Klimaziele für 2030 werden deutlich verfehlt
Rund zwei Drittel der Lücke im Verkehrssektor

Auch wenn diese Lücke mit jetzigen oder künftigen Maßnahmen zu 70 oder 80 Prozent geschlossen wird, bleiben mehrere hundert Millionen Tonnen an Emissionen „übrig“.

Laut dem jetzigen Bericht werden die ohnehin problematischen Bereiche ihre Ziele deutlich verfehlen: Der Verkehr überzieht sein bisheriges Budget bis 2030 um bis zu 210 Millionen Tonnen, der Gebäudesektor um bis zu 96 Millionen und die Industrie um bis zu 83 Millionen Tonnen.

Dass gerade der Verkehr klimapolitisch auf Abwegen ist, zieht ein weiteres Desaster nach sich. Laut dem Projektionsbericht wird Deutschland seine Klimapflichten auf europäischer Ebene im Abrechnungszeitraum von 2021 bis 2030 möglicherweise um bis 299 Millionen Tonnen verletzen.

Falls nicht doch noch entscheidende Maßnahmen ergriffen werden, wird Deutschland für einen Großteil dieser Emissionen freie Emissionsrechte bei anderen Ländern oder auf dem freien Markt kaufen müssen. Das kann sehr teuer werden.

Wollen wir das? Ich meine nein!

Folglich muss sich im Verkehrssektor etwas tun, und zwar dringend. Es geht hier keinewegs darum, Autos abzuschaffen, aber derzeit werden viele Fahrten mit dem PKW erledigt, die man - wenn die Voraussetzungen entsprechend wären - genauso gut per ÖPNV oder Fahrrad erledigen könnte. Hier ist es wichtig, einmal auf die Gründe zu schauen, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen:

- schlechte ÖPNV-Anbindung
- Fahrradinfrastruktur mit vielen Gefahrstellen
- Preis
- Bequemlichkeit

Mögliche Maßnahmen, um dem zu begegnen, wären:

1.) Schlechte ÖPNV-Anbindung in ländlichen Regionen

a) Vielleicht ist es möglich, kleinere Busse einzusetzen und diese dafür öfters fahren zu lassen?
b) Vielleicht führt kein Weg daran vorbei, dass Landbewohner mit dem Auto zur nächsten Stadt fahren, aber sie müssen nicht unbedingt ins Stadtzentrum hinein fahren. Man könnte ihnen beispielsweise ermöglichen, am Stadtrand in der Nähe einer Bus- oder Bahnhaltestelle kostenlos zu parken. Je weiter man Richtung Stadtzentrum vordringt, desto höher werden die Parkgebühren.
c) Insbesondere für ältere Menschen, die nur noch bedingt mobil sind, wäre ein Dorfladen, auch wenn der teurer sein sollte als ein Supermarkt oder Discounter, eine Alternative. Dieser könnte dann auch gleich einen Post- und Bankschalter haben und als dörflicher Treffpunkt dienen.

2.) Fahrradinfrastruktur mit vielen Gefahrstellen

In diesem Bereich tut sich Deutschland wirklich sehr schwer, und ich frage mich, warum das so ist. Es ist ja nicht so, dass es am nötigen Know-How fehlt. Im Übrigen bricht man sich auch keinen Zacken aus der Krone, wenn man sich im Ausland umsieht, wie man dort entsprechende Maßnahmen umsetzt und überlegt, wie man diese auf deutsche Verhältnisse übertragen kann.

Es ist sicher auch eine Überlegung wert, ob es, statt jede Kreuzung sicher umzubauen, nicht einfacher ist, in jeder Stadt mindestens einen Radschnellweg zu bauen, der die beiden am weitesten voneinander entfernt liegenden Stadtteile miteinander verbindet und dabei quer durch die Stadt führt. So hätte jeder die Möglichkeit, seine  Wege zu einem großen Teil auf diesem zurückzulegen, was die Anzahl der Gefahrstellen um ein Wesentliches reduziert.

Wenn zudem noch der innerstädtische Autoverkehr, zum Beispiel durch eine Preisgestaltung der Parkgebühren je nach Lage, wird das Fahrradfahren nochmal ein Stück sicherer.

3.)
Das Thema hatten wir bereits kurz angeschnitten. Um einen Großteil der Menschen zum Umstieg zu bewegen, darf Autofahren ( zumindest innerstädtisch ) nicht mehr preiswerter sein als die Nutzung des ÖPNV. Eine entsprechende Möglichkeit bietet sich über Gestaltung der Parkgebühren nach Lage des Parkplatzes. Am Stadtrand kostenlos, und je weiter man Richtung Innenstadt kommt, desto teurer wird es. Ein innerstädtischer Parkplatz sollte auf jeden Fall deutlich mehr kosten als ein entsprechendes ÖPNV-Ticket, Anwohnerparkplätze selbstverständlich ausgenommen.

Dann sollte man sämtliche Privilegien für den motorisierten Individualverkehr, zum Beispiel das Dienstwagenprivileg, auf den Prüfstand stellen.

Auch, ob Elektroautos, wenn man ihren kompletten Lebenszyklus von der Herstellung bis zur Verschrottung betrachtet, wirklich so viel umweltfreundlicher sind als herkömmliche Verbrenner, sollte noch einmal überprüft und Steuervorteile entsprechend angepasst werden. Diese könnten auch je nach Art des Elektroautos unterschiedlich ausfallen, d.h. für einen Elektro-Kleinwagen höher sein als für einen E-SUV.

Weniger Autofahren ist in jedem Fall wesentlich klimafreundlicher als Elektroauto fahren.

Kommen wir nun zu Punkt 4, der Bequemlichkeit. Bequemer als Fahrrad oder ÖPNV zu fahren, wird das Autofahren immer sein. Hier kann man nur argumentieren, dass man etwas für seine Fitness und Gesundheit tut. Und Mitfahrerbörsen mehr propagieren, denn wenn pro Auto mehr Menschen unterwegs sind, verringert auch dies die Anzahl der Autos auf den Straßen.

Darüber hinaus lassen sich auch Maßnahmen treffen, welche die Kombination von Bahn und Fahrrad ( als Alternative zum Auto ) erleichtern, beispielsweise durch ein Upgrade zu einem Deutschlandticket Plus, welches Mitnahmemöglichkeiten beinhaltet.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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