Übergangsheim Cathostraße geht am 1. April in Betrieb

Alter Hase: Sozialdezernet Peter Renzel hat mittlerweile über 40 Asylinformationsveranstaltungen moderiert. Foto: Debus-Gohl
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Auf dem Gipfel der Flüchtlingskrise füllten Bürgerversammlungen ganze Kirchen, mussten zwei Termine hintereinander gelegt werden. Zeichen der Zeit ist, dass am Donnerstagabend gerade einmal knapp 30 Interessierte die Informationsveranstaltung zum Übergangsheim Cathostraße im Gemeindehaus St. Maria Rosenkranz besuchten. Die Einrichtung ist Teil eines Konzepts der Stadt Essen, das eine erneute Entgleisung wie 2015 und 2016 vermeiden will.

„Heute ist eine kleine Bürgerversammlung“, lässt Peter Renzel, Sozialdezernent der Stadt Essen, seinen Blick über die knapp 30 Besucher der Asyl-Info im Gemeindehaus St. Maria Rosenkranz schweifen. „Wir haben schon viel, viel größere gehabt.“ Renzel ist ein alter Hase und hat inzwischen über 40 der Informationsveranstaltungen auf dem Buckel. Der kleine Kreis in Bergeborbeck ist der veränderten Situation, der Entschärfung der Flüchtlingskrise geschuldet. Auf dem Gipfel der Krise, Anfang 2016, rechnete die Stadt Essen mit einem Bedarf von über 10.000 Plätzen, gerade sind 3.977 Asylbewerber in Unterkünften und Wohnungen untergebracht.
Eine offizielle Prognose des Bundes für das Jahr 2017 gibt es nicht, aber bisher sieht es so aus, als würden von den geschätzten 200.000 Flüchtlingen lediglich 1.200 bis 2.000 in Essen landen. Bis zum 31. März ist sogar Aufnahmestopp, erst danach könnten knapp 100 pro Monat kommen. So entspannt ist die Situation, dass der Rat beschlossen hat, alle Behelfseinrichtungen zu schließen. In Bergeborbeck betroffen sind sowohl die Alte Bottroper Straße 10 und 87 wie auch die Lüschershofstraße. Trotzdem sind 126 Plätze an der Cathostraße verbucht.
Grund dafür ist unter anderem, dass die Stadt zukünftig knapp 3.000 Plätze in Reserve haben will, falls es erneut zu einer unvorhersehbaren Eskalation kommt.

Tag und Nacht erreichbar

Die Einrichtung an der Cathostraße ist deshalb bis 2027 angemietet, die Inbetriebnahme auf den 1. April datiert. Auf drei Etagen gibt's Wohnräume mit gemeinschaftlicher Küche und sanitären Einrichtungen. Die Flüchtlinge werden sich selbst versorgen müssen, kochen und waschen eigenständig. Für 15 Monate erhalten sie Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, danach greift das SGB II. Die Caritas stellt neben dem Einrichtungsleiter zusätzlich Sozialbetreuer für das Übergangsheim, ein Sicherheitsdienst rundet das Angebot ab: „Diese 24-Stunden-7-Tage-Betreuung ist der Garant dafür, dass es friedlich bleibt“, erklärt Sozialdezernent Renzel.
Sicher keine Premiere, aber einige der Anwesenden haben so ihre Zweifel an der Sicherheit und der Einrichtung allgemein. Gerade das schwierige Umfeld mit beispielsweise Zinkstraße und Autokino sowie die isolierte Lage des Übergangsheims machen Anwohnern Gedanken. Peter Schenk, 1. Vorsitzender von Wacker Bergeborbeck, ist ebenfalls etwas skeptisch, hofft aber gleichzeitig auf tatkräftige Verstärkung für seinen Fußballklub: „Wir werden auch gucken, wie die Leute beschäftigt werden.“ „Aber nur auf Kunstrasen“, lacht ein Mitstreiter. Der Sozialdezernent kennt all diese Ängste und arbeitet sie routiniert ab: Zwar kann die Stadt nicht steuern, wer zugewiesen wird, aber Ziel ist eine gesunde Mischung aus jungen Männern und Familien, eine harmonische Zusammenstellung der verschiedenen Gruppen. Genauso wenig absehbar ist die tatsächliche Belegung, allein Leerstand soll wegen schlechter Erfahrungen mit Vandalismus in der Vergangenheit vermieden werden. Grundsätzlich gilt: „Sie sind da und wir müssen sie integrieren, damit sich nicht parallel etwas entwickelt, was wir nicht wollen.“ Für den Fall, dass es doch einmal aus dem Ruder läuft, werden alle Nachbarn mit einer Notfallnummer ausgestattet, beruhigt Renzel: „Wir sind Tag und Nacht für Sie erreichbar.“

Alter Hase: Sozialdezernet Peter Renzel hat mittlerweile über 40 Asylinformationsveranstaltungen moderiert. Foto: Debus-Gohl
Zeltdörfer gehören der Vergangenheit an. Als Reserve bei erneut steigenden Flüchtlingszahlen plant die Stadt knapp 3.000 Plätze, 126 von ihnen sind an der Cathostraße vorgesehen. Archivfoto: Müller
Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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