Interview mit Ute Klein-Bölting
"Schönster Beruf der Welt", aber: zu viel Unruhe im Gesundheitswesen

1992 gründete Ute Klein-Bölting den Pflegedienst, bietet unter anderem ambulante Pflege und Tagespflege an und bildet derzeit zwölf Altenpfleger aus. | Foto: Birgit Gargitter
  • 1992 gründete Ute Klein-Bölting den Pflegedienst, bietet unter anderem ambulante Pflege und Tagespflege an und bildet derzeit zwölf Altenpfleger aus.
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Im Rahmen unserer Pflegeserie sprach Birgit Gargitter mit Ute Klein-Bölting, Chefin des Pflegedienstes Hand in Hand in Dinslaken. 1992 gründete Klein-Bölting den Pflegedienst, bietet unter anderem ambulante Pflege und Tagespflege an und bildet derzeit zwölf Altenpfleger aus.

Niederrhein Anzeiger: Gesundheitsminister Jens Spahn hat viel vor. Fast jede Woche bringt er ein neues Gesetz heraus. Was halten Sie davon?
Ute Klein-Bölting: "Spahn bringt zu viel Unruhe ins Gesundheitswesen. Meiner Meinung nach wirbt er dabei zu sehr für Krankenhäuser und Altenheime und lässt die freien Pflegedienste außen vor. Er verspricht Gelder, aber er sagt nicht, woher sie kommen sollen. Wir freien Pflegedienste arbeiten zwar als Unternehmer, aber wir können nicht unsere eigenen Preise machen. Die schreiben die Krankenkassen vor. Und kein Pflegedienst bekommt die gleiche Erstattung. Beispielsweise werden die Wohlfahrtsverbände besser bezahlt."

Die freien Pflegedienste sollen ihre Mitarbeiter nach Tarif bezahlen? Wie steht es damit?
"Ich zahle schon Gehälter, die an den Tarif angelehnt sind. Teilweise sogar darüber. Sonst liefen mir auch meine Angestellten davon."

Wie steht es mit dem Personal? Gibt es genug?
"Wir bilden seit 2012 in der Altenpflege aus und konnten so immer aus einem Bestand von rund 18 Auszubildenden schöpfen. Viele davon blieben nach der Ausbildung. Doch im Moment ist es schwierig, junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Dabei ist es für mich der schönste Beruf der Welt. Aber man muss ihn auch von Herzen lieben. Doch man lernt Menschen kennen, gibt ihnen viel, bekommt aber auch sehr viel zurück."

Bleibt denn eigentlich Zeit für Patienten?
"Wir versuchen es zumindest. Viel Zeit für Zuwendung bleibt in der ambulanten Pflege nicht, es sei denn, die Einheiten werden gekauft. Aber die Pflegegelder sind endlich. Wir haben zwar die Dokumentation auf die von Spahn gewünschte Digitalisierung umgestellt, doch die Krankenkassen wollen vielfach noch die Papierversion. Das macht Arbeit. Doch unsere Pfleger fahren ihre ureigene Runde mit den ihnen bekannten Klienten und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen. Wir versuchen, jedem Patienten so viel Zeit wie möglich einzuräumen, das klappt auch in der Regel sehr gut."

Wäre mehr möglich?
"Das müsste es sein. Aber dazu müsste die ambulante Pflege besser vergütet werden. In unserer Tagespflege sehen wir die Unterschiede. Dort gibt es jede Menge Zuwendung und gemeinsames Erleben. Davon profitieren selbst Demenzkranke. Meine Mutter geht in unsere Tagespflege, sie hat den Pflegegrad 4. Dafür bekommen Sie in der ambulanten Pflege 1.200 Euro vergütet, in der Tagespflege das Doppelte. Eine bessere Vergütung für die ambulante Pflege ist vonnöten, aber sie muss dann auch den Patienten zugute kommen."

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Autor:

Lokalkompass Dinslaken-Voerde-Hünxe aus Dinslaken

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