OB-Kandidaten antworten: Was wollen sie für die positive Entwicklung der Stadviertel tun?

Am 13.09.15 wird der neue Oberbürgermeister von Bochum gewählt. Bis dahin stellen wir den bekannten Kandidaten jede Woche eine Frage.

Die Frage für diese Woche lautet:

Was wollen Sie für die positive Entwicklung der Stadtviertel tun?

In der mit über 16.000 Mitglieder größten Facebook-Gruppe Bochums "Du weißt Du bist Bochumer wenn" besteht dann die Möglichkeit die Themen weiter zu diskutieren. Die OB-Kandidaten wurden eingeladen sich ebenfalls an der Diskussion zu beteiligen.

Omid Pouryousefi (unabhängig): Woran erkennt man die Lebensqualität einer Stadt? Es gibt einen sehr simplen Anhaltspunkt. Schauen Sie, wie viele Kinder und alte Menschen auf Straßen und Plätzen unterwegs sind ("Jan Gehl, vielleicht der derzeit erfolgreichste Stadtplaner).

Die Stadtviertel sind für die Menschen da. Hier muss alles fußläufig und mit dem Rad erreichbar sein, was für den täglichen Bedarf benötigt wird.

Auch die Lebens- und Aufenthaltsqualität muss hoch sein. Es muss Spaß machen im eigenen Viertel mal eben „um die Ecke“ zu seinem Bäcker, seinem Lebensmittelladen und in seine Kneipe zu gehen um dort seine Nachbarn und Freunde zu treffen.

Auch die Kinder müssen sich im Stadtviertel gefahrlos bewegen können. Zur Schule und zu Kinderspielplätzen darf es nicht weit sein. Alles muss auf kurzen sicheren Wegen für die Kinder zu Fuß und auf dem Rad selbständig erreichbar sein.

Auch ein Stadteilladen oder ein Kultur- und Versammlungshaus sowie ein funktionierender Markt sollten zu jedem Stadtteil gehören.

Viele Stadtteilzentren in Bochum müssen grundlegend überplant werden. Sie müssen mehr an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet werden. Sie brauchen mehr Plätze für Begegnungen, mehr Cafés, mehr Platz für studentisches Leben und mehr Lebensqualität, die mehr Investoren, Unternehmen, Ereignisse und Menschen in die Stadt zieht.

Das geht nicht von heute auf morgen. Es wird Jahrzehnte dauern, aber ich will diese Entwicklung anstoßen. Bei solchen Veränderungen ihrer Viertel müssen die Menschen mitgenommen werden, das braucht Zeit. In jedem Stadtviertel müssen wir erst erforschen, welche Wege nutzen die Menschen, welche sind ihre Lieblingsplätze, was sind ihre Anliegen und Bedürfnisse, wie lässt sich am besten die Aufenthaltsqualität verbessern, wie kann man die Bewohner in den Veränderungsprozess einbinden.

Nachfragen, zuhören und dann machen, sollte auch hier das Leitbild des Vorgehens sein.

Jens Lücking (Freie Bürger):
Die Stadtteilzentren in Bochum haben für die dort wohnenden Menschen eine zentrale Bedeutung für Versorgung, soziale Kommunikation und das Guhauseseins.efühl des Zuhase seins. Daher müssen die Stärken gestützt und sinnvolle Veränderungen umgesetzt werden. Hierbei muß aber auch auf die Bewohner und ihre Interessen und Befindlichkeiten Rücksicht genommen werden. So sollen sie bei allen Planungen, die gravierende Veränderungen mit sich bringen, mit einbezogen werden. Gerade in Weitmar-Mark gibt es eine Menge an Planungen, wie der Bau eines Lebensmittelmarktes mitten im Wohngebiet oder Wohnbebauung über Brachflächen hinaus im angrenzenden Wald. ier ist es sonnvoll, wenn sich die Bürger eines Stadtteilzentrums zusammenschliessen und so ein kompentender Ansprechpartner für Politik und Verwaltung sind. So kommen entscheidende Ideen und Anregungen zusammen und die Planung und insbesondere deren Akzeptanz wird für alle besser.
Mehrgerationenwohnen ist ein gutes Modell, um einer Überalterung einzelner Stadtviertel entgegenzuwirken und die soziale Kommunikation zu stärken.
Die Werbegemeinschaften vor Ort müssen gestärkt werden und Aktionstage von Bochum Marketing unterstützt werden.

