Aktion am Valentinstag gegen Gewalt an Frauen
Flashmob: One Billion Rising

Seit Jahren demonstrieren Frauen in Dortmund am 14. Februar gegen Gewalt gegen Frauen auf dem Willy-Brandt-Platz.  | Foto: Archiv
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  • Seit Jahren demonstrieren Frauen in Dortmund am 14. Februar gegen Gewalt gegen Frauen auf dem Willy-Brandt-Platz.
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Der Verein Frauen helfen Frauen Dortmund lädt erneut alle Dortmunder am Valentinstag, 14. Februar, um 16 Uhr ein, am Willy- Brandt- Platz gemeinsam zu tanzen, zu demonstrieren und ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Der 14. Februar ist seit 2013 nicht nur bekannt als Tag der Liebenden, sondern auch als ein Tag, an dem weltweit Menschen für Frauenrechte auf die Straße gehen.
Schon zum sechsten Mal in Folge will sich der Verein Frauen helfen Frauen mit anderen engagierten Dortmundern für ein selbstbewusstes Frauenbild einsetzen.
Ziel dieser Flashmob-Aktion ist es, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen keinen Platz in der Gesellschaft hat. 
Die Gesellschaft müsse dafür sensibilisiert werden, dass Diskriminierung aus Gründen des Geschlechtes nicht als unabänderliche Tatsache hinzunehmen ist.
Die Kampagne "One Billion Rising" in Dortmund ist Teil einer weltweiten Flashmob-Aktion, um deutlich zu machen: Frauen und Mädchen haben das Recht auf ein gewaltfreies Leben.
Näheres zur Aktion unter Frauenhaus.

Ganz konkret befassten sich zum Thema "Gewalt gegen Frauen" Schülerinnen im Käthe-Kollwitz-Gymnasium mit dem Thema weibliche Genitalverstümmelung zu dem sie einen Bericht schrieben. Unter der Überschrift "Verstümmelte Wahrheit - Female Genital Mutilation (FGM) in Europa" machen sie darauf aufmerksam, dass die Beschneidung von Mädchen heute nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa Mädchen verletzt, verstümmelt und auch tödliche Folgen haben kann.   

Die Schülerinnen schreiben:"Doch obwohl FGM oftmals ausschließlich als Problem des afrikanischen Kontinents gesehen wird, muss ebenfalls auf eine problematische Entwicklung im europäischen Großraum eingegangen werden, denn auch hier ist weibliche Genitalverstümmelung existent.
Verschiedene Faktoren begünstigen die Wahrscheinlichkeit einer Durchführung in Europa. Als einer der Hauptgründe lassen sich so genannte Diaspora Gemeinden hier in Deutschland identifizieren, die Genitalverstümmelung unterstützen, da diese Tradition fest in ihrem Glauben verankert ist.

Tradition im Glauben verwurzelt

Unter „Diaspora“ versteht man eine religiöse, kulturelle, nationale oder ethnische Gemeinschaft, die ihr Heimatland verlassen musste und in der neuen Heimat eine Minderheit darstellt. Das Problem, das diese Gemeinden mit sich bringen, ist, dass sie eine geschlossen Parallelgesellschaft bilden und es kaum Möglichkeiten gibt, diese als Außenstehender nachhaltig zu beeinflussen. Aus Angst vor Identitätsverlust oder Veränderungen beharren sie auf der Befolgung der altbekannten Normen und Konzeptionen. In Deutschland gibt es daher circa 5000 Mädchen unter 18 Jahren, die von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht sind.
Die Frage, die aus diesem Problem resultiert, ist, über welche Möglichkeiten der engagierte Durchschnittsbürger zur Bekämpfung von FGM verfügt.

Aufklärung tut Not

„Aufklären über das Thema, das Thema öffentlich machen und darüber sprechen, es bewusst machen“, das ist die Antwort der Dortmunder Gynäkologin Dr. med. Mahlke. Zusammen mit ihrer Partnerin Dr. med. Müller führt sie eine Frauenarztpraxis in der Nordstadt und zu ihren Patienten zählen auch mutilierte Frauen. „Mittlerweile gibt es auch mehr Fortbildungen zu FGM und dazu auch noch Organisationen, die sich damit beschäftigen und weibliche Genitalverstümmelung anprangern. Es passiert schon etwas, aber man muss eben mehr Leute erreichen“, sagt Dr. Müller und denkt dabei an Organisationen wie „Terre des Femmes“, die sich seit Jahren öffentlich gegen FGM aussprechen.

