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EhrlichNRW: UmZUGspläne

Britta aus Düsseldorf beteiligte sich mit ihrem Beitrag am Wettbewerb EhrlichNRW. Foto: DB Regio NRW
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Liebe Vermieter, lieber Chef, liebe Kundinnen und Kunden, liebe Kolleginnen, lieber Kollege, liebe Freundinnen und Freunde (ja, auch die von facebook), liebe Eltern, lieber Schatz, ich kündige es vorsichtshalber heute schon einmal an, damit später keiner sagt, er hätte es nicht gewusst: Es könnte sein, dass ich bald umziehe. Und zwar nach Borgeln. Genauer gesagt, in den Bahnhof von Borgeln. Seit letzter Woche bin ich mir da ziemlich sicher.

Letzte Woche saß ich im Zug von Hamm (Westf.) nach Lippstadt. Dort holt mich für gewöhnlich mein Vater ab, wir hören im Auto WDR 4 und erzählen uns, was es Neues gibt.

Ich hatte vormittags noch gearbeitet, überhaupt hatte ich in den vergangenen Wochen viel gearbeitet, ein bisschen zuviel für meinen Geschmack. Am Düsseldorfer Bahnhof herrschte wieder Chaos. Es wurden Verspätungen durchgesagt, häufig übrigens wegen Personen am Gleis, Verspätungen bis zu 45 Minuten wegen Personen am Gleis, die hoffentlich mindestens 45 Sozialstunden ableisten müssen für ihre Blödheit, die Konsequenzen für viele Reisende hat. Meine Bahn kam nur 20 Minuten später, schade dass ich vom Büro aus mit dem Taxi gefahren war, um pünktlich den Zug zu erreichen. Der letzte Samstag war der einzige weit und breit, an dem ich meine Eltern im Ost- westfälischen (die Pingel unter Ihnen sagen Münsterland) besuchen konnte.

Die Züge waren voll, ein paar Reisende auch, sie hatten wohl ihre eigene Vorfreude auf das EM-Spiel Deutschland-Portugal gefeiert. Meinen Anschlusszug in Hamm (Westf.) bekam ich natürlich nicht, ich kaufte mir einen Milchkaffee im Plastikbecher und ein Buch. Der RE 1 nach Minden (Westf.) stand frühzeitig auf dem Gleis, so bekam ich einen Platz am Fenster rechts und beteiligte mich an empörten Gesprächen über Leute, die Schuld daran sind, dass die Züge nicht fahren können. Die Personen am Gleis, die, die die Kabel aus den Signalen klauen. Die am meisten empörte Frau verließ den Zug dann in Welver. Es wurde ruhiger, ich las nicht mehr, ich schaute einfach aus dem Fenster in die unaufgeregte Landschaft. Grüne Felder, die sich im Wind wogen, ein paar Bäume in der Ferne, blauer Himmel, ein paar Wolken, plattes Land. Herrlich und beruhigend zugleich erschien mir die Natur draußen vor dem Regionalzugfenster.

„Nächster Halt: Borgeln“. Da ich die Strecke schon mehrmals gefahren bin, freue ich mich jedes Mal besonders auf Borgeln. Der Name des Ortes regt meine Fantasie an. Da steckt borgen drin und Orgeln. „Kann ich mir eine Ihrer Orgeln borgen?“ Ein Film mit dem Titel „Neues aus Borgeln“ oder „Abschied in Borgeln“ kann einfach nicht schlecht sein. Neben der unaufgeregten Landschaft zieht mich das Bahnhofsgebäude in Borgeln in seinen Bann. Es sieht aus wie ein Landhaus mit einem verwunschenen Garten drum herum. Ich möchte sofort einziehen in den Bahnhof von Borgeln! Hier hätte ich Ruhe, aber eben keine Friedhofsruhe, denn ab und zu hält ja ein Zug, der Menschen ausspuckt. Der Bahnhof von Borgeln sieht unbewohnt aus. Weil ich nicht in einen mir völlig unbekannten Ort ziehen, also die Katze im Sack kaufen möchte, gebe ich „Borgeln“ bei google ein und – siehe da – es gibt sogar eine Homepage meiner neuen Heimat. Darauf sieht man hübsche Fachwerkhäuser, grüne Wiesen und das Ortsschild. Borgeln, Gemeinde Welver, Kreis Soest und links Rubriken wie Kindergarten/Schule, Kirche, Termine, Kontakte. Eine herrlich unaufgeregte Homepage. Dann muss ich noch überprüfen, ob und wann ich in den Bahnhof einziehen kann. Und – siehe da – es gibt auch Hinweise auf den Bahnhof in Borgeln, genauer gesagt auf das Gasthaus „Zum Bahnhof“ in Borgeln. „Unser Motto: Herzhaft, gut und reichhaltig.“

Ich werfe meine Diätpläne über Bord und möchte sofort Gast in dem Gasthaus sein und einen Grillteller „Soester Börde“ mit 4 Sorten Fleisch für 12 Euro genießen. Oder einen Champignon-Toast für 5 Euro. Reelle unaufgeregte Gerichte statt Düsseldorfer Schickimicki-Tranche an Dingenskirchen-Jus auf dem Teller und lowfriendly serviert. Demnächst werde ich wohl von unterwegs meinen Vater anrufen und ihm sagen, dass ich später in Lippstadt ankomme. Und wenn er fragt, ob ich wieder meinen Anschluss in Hamm (Westf.) nicht bekommen habe, dann antworte ich ihm, dass ich in Borgeln aussteigen und einen Spaziergang machen muss. Er wird das nicht verstehen, aber er wird mich auch eine Stunde später am Bahnhof abholen, wir werden im Auto WDR 4 hören und ich werde ihm eine echte Neuigkeit zu erzählen haben.
Britta aus Düsseldorf

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