Karwoche und Hospizarbeit – Ein Gespräch über Gemeinsamkeiten
Nach der Trauer kommt die Hoffnung

Die ehrenamtliche Arbeit in der Hospizbewegung beginnt in der Regel mit einem Vorbereitungskurs. Denn die Aufgaben der Helferinnen und Helfer sind vielseitig und vielschichtig.
Fotos: Hospizbewegung Hamborn
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Die Karwoche, in der wir uns befinden, bereitet die Christen auf Ostern vor. Am Karfreitag geht es aber zunächst um den Tod von Jesus. In dessen engem Umfeld machten sich Trauer und Angst breit. Auch heute macht Sterben vielen Menschen Angst. Und wenn sie selbst den nahenden Tod spüren, möchten die meisten in der letzten Lebensphase im eigenen persönlichen Umfeld sein.

Das vermittelt ihnen ein Gefühl von Geborgenheit und „sich sicher fühlen“. Um dieses Gefühl der Sicherheit zu unterstützen und möglichst oft ein Leben bis zuletzt zu Hause zu ermöglichen, begleiten die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. seit nunmehr fast drei Jahrzehnte Sterbende und deren Angehörige zu Hause oder auch in einem Pflegeheim.

In Begleitung und in der vertrauten Umgebung den letzten Weg zu gehen, wird als hilfreich und wohltuend empfunden, und die Gespräche mit den Ehrenamtlichen der Hospizbewegung entlasten und unterstützen sowohl den Sterbenden als auch die Angehörigen auf diesem Weg. Dennoch bleibt das „Abschied nehmen müssen“ ein manchmal schwieriges und ein trauriges Thema, denn es gibt für beide Seiten die Aufgabe, Verlust zu durchleben.

Worte mit Bedeutung

Die Karwoche reflektiert diese Themen ganz besonders, greift sie aktuell auf. Der Wochen-Anzeiger hat das zum Anlass genommen, ein Gespräch darüber mit Andrea Braun-Falco, Geschäftsführerin der Hamborner Hospizbewegung, zu führen. Der Karfreitag steht vor der Türe. Auch Jesus und seine ihm Nahestehenden mussten Abschied und Verlust durchleben.

„Schaut man sich die Herleitung der Wörter Gründonnerstag und Karfreitag an, so erfährt man, dass der Name Gründonnerstag wahrscheinlich aus dem Mittelhochdeutschen stammt“, erläutert sie. Das Wort „Grinen“ oder „Greinen“ ist darin enthalten und ist gleichbedeutend mit „Weinen“. „Und der Karfreitag steht ganz im Zeichen der Trauer, wie auch der Name zeigt“, fährt sie fort. Das Althochdeutsche „Chara“ bedeutet „Klage, Trauer“. Jesus Tod am Kreuz wird beweint und betrauert.

Unterstützen und begleiten

Weinen, Klagen und Trauern, das möchten, wollen und müssen manche Menschen am Lebensende. „Genau das dürfen sie und ihre Angehörigen auch. Wir unterstützen und begleiten sie dabei“, so Andrea Braun-Falco in unserem Gespräch. Die Ehrenamtlichen der Hospizbewegung Hamborn sind darauf vorbereitet, in solchen Zeiten bei ihnen und für sie da zu sein, ihnen ganz einfach zuzuhören.

Keiner dieser Ehrenamtlichen ist, wie die Geschäftsführein zu berichten weiß, zufällig bei der Hospizbewegung: „Für die meisten ergibt sich die Entscheidung für dieses Ehrenamt aus eigenen Erlebnissen. Dabei ist die Motivation so vielfältig wie die Menschen selbst. So kann etwa der Verlust eines Angehörigen ein Motiv sein, oder das Gefühl, selbst Hilfe erfahren zu haben und nun etwas zurückgeben zu wollen.“

Ergänzung und Vertiefung

Als Ergänzung und Vertiefung der eigenen Erfahrungen helfe stets auch ein Vorbereitungskurs bei den bevorstehenden Aufgaben. Denn sie sind vielfältig und vielschichtig. Nach der Begleitung der Sterbenden an ihrem Lebensende begleitet die Hospizbewegung auch die Hinterbliebenen in der Trauer, und das nicht selten sogar durchaus längerfristig. Ein Trauercafé an jedem zweiten Sonntagnachmittag im Monat und ein Trauerfrühstück am letzten Freitag des Monats geben Halt, Unterstützung und Hoffnung, sich in dieses neue Leben ohne die Verstorbenen einzufinden.

„Der Verlust, die Schmerzen, die Trauer der Hinterbliebenen kann man nicht wegreden. Im Gegenteil, auch hier bedarf es ruhiger, einfühlsamer und anteilnehmender Zuhörer“, so Braun-Falco, „und die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Trauerbegleiterinnen sind dazu gerne bereit.“ In diesen Gesprächen erfahren sie nicht selten, dass für manchen Angehörigen noch ganz viel von der verstorbenen Person „im Raum“ ist.

Hoffnung vermitteln

Braun-Falco weiß aus vielen Gesprächen, dass Angehörige sich mit den Verstorbenen geistig und emotional verbunden fühlen: „Sie fragen sich immer wieder, wie er oder sie wohl reagiert hätte.“ Die Erfahrung, dass mit dem Tod nicht einfach alles vorbei ist, erinnert sie an Jesus' Auferstehungsgeschichte. So kann Ostern, am Ende der Karwoche, für Trauernde zu einer Unterstützung werden, weil Ostern ihnen durch die christliche Auferstehungserfahrung Hoffnung vermitteln kann. „Abschied und Trauern mit erleben, Hoffnung geben, die Arbeit der Hospizbewegung und die Karwoche haben durchaus Gemeinsamkeiten“, sagt sie abschließend.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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