Flughafen: Naturschützer fordern öffentliches Planfeststellungsverfahren
"Unverantwortlich"

Noch geringere Flughöhen und eine weitere Zunahme der Touristikverkehre dank größerer Flugzeuge befürchten die Naturschutzverbände angesichts des vom Flughafen betriebenen Verfahrens zwecks Verlegung der Landeschwelle nach Osten. Diese bedeutete eine Verlängerung der Start- und Landebahn um 300 Meter. | Foto: Rita-Maria Schwalgin
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  • Noch geringere Flughöhen und eine weitere Zunahme der Touristikverkehre dank größerer Flugzeuge befürchten die Naturschutzverbände angesichts des vom Flughafen betriebenen Verfahrens zwecks Verlegung der Landeschwelle nach Osten. Diese bedeutete eine Verlängerung der Start- und Landebahn um 300 Meter.
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Die anerkannten Naturschutzverbände (BUND, NABU, LNU) wenden sich entschieden gegen die vom Flughafen Dortmund beabsichtigte Verlängerung der Start- und Landebahn um 300 Meter durch die Verlegung der Landeschwelle 24 nach Osten.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung stamme aus dem Jahr 1996 und sei veraltet, moniert BUND-Sprecher Thomas Quittek in einer entsprchenden Pressemitteilung, in der die genannten Verbände ein reguläres Planfeststellungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung statt der beabsichtigten Plangenehmigung fordern.

Die Verbände wurden im Rahmen des - nicht öffentlichen - Plangenehmigungsverfahrens wie die Träger öffentlicher Belange von der Bezirksregierung Münster beteiligt. Diese hatte mit Hinweis auf die aus ihrer Sicht nur geringen Umweltauswirkungen der Landebahnverlängerung auf ein öffentliches Planfeststellungsverfahren verzichtet.

Sechs Seiten Kritik per Stellungnahme an RP Münster

In einer umfangreichen sechs Din-à-4-Seiten langen Stellungnahme, auf den Weg gebracht durch das Landesbüro der Naturschutzverbände NRW in Oberhausen, kritisieren die Verbände unter anderem, dass die geplante Verlängerung den Zielen des Planfeststellungsbeschlusses aus dem Jahr 2000 widerspreche, wonach der Flughafen vorrangig dem Geschäftsreiseverkehr dient. Die Verlegung der Landeschwelle würde zu einer unerwünschten Verstärkung des Tourismusverkehrs führen.

Die vorgelegte Vorprüfung zur Umweltverträglichkeit ist aus der Sicht der Naturschutzverbände unzureichend und vernachlässige die Belange des Klima- und Artenschutzes. Die Umweltverträglichkeitsprüfung aus dem Jahr 1996 sei veraltet. Seitdem seien wesentliche umweltplanerische Änderungen im Osten Dortmunds und im Stadtgebiet Unnas zu verzeichnen.
So wurden im Stadtbezirk Brackel im Jahr 2004 zwei Naturschutzgebiete (NSG), Wickeder Ostholz und Buschei, neu ausgewiesen. Mit dem neuen Landschaftsplan, den der Rat der Stadt Dortmund am 18. Juni 2020 beschlossen hat, wurde das Naturschutzgebiet Wickeder Ostholz zudem um den Pleckenbrinksee erweitert und das NSG Wickeder Holz neu festgesetzt.

Die Naturschützer bemängeln auch, dass in der vorgelegten Vorprüfung lediglich der direkte bauliche Eingriffsbereich in einem Radius von 200 Metern berücksichtigt worden sei. "Die Beeinträchtigungen durch den Flugverkehr - hier auch die Verringerung der Flughöhen insbesondere im Bereich Unna-Massen - auf die angrenzenden Schutzgebiete wurden nicht betrachtet", kritisiert Thomas Quittek namens der Naturschutzverbände. Zudem erfordern das Vorkommen planungsrelevanter Arten wie Feldlerche und Wiesenpieper sowie diverser geschützter Fledermausarten aus der Sicht der Naturschutzverbände die Erstellung einer detaillierten Artenschutzprüfung.

Mehr Fluglärm durch geringere Überflughöhe

Die Verbände befürchten zudem eine Zunahme des Fluglärms. In Abhängigkeit zur Topographie wird derzeit Unna-Massen in einer Höhe von 120 Metern überflogen. Mit Verlegung der östlichen Bahnschwelle reduziert sich die Überflughöhe über Unnaer Stadtgebiet um circa 15 bis 16 Meter.
Zum Klimaschutz verweisen die Naturschutzverbände auf eine aktuelle Studie des BUND „Regionalflughäfen - Ökonomisch und klimapolitisch unverantwortliche Subventionen“.
Danach verursachten die in 2019 vom Flughafen Dortmund ausgehenden Flüge eine Klimalast von 725.000 Tonnen (CO2-Ausstoß und Summe CO2-Äquivalente).

Die beantragte Verlegung der Bahnschwelle würde laut Naturschützer "die Attraktivität für Billig-Fluggesellschaften steigern und die Position als Anbieter von Tourismus-Flughafen stärken". Dies stehe im Widerspruch zu allen Bemühungen der EU, des Bundes und des Landes NRW die Treibhaus-Emissionen zur Minimierung der klimabedingten Folgen zu reduzieren.

Noch geringere Flughöhen und eine weitere Zunahme der Touristikverkehre dank größerer Flugzeuge befürchten die Naturschutzverbände angesichts des vom Flughafen betriebenen Verfahrens zwecks Verlegung der Landeschwelle nach Osten. Diese bedeutete eine Verlängerung der Start- und Landebahn um 300 Meter. | Foto: Rita-Maria Schwalgin
Thomas Quittek. | Foto: BISuF
Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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