Lehmbruck Museum Duisburg
Wer läuft denn da? - "Walking Figures" von Julian Opie im Lehmbruck Museum

"Walking Figures" von Julian Opie in der Glashalle des Lehmbruck Museums. Davor die auf einem Sockel platzierte LED-Installation "Amelia, Jeremy, Theresa, Sam"
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  • "Walking Figures" von Julian Opie in der Glashalle des Lehmbruck Museums. Davor die auf einem Sockel platzierte LED-Installation "Amelia, Jeremy, Theresa, Sam"
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Julian Opie gehört zu den Mitbegründern der New British Sculpture. Im Rahmen der Ausstellungsreihe "Sculpture 21st" ist er mit seinen "Walking Figures" zu Gast im Lehmbruck Museum. "Seine Art, Skulptur mit modernster Technik in Bewegung zu setzen, ist für unsere Reihe eine spannende Position," so Kuratorin Bettina Dunker.

"Wer läuft denn da?" fragen sich Passanten, die den Vorplatz zum Lehmbruck Museum im Kant Park queren. Ihre Aufmerksamkeit wird auf die "Runner" gelenkt. Eine auf einem Sockel platzierte LED-Installation, in der "Amelia, Jeremy, Theresa, Sam" stetig um die Ecke laufen. Die computeranimierte Installation mit der sich wiederholenden Bewegungsfolge feiert in Duisburg Weltpremiere. Zugleich ist sie der prägnante Wegweiser für die "Walking Figures", die man schon durch die große Glasfront von außen erblicken kann.

„Ich habe mich für eine kleine, urbane Ansammlung von Metallstatuen auf dem podiumartigen Boden des Museumsraums entschieden, die ich mit einem vierseitigen Denkmal sich bewegender Figuren außerhalb der Glasfassade kombiniere...," sagt Julian Opie

Die bis zu 2,60 Meter großen, farbenfroh, glänzend lackierten Aluminium-Figuren scheinen mit forschem Schritt die Glashalle zu durchschreiten. Ihre Formensprache ist reduziert und doch gleiten die Figuren nicht ins Anonyme ab, sondern besitzen individuelle Merkmale, die ihnen auch gleich die Namen geben. Da ist "Daisy print", die junge Frau mit Blümchen-Hose oder "High waist shorts", unverkennbar das Mädel mit den knappen Shorts.

Reduzierte Formensprache

Julian Opie ist ein Meister der Reduzierung und der exakten, prägnanten Linienführung. Er sieht sich in der Tradition der alt-ägyptischen Zeichensprache. Er wählt die Seitenansicht, füllt die Räume zwischen den Linien mit Farbe. Er zeichnet Figuren, die an Piktogramme oder Cartoons erinnern. Einfach und doch so aussagekräftig, dass sie uns bekannt vorkommen. Die Tiefe bzw. Figurenstärke von 36 cm ist der Machbarkeit geschuldet. Die Figuren, die Opie als in den Raum hineingestellte Zeichnungen sieht, sollen schließlich nicht umfallen.

Als Vorlage dienen Fotografien von Passanten aus alltägliche Straßenszenen. Die sieben "Walking Figures" haben ihren fotografischen Ursprung im australischen Melbourne, wo Opie zu einem Kunstprojekt weilte und zwischendurch auch mit der Kamera unterwegs war. Für die Installation auf dem Museumsvorplatz bat Opie Freunde bzw. Mitarbeiter, nämlich Amelia, Jeremy, Theresa und Sam aufs Laufband. Nicht im Sportdress, sondern in Alltagskleidung. Damit entstehen sofort urbane Bezüge. So laufen die vier vielleicht dem Bus hinterher oder hasten zu einem Termin oder müssen sich einfach nur beeilen. Auch die "Walking Figures" haben durch die Transparenz der Glashalle einen unmittelbaren Bezug nach Draußen, zum Park, zur Stadt.

„Die Werke Julian Opies zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht. Sie verleihen unserer durch Medien und Werbung geprägten Bildwelt eine zeitgemäße menschliche Anmut,“ so Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums, über das Werk des Londoner Künstlers.

Der Künstler
Der 1958 in London geboren Julian Opie zählt zu den bedeutendsten Vertretern der New British Sculpture. Seine Arbeiten wurden bisher in zahlreichen Museen weltweit gezeigt. Neben seiner Teilnahme an der documenta 8 (1987) waren seine Werke 1993, 2015 und 2017 auf der Biennale in Venedig zu sehen.
Auch in international renommierten Sammlungen sind seine Arbeiten vertreten, so z.B. im Museum of Modern Art, New York, im Institute of Contemporary Art, Boston, der Tate Britain, London, im Victoria & Albert Museum, London, im Kunsthaus Zürich, im San Francisco Museum of Modern Art, im Stedelijk Museum, Amsterdam, im Institut Valencià d’Art Modern, im Israel Museum, Jerusalem und im National Museum of Art, Osaka.
Sogar Plattencover hat er entworfen. Für die Gestaltung eines CD-Covers der britischen Band Blur wurde er mit dem Musik Week CADS Award ausgezeichnet.
Julian Opie lebt und arbeitet in London.

Die Ausstellung ist bis zum 15. September 2019 zu sehen.
Weitere Infos zur Ausstellung

Die Fotos entstanden während der Vorbesichtigung und dienen ausschließlich dieser Berichterstattung.

Viel Vergnügen beim Anschauen!

Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
47051 Duisburg
lehmbruckmuseum.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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