Frauen leiden ihr Leben lang

Weibliche Genitalverstümmelung ist laut § 226a eine Straftat, die mit einer mindestens einjährigen Gefängnisstrafe behaftet ist. Betroffene von FGM leiden dagegen ihr Leben lang. Ein Jahr Gefängnisstrafe angesichts eines von Schmerz geprägten Lebens ist unzureichend. Aus diesem Grund muss vom Gesetzgeber Initiative gezeigt werden, indem Genitalverstümmelung schärfer verfolgt und bestraft wird. Denn weibliche Genitalverstümmelung in Europa kann nur dann verhindert werden, wenn Legislative und die sich mit Aufklärung beschäftigenden Organe mit dem Durchschnittsbürger Hand in Hand zusammenarbeiten, um die Diaspora-Gemeinden nachhaltig auf ihrem Weg in eine FGM-freie Zukunft zu unterstützen, denn der alles verändernde Impuls muss aus der Diaspora-Community selbst kommen."

Die Stadtgymnasiastinnen beschreiben folgenden fiktiven Fall, dass er real vorkommt, die Wahrscheinlichkeit halten sie für groß:  
"Malaika wird beschnitten als sie sechs ist. Ohne Betäubung, mit den Scherben einer Flasche, während ihre Schwester Njeri zusehen muss, warten muss, bis auch sie an der Reihe ist. In der dritten Nacht bekommt Malaika Fieber; ihre Wunde hat sich entzündet. Malaika überlebt- nur knapp, aber sie überlebt. Ihre Schwester hat weniger Glück. Sie stirbt an einer Tetanusinfektion im Alter von nur vier Jahren."   

Und weiter schreiben sie:
"Es gibt verschiedene Arten der Genitalverstümmelung, was sie allerdings gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass die Betroffenen ihr Leben lang mit den Folgen der Prozedur zu kämpfen haben. Während der Beschneidung kann aufgrund unsterilen Arbeitswerkzeug, wie Scherben, Rasierklingen oder Stacheldraht das HIV-Virus übertragen werden. Das kann bei der Beschnittenen eine Immuninsuffizienz auslösen und ohne eine ausreichende medikamentöse Behandlung zur Prävention oder Eingrenzung von AIDS zum Tod führen. Auch eine Infektion mit Tetanus, einer weiteren, oftmals tödlich endenden Krankheit, ist eine häufige Nebenwirkung.
Neben einer Vielzahl von akuten Folgen wie Blutvergiftung oder Entzündungen  können chronische Beschwerden auftreten.
Bei genitalverstümmelten Frauen können selbst normales Gehen oder Laufen aufgrund des Eingriffes mit Schmerzen behaftet sein. Hinzu kommt, dass Geschlechtsverkehr oftmals von Betroffenen als unangenehm empfunden wird, auch, weil das Lustgefühl aufgrund des Verlustes der Klitoris in vielen Fällen eingeschränkt ist.  Weiterhin kann es kann zu Komplikationen bei  Geburten kommen, wenn es zu einer Schwangerschaft kommt, denn auch Unfruchtbarkeit ist eine mögliche Folge des Eingriffs.
25 Prozent der betroffenen Mädchen sterben an den unmittelbaren und langfristigen Folgen. Warum werden Mädchen also trotzdem noch beschnitten?

Eine Vielzahl an Normen und Werten bedingten das Entstehen der in Großteilen Afrikas und Teilen Asiens bestehenden Beschneidungskultur. Ohne Zweifel sind Tradition und soziale und wirtschaftliche Faktoren unter den wichtigsten Gesichtspunkten, falsche medizinische Auffassungen und religiöse Interpretationen spielen jedoch auch eine Rolle.
So ist es die Tradition, die ein Ausbrechen aus dem „Teufelskreis FGM“ verhindert- und soziale Erwartungen, die die Beschneidung notwendig erscheinen lassen: Die Prämisse, dass unbeschnittene Mädchen „unrein“ seien und nicht verheiratet werden können, sorgt dafür, dass Mädchen immer noch Opfer der Prozedur werden, oftmals aus Angst vor sozialer Ausgrenzung.
Medizinische Mythen verändern die Wahrnehmung zusätzlich."

Seit Jahren demonstrieren Frauen in Dortmund am 14. Februar gegen Gewalt gegen Frauen auf dem Willy-Brandt-Platz.  | Foto: Archiv
Der Verein "Terre des Femmes" setzt sich für ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben von Mädchen und Frauen weltweit ein. | Foto: Verein
Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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