Kunst an der B224: Saniertes Nashorn in seinem Stahltempel

Lebensgroß und aus Beton ist das Nashorn an der Gladbecker Straße. | Foto: Gohl
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  • Lebensgroß und aus Beton ist das Nashorn an der Gladbecker Straße.
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Wer auf der B224 im Stau steht, hat Muße für die Kunst am Straßenrand. Dort gibt es seit 1988 den Nashorn-Tempel von Johannes Brus. Jahrelang war er von Graffiti bedeckt. Die bunten Störbilder wurden beseitigt, und seit seiner Neuenthüllung im Februar zeigt er sich in hellem und dunklem Grau.

„Public Art Ruhr“ heißt das Projekt, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, Kunst im öffentlichen Raum stärker ins Bewusstsein zu rücken.
Beim Nashorn mag das weniger erforderlich sein als bei manchen anderen. Der in Essen lebende Künstler Brus ist sicher: „Fast jeder in Essen kennt die Skulptur, weil man sie im Vorbeifahren mit dem Auto kurz sehen kann und durch die absurd erscheinende Kombination von Säulen und Nashorn irritiert ist. Dies verankert sich im Gedächtnis.“

Essener Künstler Johannes Brus schuf es

Nicht viele allerdings nehmen sich die Zeit, der Kunst zu Fuß richtig nahe zu kommen. Mancher, der es in der Vergangenheit doch tat, wollte nur sprühen, was das Nashorn mit den Jahren quietschbunt machte.
Dann aber wurde gereinigt, saniert, und der Befreiung des Kunstwerkes von den unerwünschten Kritzeleien folgte die „Neuenthüllung“: „Der Wert liegt im Erkennen des Vorhandenen“, sagte dazu Walter Smerling, Sprecher der Projektgruppe.
Aber warum eigentlich ein Nashorn ausgerechnet dort? Wie Public Art Ruhr erläutert, verbindet die Arbeit „zwei weit auseinander liegende Zeiträume, das Industriezeitalter und die Prähistorie“. Wollnashörner lebten durchaus im Emscherbruch, starben aber mit dem Ende der letzten Eiszeit, also vor mehr als 10.000 Jahren, aus.

Von Graffiti befreit

An sie erinnert Brus, und er verwendet Stahl für die vier säulenartigen Kokillen (Gussformen), die das Nashorn umgeben. Säulen aus Stahl zum Gießen von Stahl, womit wir im Industriezeitalter wären, das in der Umgebung wesentlich mehr Spuren hinterlassen hat als eiszeitliche Tierarten es vermochten.
Das Nashorn selbst ist lebensgroß, in Beton gegossen und steht auch auf einer Betonplattform. Was „Kunst im öffentlichen Raum“ angeht, befindet es sich in einer Reihe mit weiteren Werken, die auf Initiative der Projektgruppe der RuhrKunstMuseen in letzter Zeit gereinigt und saniert wurden.Es sind Arbeiten in verschiedenen Ruhrgebietsstädten, unter anderem von Gerhard Richter, Wolf Vostell und Richard Serra.

Ein Blick aus aus dem Stau

Eine andere Skulptur von Serra befindet sich im Essener Norden. Die Bramme ziert in Sichtweite den Gipfel der Schurenbachhalde, und schon aufgrund der exponierten Lage, die Ziel vieler Spaziergänger ist, kommen ihr wesentlich mehr Menschen nahe als dem Nashorn.
Das jedenfalls blieb seit seiner Neuenthüllung mitsamt seinen Säulen von Graffiti verschont. Nur die wilde Wiese ringsherum wuchert weiter, und wenn man den Gehölzen nicht Einhalt gebietet, wird der Nashorn-Tempel bald wieder mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden - indem er zuwächst.

Fotos: Gohl

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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