Telefonischer Besuchsdienst für ältere Menschen in Bochum und Wattenscheid

Christine Drüke, Michael Haiduk, Charlotte Stöbe und Kathrin Engel (v. l.) berichten zu den Erfahrungen im telefonischen Besuchsdienst.
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"24 Telefon-Paare sind aktuell aktiv im Gespräch", freut sich Christine Drüke vom Seniorenbüro Mitte. Seit gut einem Jahr wird ein telefonischer Besuchsdienst angeboten, der ein regelmäßiges Gespräch zwischen einem älteren Menschen und einem ehrenamtlichen Mitarbeiter ermöglicht.

Unter dem Motto "Mit Herz am Hörer", koordinieren das Seniorenbüro Mitte und das Seniorenbüro Ost ein Miteinander am Telefonhörer, das einmal in der Woche für rund eine Stunde Zeit zum Austausch bietet. "Unser Angebot gilt für ganz Bochum und Wattenscheid. Das heißt, alle Senioren, die Interesse haben, einen zuverlässigen Gesprächspartner zu finden, sind bei uns genau richtig. Genauso wie kommunikative Menschen, die auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Herausforderung sind", sagt Christine Drüke.
Bisher haben die Mitarbeiterinnen der Seniorenbüros rund 33 Ehrenamtler geschult, weitere sollen folgen. "Interessiert sich jemand für die ehrenamtliche Mitarbeit, so kann er zunächst telefonisch mit uns Kontakt aufnehmen. Dann gibt es ein persönliches Erstgespräch sowie die anschließende achtstündige Schulung, die sich auf zwei Tage verteilt. Die Herangehensweise ist für Senioren, die ein regelmäßiges Telefongespräch in Anspruch nehmen möchten recht ähnlich, wir vom Seniorenbüro kommen zum Kennenlernen auch einmal zum Besuch vorbei. Der Gesprächspartner bleibt allerdings anonym", erläutert Kathrin Engel vom Seniorenbüro Ost den Ablauf. Zusätzlich haben die ehrenamtlichen Anrufer die Möglichkeit, sich alle zwei Monate bei einem Treffen auszutauschen. Hier werden außerdem verschiedene Schwerpunktthemen vorgestellt. Dazu zählen beispielsweise die Gesprächsführung, der Umgang mit Trauer und Abschied oder das Stimmbildungstraining.
Um einen passenden Gesprächspartner zuzuordnen, gehen die Mitarbeiterinnen der Seniorenbüros auf die Interessen und Hobbys und den zeitlichen Wunsch des Anrufs ein. Gegebenenfalls wird auch der Stadtteil, in dem der ältere Mensch lebt, berücksichtig, um so Geschehnisse vor Ort gemeinsam besprechen zu können.
Von Anfang an mit dabei ist der 24-jährige Student Michael Haiduk, der mittlerweile ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Telefonpartnerin aufgebaut hat: "Ich wollte mich beim Seniorenbüro erst einmal grundsätzlich über die Möglichkeiten der ehrenamtlichen Mitarbeit informieren. Der telefonische Besuchsdienst passt super, da ich Student und auch oftmals nicht gerade in Bochum bin. Ein ruhiges Plätzchen zum Telefonieren findet sich aber überall. Vor dem ersten Gespräch habe ich mir natürlich überlegt, welche Themen ich anbringen könnte. Als wir dann angefangen haben zu sprechen, ging aber alles wie von selbst und die vorgesehene Stunde war im nu um. Durch die Anonymität, den Altersunterschied - meine Telefonpartnerin ist rund 50 Jahre älter als ich - und die Distanz, gingen wir beide von Anfang an sehr offen miteinander um. Mittlerweile ist es so, dass wir beide voneinander erzählen und es genießen, uns bewusst auszutauschen. Selbst im Familien- und Freundeskreise sind Telefonate oft eher flüchtig. Für mein wöchentliches Gespräch nehme ich mir aber bewusst Zeit und das ist schön und bereichernd. Mittlerweile kommunizieren wir auch über WhatsApp. Ich habe meiner Telefonpartnerin erst letztens ein Bild vom Wattenscheider Bahnhof geschickt, da ich weiß, dass sie dort wohnt. Ein Treffen ist bei uns auch geplant."
Die Beziehungen, die sich zwischen den Telefonpaaren ergeben, sind recht unterschiedlich: Manche möchten es bei dem anonymen Gesprächstermin belassen, bei anderen entsteht eine Freundschaft mit mehr Kontakt. "Uns ist es wichtig, dass der telefonische Besuchsdienst erst einmal als anonymes Angebot gilt. Den Ehrenamtlichen und Senioren ist es aber natürlich freigestellt, den Kontakt, wenn von beiden Seiten gewünscht, zu vertiefen", so Kathrin Engel.
Eine weitere ehrenamtliche Anruferin ist die 80-jährige Charlotte Stöbe: "Ich telefoniere regelmäßig mit einer Dame, die etwas älter ist als ich. Dadurch ergeben sich viele Gemeinsamkeiten, die wir besprechen können. Wir reden eigentlich über alles, unsere Themen reichen von Politik bis hin zur Lindenstraße. Aus den Gesprächen gehen wir beide immer mit einem positiven Gefühl heraus."

Informationen
Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit interessiert oder den telefonischen Besuchsdienst gerne in Anspruch nehmen möchte, erreicht die Mitarbeiter der Seniorenbüros unter Tel.: 0234/54476500 oder unter 0234/92786390.
Die nächste Schulung für ehrenamtliche Mitarbeiter findet am Samstag, 17. September, von 10 bis 16 Uhr sowie am Donnerstag, 22. September von 18 bis 20 Uhr statt.

Christine Drüke, Michael Haiduk, Charlotte Stöbe und Kathrin Engel (v. l.) berichten zu den Erfahrungen im telefonischen Besuchsdienst.
"Von den Gesprächen profitieren wir beide. Es ist so, als würde ich mit einer vertrauten Nachbarin sprechen."
Charlotte Stöbe
Autor:

Lauke Baston aus Wattenscheid

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