Wolf-Dieter Liese (AfD): Leider ist in den Bochumer Vororten eine zunehmende Verödung des Einzelhandels zu beobachten. Durch die intensive Konkurrenzsituation im Ballungsraum Ruhrgebiet mit zahlreichen inner- und außerstädtischen Einkaufzentren ist trotz des vorliegenden Masterplans Einzelhandel ein fortwährender Trading-down-Effektes erkennbar. Gleichzeitig erleben wir in den Stadtteilzentren eine Ausdünnung des Nahversorgungsnetzes im Wohnumfeld und die damit verbundene Gefahr der abnehmenden wohnungsnahen Versorgung. Eine besondere Beachtung verdienen die in der Vergangenheit wenig geförderten und benachteiligten Stadtteilzentren, wie Wattenscheid und Langendreer, wo die Bevölkerung mehr als nur ein ausgedünntes Teilangebot oder Angebote zur täglichen Bedarfsdeckung erwartet.

Eine Lösung kann nur im Verbund mit allen Nachbarstädten gefunden werden. Wir brauchen eine gemeinsame Planungsgrundlage, die bestimmt, an welchen Stellen Einkaufszentren und überregionaler Einzelhandel entstehen kann. Wir brauchen einen Masterplan Einzelhandel für das gesamte Ruhrgebiet.

Viele Studenten an den Bochumer Hochschulen arbeiten und studieren in unserer Stadt, wohnen aber in Nachbarstädten. Die gelungene Ausweitung der Ruhruniversität in die Bochumer Innenstadt sollte ein Beispiel dafür sein, wie positiv sich studentisches Leben auf eine Stadt oder ein Stadtgebiet auswirken kann. Es muss gelingen, gerade in die strukturell unterentwickelten Stadtgebiete mehr studentisches Leben zu integrieren. Dazu müssen wir dort attraktiven Wohn- und Arbeitsraum für Studenten schaffen. Die könnte zum Beispiel mit städtischen Wohnungsbaugesellschaften gelingen.

Eine Weiterentwicklung der Stadtviertel sollte immer auch im Wege der Beteiligung der Bürger als eine Art Selbsterneuerungsprozess von unten erfolgen. Wenn Bürger sich aktiv einbringen und mitentscheiden können, werden sie sich mehr mit Ihrem Viertel identifizieren und verantwortlich fühlen. Hier steckt sicher noch ein großes ungenutztes Potential an Ideen, welches zurzeit noch nicht richtig genutzt wird.

Wolfgang Wendland (parteilos): In Bochum wurden die einzelnen Ortsteile lange vernachlässigt zu Gunsten von Leuchtturmprojekten, wie z. B. Konzerthaus, Platz des Europäischen Versprechens, Bongard-Boulevard, Kongresszentrum und anderem. Eine chronische Unterfinanzierung der Bezirksvertretungen, in deren Verantwortung von der Hochbausanierung bis zu Veranstaltungen vieles liegt hat dazu geführt, dass diese Institutionen weitestgehen damit beschäftigt, bestehendes zu erhalten bzw. den Mangel zu verwalten. Ein wesentlicher konstruktiver Fehler der kommunalen Neuordnung von 1975, nämlich, dass für die für die Wahlen zu den Bezirksvertretungen nur eine reine Listenwahl möglich ist, also keine Direktkandidaten gewählt werden können hat dieses Gremium, dass das direkt bei den Bürgern sein sollte, diesen entfremdet, weil es dadurch fast zum Spielball reiner Parteipolitik geworden ist.

