Kirchenschließung
Gebührender Abschied von Liebfrauen

: Die Liebfrauenkirche war zum Abschiedsgottesdienst bis auf den letzten Platz besetzt.
Propst Nobert Dudek, Pastor Martin Stais und der ehemalige Pastor Ulrich Bauer leiteten den
Gottesdienst. Musikalisch wurde die Festmesse von der Schola Liebfrauen begleitet. 
 | Foto: Patrizia Labus
  • : Die Liebfrauenkirche war zum Abschiedsgottesdienst bis auf den letzten Platz besetzt.
    Propst Nobert Dudek, Pastor Martin Stais und der ehemalige Pastor Ulrich Bauer leiteten den
    Gottesdienst. Musikalisch wurde die Festmesse von der Schola Liebfrauen begleitet.
  • Foto: Patrizia Labus
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Anfang Juni haben hunderte Gemeindemitglieder von Liebfrauen und der
italienischen Mission den letzten Gottesdienst in der Kirche an der Hagener Straße gefeiert. Sie wird im Zuge des Pfarreientwicklungsprozesses verkauft. Auf dem Gelände entstehen Wohnungen für Menschen mit Behinderung und ein neuer Kindergarten.

Es war ein würdiger, ein emotionaler Abschied in der Liebfrauenkirche Anfang Juni. Viele Menschen waren gekommen, um den letzten Gottesdienst in „ihrer“ Kirche mitzufeiern. Sehr viele, sodass kein Platz freiblieb, weder unten im Kirchenschiff noch oben auf der Empore. Es herrschte festliche Stimmung, auch wenn der Anlass kein freudiger war: Nach knapp 70 Jahren wird die Liebfrauenkirche endgültig geschlossen. „Wie viele Taufen hat diese Kirche erlebt?“, fragte Propst Norbert Dudek in seiner Predigt. „1312 haben wir nachgezählt. Aber sicher waren es mehr, denn die italienische Gemeinde haben wir nicht mitgezählt.“ Hinzu kommen Hochzeiten,
Firmungen, Kommunionfeiern. Und viele von diesen Menschen saßen an diesem Morgen beim
Abschiedsgottesdienst und vergossen auch die ein oder andere Träne. Denn es sind bedeutende
Erinnerungen, die sie mit diesem Orten verbinden. „So schauen wir auf dieses Lebenswerk zurück
und, bitte, nicht mit Groll“, bat auch Propst Norbert Dudek.
Trotz aller Trauer spürte man den Blick nach vorn und durchaus auch Offenheit für die neuen Pläne.
Die sehen für das Gebäude an der Hagener Straße zum einen etwas ganz Neues vor, aber auch
Altbewährtes kann bleiben: So entstehen im Kirchenschiff auf zwei Etagen Wohngruppen für
Menschen mit Behinderung. Auch der alte Kirchturm von Liebfrauen bleibt als Landmarke erhalten.
Hinzu kommen eine kleine Kapelle, Räume für die Bücherei und die Kleiderkammer sowie ein neuer,
viergruppiger Kindergarten. Trotz Verkauf und Schließung der Kirche kann ein Teil der
Gemeindearbeit vor Ort bleiben – und Gottesdienste werden künftig für alle in der St.-EngelbertKirche stattfinden. „Ich glaube, das ist die beste Lösung, die wir uns hätten wünschen können, wenn
die Kirche schon aufgegeben werden muss“, sagte auch Reinhold Lorch, der seit seiner Geburt Teil
von Liebfrauen ist und auch in der Schola singt, die den Abschiedsgottesdienst musikalisch begleitete und am Ende minutenlangen Applaus bekam.

Gemeinschaft bleibt erhalten
Die Schließung der Kirche Liebfrauen reiht sich in einen Prozess ein, der im gesamten Bistum Essen
Umsetzung findet und auch an der Propstei St. Marien nicht vorbei geht. Die abnehmenden
Kirchensteuereinnahmen machen Sparmaßnahmen nötig und immer weniger Priester eine
Konzentration auf weniger Kirchen, von den ausbleibenden Kirchenbesuchern ganz zu schweigen. So
wurden unter anderem auch Kirchen in den Blick genommen und hinterfragt, welche Standorte in
den Gemeinden noch sinnvoll sind, „Die Entscheidung fiel aus verschiedenen Gründen auf
Liebfrauen“, erklärte Matthias Wittwer vom Kirchenvorstand, der mit der Abwicklung betraut ist. Es
war ein Abschied auf Raten, bereits seit 2015 hat die deutsche Gemeinde keine
Sonntagsgottesdienste mehr in Liebfrauen gefeiert. Lebendiges Gemeindeleben gab es deshalb in
den vergangenen Jahren immer weniger und sowohl die deutsche als auch die italienische
Gemeinde, die dort ebenfalls ihre Messen feierte, konnten sich allmählich mit dem Gedanken
abfinden.

So überwog beim Abschiedsgottesdienst die Zuversicht und der Blick nach vorn. „Wir als
Gemeinschaft bleiben ja erhalten und müssen uns jetzt einfach etwas sammeln, um dann in St.
Engelbert weiterzumachen“, sagte Silvia Buchholz, die die katholische Bücherei leitet und froh ist,
dass diese erhalten bleibt.

Auf den Weg machen, das ist auch das Bild, dessen sich Propst Dudek in seiner Predigt bediente, als
er zum Schluss eine Anekdote aus der Liebfrauenkirche erzählte: Die Kirche birgt offenbar so
manches Geheimnis, unter anderem ein unsichtbares Mosaikbild, das Jesus Christus darstellt und
hinter einer Trockenbauwand verborgen liegt. „Bei diesem Mosaik fehlt ein Stück, nämlich die Stelle,
an der später die Fenster für die Sakristei eingebaut wurden. Es fehlen die Füße Jesu. Liebe
Schwestern und Brüder, die Füße sind wir. Wir, die wir miteinander leben heute, und miteinander in
die Zukunft gehen.“

Infokasten:
• Am 2. Mai 1954 wurde die Kirche „Unsere Liebe Frau“, kurz: „Liebfrauenkirche“ eingeweiht
• Nach dem Abschiedsgottesdienst am 4. Juni bleibt die Kirche nun geschlossen und wird
lediglich für Ausräumarbeiten betreten. Alle Gottesdienste finden in St. Engelbert statt.
• Bis zum Ende des Jahres soll die Kirche in den Besitz der Firma urwohnen übergehen, die als
Investor auftritt. Die Evangelische Stiftung Volmarstein wird Betreiber der Wohngruppen und
des neuen Kindergartens Liebfrauen.

Autor:

Propstei St. Marien aus Schwelm

Marienweg 5, 58332 Schwelm
+49 2336 819538
patrizia.labus@propstei-marien.de
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