüstet. Im Bereich der Schwimmbadtechnik werden moderne mit Frequenzumrichtern ausgerüstete Pumpen eingesetzt, die einen deutlich effizienteren variableren Betrieb der Fördermengen ermöglichen.

Durch den Einsatz von Raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) wird eine deutlich effizientere Belüftung der Schwimmhallen ermöglicht.

Fünf der sieben Standorte erhalten zum Teil neben der Fassaden- auch eine Dachdämmung mittels Stroh. An den beiden Standorten, die nicht durch Stroh gedämmt wurden, ist ein wirtschaftlicher Einsatz nicht gegeben, da die Fassaden erst vor wenigen Jahren erneuert worden sind.

Der Einsatz von Digitalisierung und intelligenter Verknüpfung der hocheffizienten Anlagentechnik führt zu deutlichen Einsparungen auf der Kosten- und Energieseite. Durch die Digitalisierung ist es zukünftig möglich, alle relevanten Schwimmbad- und Energiewerte zentral durch eine Fernwarte abrufen zu lassen. Neben der effizienteren Kontrolle der z.T. gesundheitsrelevanten Werte, lassen sich einige Fehler- und Störmeldungen durch den Einsatz der Digitalisierung ohne zusätzliche Fahrten von Mitarbeitern hin zu den Schwimmbädern aus der Ferne beheben.

Die Einsparungen sind enorm. Nach der Fertigstellung der energetischen Sanierungen der sieben Lehrschwimmbäder wird sich die Einsparung auf rund 6.600.000 kWh/a (Kilowattstunden pro Jahr) belaufen. Dies entspricht einer Einsparung von rund 8 Prozent am Gesamtverbrauch der Stadt Oberhausen.

Zum Hintergrund:
Die meisten Schwimmbäder in Oberhausen wurden Anfang der 1960er Jahre errichtet. Ihr Betrieb verbrauchte bis zu 16 Prozent des gesamtstädtischen Energiebedarfs. Um das breite Freizeitangebot angesichts der enorm gestiegenen Energiekosten weiter aufrecht erhalten zu können, hat die Stadt Oberhausen im Jahr 2019 das Projekt „Digitalisierung als Schlüssel zum Klimaschutz – intelligentes Energiemanagement von Lehrschwimmbädern – Das Oberhausener Modell“, kurz DISKO, ins Leben gerufen. Dafür erhielt die Stadt einen Zuwendungsbescheid von über 8,1 Millionen Euro (90 Prozent Förderung aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE). Die Strohdämmung ist Teil des DISKO-Projekts.

Autor:

Karin Dubbert aus Oberhausen

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