Dass eine positive Entwicklung in Stadtvierteln auch mit wenig Geld möglich ist zeigt z. B. das Kreativ-Quartier in Duisburg-Ruhrort. Es muss nur gelingen das engagierte Bürger sinnvoll von der Stadtverwaltung unterstützt werden. Ein positives weiteres Beispiel ist das Amtshaus in Harpen, wo bürgerschaftliches Engagement ebenfalls auf Unterstützung aus Politik und Verwaltung trifft.

Derartig Zusammenarbeit zu initiieren wird eine vordringliche Aufgabe meiner Tätigkeit als Oberbürgermeister sein. Deshalb habe ich auch Arbeitskreise, in denen Bürger mit Bezirksvertretungen und Verwaltung zusammenarbeiten schon in meinem vor Wochen vorgelegtem Programm beschrieben. Wichtig erscheint mir auch in diesem Zusammenhang, dass die Gebäude geschlossener Schulen nicht alle abgerissen bzw. verkauft werden, sondern als Möglichkeitsräume erst einmal weiter bestehen.

Für manche Stadtteile bzw. Bezirke (z. B. Langendreer und Wattenscheid) stehen Fördermittel zur Stadterneuerung zur Verfügung. Hier muss darauf geachtet werden, dass diese wirklich sinnvoll ausgegeben werden. Leider ist Kommunalpolitik mitunter etwas rückwärtsgewandt und möchte dass alles so wieder "so schön wird wie es mal war" wird. Mir würde es aber ausreichen, wenn es einfach nur schön wird, was meist erheblich preiswerter zu bekommen ist.

Unabhängig von Landesmitteln, die ja gerade in NRW auch immer etwas unsicher sind, gibt es nur wenige Möglichkeiten, das Geld das den Bezirken zur Verfügung steht aufzustocken, da das SPD-regierte Bochum sich ja gerade in der Haushaltssicherung befindet und eine Haushaltssperre erlassen wurde. Eine Möglichkeit wäre, zu prüfen, ob sich nicht Unterhaltungsveranstaltungen wie Zeltfestival Ruhr oder Urbanatix soweit etabliert haben, dass sie nicht weiterhin auf Geld von städtischen Unternehmen (Sparkasse, Stadtwerke usw.) angewiesen sind, sondern sich durch Sponsoring aus der freien Wirtschaft finanzieren können.

Das hierdurch frei werdende Geld könnte für bezirkliche Projekte eingesetzt werden.

Momentan ist die Stadt aber leider noch nicht mal bereit zu sagen, wie viel das entsprechende Sponsoring kostet, obwohl es praktisch städtische Gelder sind. Es ist aber davon auszugehen, dass allein hier Geld ausgegeben wird, das ca. 10-30 % dessen ausmacht, was für die Hochbausanierung (inkl. Schulen) in allen Bezirken ausgegeben wird.

Klaus Franz (CDU):
Keine Antwort erhalten.

Horst Hohmeier (Die Linke):
Keine Antwort erhalten.

Thomas Eiskirch (SPD):
Keine Antwort erhalten.

Marcus Zarske (unabhängig):
Keine Antwort erhalten.

Günther Gleising (Soziale Liste):
Keine Antwort erhalten.

Monika Engel (Die Grünen):
Nimmt nicht an der Umfrage teil.

Die Frage für die nächste Woche (ab 13.06.) lautet: Was halten Sie für die größten Probleme? Wie wollen Sie diese beheben?

Initiatoren der Aktion sind Oliver Kolanus, Stefan Tocco und Volker Steude, Administratoren der Facebook-Gruppe "Du weißt Du bist Bochumer wenn"

Autor:

Oliver Kolanus aus Bochum

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