Heimat ohne Bindekraft?

Ronald Pofalla, Bundesminister für besondere Aufgaben, sprach auf der Vollversammlung des Initiativkreises Ruhr. Der in Essen niedergelassene Jurist ist von der Strahlkraft  von Leuchtturmprojekten wie  InnovationCity überzeugt, vermisst aber „das strategische Vorgehen“ im Ruhrgebiet.  Foto: IK Ruhr
  • Ronald Pofalla, Bundesminister für besondere Aufgaben, sprach auf der Vollversammlung des Initiativkreises Ruhr. Der in Essen niedergelassene Jurist ist von der Strahlkraft von Leuchtturmprojekten wie InnovationCity überzeugt, vermisst aber „das strategische Vorgehen“ im Ruhrgebiet. Foto: IK Ruhr
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Die Kulturhauptstadt hat Spuren hinterlassen, zumindest in der Innen- und Außenansicht des Ruhrgebietes. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Meinungsinstitutes Forsa, die am Rande der Vollversammlung des Initiativkreises Ruhr der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Befragt wurden in den vergangenen Wochen 500 eingesessene „Ruhris“ sowie 1.000 Bürger aus der gesamten Republik. Die Rückmeldungen stimmen positiv, insbesondere im Vergleich mit der Vorgängerstude von 2008. „Das Image der Ruhr-Region hat sich verbessert“, hält Prof. Manfred Güllner, Gründer und Geschäftsführer des Forsa-Institutes, fest.

Ein Wert unterstreicht diesen Befund besonders deutlich: 84 Prozent der befragten Ruhrstädter leben gern in ihrer Heimat. „Das ist ein überdurchschnittlicher Wert“, betont Güllner - bei vergleichbaren Untersuchungen liege dieser „normalerweise zwischen 70 und 80 Prozent.“

Im Selbstbewusstsein spiegelt sich diese Heimatverbundenheit aber nicht wieder: Nur jeder dritte „Ruhri“ glaubt, dass die Deutschen außerhalb des Reviers ein positives Bild vom Ruhrgebiet haben, ein weiteres gutes Drittel ist gar davon überzeugt, dass ihre Heimat überwiegend negativ wahrgenommen wird. Tatsächlich pflegen nur neun Prozent der interviewten Bürger, die nicht im Ruhrgebiet wohnen, ein schlechtes Bild vom Ruhrgebiet, 43 Prozent der Probanden von außerhalb sind der Ruhr-Region wohlgesonnen.

Der oft bemühte Strukturwandel des Ruhrgebietes wird allmählich verstärkt auch in anderen Regionen wahrgenommen. 2008 brachte noch jeder zweite Bürger (53 Prozent) den „Pott“ spontan mit der Kohleindustrie in Verbindung, heute ist diese Assoziation nur noch bei jedem Dritten (34 Prozent) vorhanden. Ob nun „Grünflächen“, „Fußball“, „freundliche Menschen“, „Karneval“- immer öfter verknüpfen Auswärtige die Ruhr-Region mit positiv belegten Begriffen.

Hier wirke der Erfolg des Kulturhauptstadtjahres nach, erklärt Manfred Güllner, dieser sei allerdings nicht in erster Linie dem geschickten Marketing, sondern dem Tatendrang der „Ruhrgebietler“ zu verdanken. „Im Ruhrgebiet wird nicht nur folgenlos ge­quatscht. Diese Botschaft kommt an“, ist Bodo Hombach, Moderator des Initiativkreises, überzeugt.

Bei aller Freude: Die Studie zeigt auch, dass sich das Ruhrgebiet nicht am Ende seiner Entwicklung wähnen darf. Noch immer wird es mit negativ besetzten Begriffen wie „Arbeitslosigkeit“, „Umweltverschmutzung“, „hohe Bevölkerungsdichte“belegt. Zudem attestiert Güllner „ein Defizit an Bindekraft“ - 59 Prozent der im Revier lebenden Befragten können sich bei einem günstigen beruflichen Angebot oder im Ruhestand vorstellen, sich anderweitig niederzulassen.

Der Initiativkreis Ruhr wurde 1989 gegründet und vereint heute 68 Unternehmen (Gesamtumsatz 630 Milliarden Euro), darunter ThyssenKrupp, RWE und die WAZ Mediengruppe. Damals war der Kreis angetreten, um aus dem „sterbenden Ruhrgebiet einen „attraktiven Wirtschaftsstandort und vitalen Lebensraum zu machen“.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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