Sprengung der Propsteikirche für Bochumer Dom

Der neue Dom für Bochum | Foto: Schaengel, Wikipedia

Der Stadtrat ist sich einig, Bochum muss neue Prestigeobjekte für die Stadt auf den Weg bringen, um von dem Filz-und-Klüngel-Image der Stadt abzulenken. Die Oberbürgermeisterin Scholz stellte daher stolz das neuste städtische Vorhaben vor, das soeben beschlossen worden sei:

Die Propsteikirche wird gesprengt, dafür ein Dom errichtet. Dies soll den Tourismus in Bochum nachhaltig ankurbeln. „Was in Köln funktioniert hat, sollte auch in Bochum klappen,“ ist die Oberbürgermeisterin überzeugt. Zudem soll der Dom ein Treffpunkt der Jugend und eine weitere Bildungsstätte für Bochum werden, so hätte die katholische Kirche versprochen dort auch Kinder- und Jugendgottesdienste zu veranstalten, sowie ein Priesterseminar aufzuziehen. Für die Baukosten von ca. 33,3 Mrd. Euro werden noch Spender und Sponsoren gesucht. Norman Faber und die Fiege-Brauerei wurden bereits angefragt, Stadtwerke und Sparkasse haben schon Beiträge in Millionenhöhe zugesagt. Die Chefs der beiden städtischen Unternehmen Volker Goldmann (SPD) und Bernd Wilmerts (SPD) fanden sich spontan bereit, das Geld locker zu machen, nachdem auch ihre SPD-Ortsverbände dieses Projekt ausdrücklich begrüßt hatten.

„Die Stadt selbst wird nur 1 Mrd. beisteuern müssen,“ versichert Kulturdezernent Townsend. Erhebliche Fördermittel wurden vom Land, der EU sowie dem Missionswerk der katholischen Kirche zugesagt. Im Gegenzug wird sich die Stadt verpflichten das Eigentum an der Basilika Notre-Dame de la Paix in Yamoussoukro, Elfenbeinküste zu übernehmen. Die Betriebskosten der Besenkammer an der Sakristei würden sich auf nur maximal 650.000 Euro belaufen. H.-D. Fleskes (Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat) betonte, dass weitere Kosten nicht zu berücksichtigen seien, da das Haushaltsrecht nicht vorsähe, dass die Stadt für Sanierung- und Instandhaltung des Kirchengebäudes weitere Haushaltsansätze bilden müsse. „Wir kriegen den Dom also praktisch geschenkt“, so Townsend weiter, „wir müssten verrückt sein, wenn wir diese Gelegenheit nicht wahrnehmen.“

Der kulturpolitische Sprecher der SPD, Dr. Hans Hanke versprach mit dem Dom ein weiteres architektonisches Highlight für Bochum. Er könne sich beim Dom-Neubau eine Architektur in Anlehnung an das Krematorium am Freigrafendamm vorstellen. Krematorium, Musikzentrum und Dom würden zusammen dann eine architektonische Ensemble-Wirkung ausstrahlen, die Architekturfreunde aus ganz Europa anziehen werde.

Das ganze Vorhaben wird in das Stadtentwicklungskonzept „Abruptio 2.022“ eingebunden, dass bereits den Bau des städtischen Flughafens im Weitmarer Holz vorsieht sowie die Errichtung des Binnenhafens Kemnade, der soweit ausgebaggert werden soll, dass er als einziger Hafen an der Ruhr Schiffen der Panamaklasse Anlegeplätze bietet. Verbunden werden sollen alle drei Leuchtturmprojekte mit der Bochumer Schwebebahn, dem neuen Vorzeigeprojekt der Stadt. Großer Vorteil dieses Verkehrssystems sei, so Stadtbaurat Kratzsch, dass der Betrieb schlaglochfrei bewerkstelligt werden kann und eine kostenaufwendige Ausbesserung der Bochumer Straßen für dieses Verkehrsmittel daher entfallen kann.

Die Stadt erhofft sich von dem Dom-Neubau insbesondere einen Schub bei der Klerikal-Wirtschaft. Das Projekt wird Priester, Bischhöfe, Prediger, Scharlatane und Heilige nach Bochum ziehen, ist sich die Stadt sicher. Auch glaubt Klaus Franz (Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat), dass sich durch den Dom mehr katholische Bildungsbürger in die Stadt locken lassen. Wir sind eine christliche Partei, da können wir nicht gegen den Bau eines Doms sein, legt Franz die Position seiner Partei fest.

Die Grünen hatten zunächst mit dem Projekt gehadert. Man fürchtete den Totalverlust der Bäume rund um die Propsteikirche bei deren Sprengung. Nachdem H.-D. Fleskes dem Grünen Fraktionsvorsitzenden Cordes aber mal wieder mit dem Bruch der Koalition gedroht hatte, sofern diese dem Leuchtturmprojekt nicht zustimmen würden, zeigten sich auch die Grünen überzeugt. „Dem Bau eines weiteren Doms, hätten wir wegen der negativen Auswirkungen auf die Bäume nicht zugestimmt, auf unser Einwirken hin ist das Projekt aber jetzt ein ganz anderes", stellt Cordes fest: Dadurch, dass der Dom auf Drängen seiner Partei nunmehr mit einem zweizügigen katholischen Kindergarten ergänzt werde, handle es sich nicht mehr um den bloßen Bau eines Doms, sondern es werde ein Glaubenszentrum errichtet. Auch würde sich durch den zusätzlichen Bau des Kindergarten die angespannte Betreuungssituation in Bochum bei den unter 7-jährigen nachhaltig entspannen.

Eine Bürgerbeteiligung zu dem Projekt schloss OBin Scholz definitiv aus. Etwa 120.000 Katholiken gäbe es in Bochum, deren Zahlung von Kirchensteuer, seien Votum genug für den Dom-Neubau.

Für die Eröffnung des Domes verspricht die Oberbürgermeisterin zudem ein besonderes Event. Das Ereignis wird von der Hellen Medien Projekte GmbH organisiert. Sascha Hellens Duzfreund Bischof Desmond Tutu soll den Dom einweihen. Weiterhin plant Hellen nichts weniger als eine Reunion von ABBA zu diesem Großereignis. „The Winner takes ist all“, werden die 4 Schweden intonieren, verrät er. Wohl eine Anspielung auf das Honorar, dass Hellen für die Veranstaltung einstreichen wird. Die OB hat Sparkasse und Stadtwerke bereits angewiesen bei den Honoraren wie gewohnt nicht knauserig zu sein.

Volker Steude, BÄH-Bürger
(ruhrblogxpublik)

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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