Märzgedenken
Märzgedenken am 14.März auf dem Friedhof Duisburg Alt-Walsum

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Seit 10 Jahren laden verschiedene Organisationen (Kumpel für AUF, VVN-BdA und die Walsumer Initiative gegen Rechts) zu diesem Gedenken am Grabmal der Märzgefallenen von 1920 und dem Gräberfeld verstorbener Zwangsarbeiter der Zeche Walsum, die von 1941 - 1944 von den Nazis hierhin verschleppt wurden, ein.
Das Besondere: Die Märzkämpfe liegen genau 100 Jahre zurück. Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass dieses Jahr rund 50 Teilnehmer/innen kamen, darunter einige ehemalige Bergleute, eine Gruppe von Migranten aus der Türkei und ein Teil des Ruhrchores. Besonders beachtet wurden auch die am 14.3. geltenden Richtlinien zum Verhalten wegen des Corona-Virus (Begrüßung ohne Umarmung oder Handschlag und Nutzung des bereitgestellten Desinfektionsmittels am Eingang des Friedhofs).
Nach dem gemeinsamen Zug vom Eingang zum Grabmal wurde dort von einer Walsumer Schülerin ein Blumengebinde mit Schleifen „Zu Ehren der Kämpfer und Opfer“ niedergelegt. Der Ruhrchor sang begleitet von Akkordeon, Gitarre und Trommel 2 Lieder: „Unsterbliche Opfer“ und das „Soldatenlied“.
Sowohl die ausführliche Ansprache von W.-D. Rochlitz (Kumpel für AUF) als auch die kurze, aber sehr bewegende Ansprache von H. Berning (ehemaliger Betriebsrat auf Zeche Walsum und Initiator der Errichtung eines Gedenksteins der Zwangsarbeiteropfer), die sogar zu Spontan-Applaus führte, zeugten von historischer Kenntnis.
Zur Geschichte:
Am 13.März 1920 wurde unter Führung von Kapp und Lüttwitz die Berliner SPD-Regierung weggeputscht (Kapp-Putsch). Gemeinsam riefen Gewerkschaften, SPD, USPD und KPD (also alle Arbeiterparteien) zum Massenwiderstand auf. Es folgte der einzige Generalstreik der deutschen Geschichte von 12 Millionen Menschen. Im Ruhrgebiet verjagte die Rote-Ruhrarmee, die aus Arbeitern der Zechen und Hüttenwerke organisiert wurde, innerhalb von Tagen die faschistischen Freikorps, die den Putsch sichern sollten. In Duisburg z.B. bildeten sich Arbeiterräte, die vom Roten Hamborner Rathaus aus die Versorgung der Bevölkerung und Ordnung organisierten. Diese Einheitsfront wurde allerdings durch Betrug und Verrat gespalten. Teile der Roten-Ruhrarmee gaben ihre Waffen ab. So konnten anschließend von der Berliner SPD-geführten Reichsregierung geschickte Reichswehr und besonders Freikorps über 2.000 Arbeiter/innen ermorden.
Grußworte von Prof. R. Günter (Kulturhistoriker aus dem Ruhrgebiet), J. Blumer (Kreisvorsitzender der MLPD Duisburg), D. Michel (VVN-BdA Duisburg) und Th. Beckmann (Fraktionsvorsitzender der Grünen in Datteln und Heimatverein dort) unterstützten den 100. Jahrestag der Märzkämpfe.
Als roter Faden durchzog sich diesmal die Verpflichtung, aufgrund der aktuellen Rechtsentwicklung gegen die faschistische Gefahr, gegen Antikommunismus, Rassismus und Antisemitismus einzutreten.
Eine gute Idee: Schon seit einiger Zeit gibt es Bemühungen, Straßennamen, die noch nach Tätern von damals benannt sind, zu ersetzen durch Namen aus der Arbeiterbewegung.
Ein zweites Blumengebinde wurde am Gedenkstein für die Zwangsarbeiter niedergelegt. Mit dem gemeinsamen Singen des Liedes „Die Moorsoldaten“ wurde die Gedenkfeier nach fast einer Stunde würdig beendet.

Autor:

Claus Thies aus Duisburg

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