Letzte Chance fürs Loskampwäldchen
Kitabau in Altenessen braucht keine Waldrodung am Loskamp !

Bildergalerie zum Loskampwäldchen in Altenessen - noch ein wichtiger Teil der Grünzone am Nordfriedhof | Foto: Walter Wandtke
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Noch gewährt die Bauverwaltung der Stadt Essen dem kleinen Waldstück am Loskamp in Altenessen eine sommerliche Gnadenfrist. Das nächste Frühjahr wird der über 4 Jahrzehnte nahe der Bischofstrasse und der jetzigen Glückaufschule gewachsene Wald aber nach dem Willen der Stadt Essen nicht mehr erleben. Die Bäume, die dann hier zugunsten einer Kindertagesstätte gerodet werden, sollen natürlich andernorts als Neuanpflanzung wieder einen Ersatz bekommen.
Langsam wird es bedrohlich für die Zukunft des Waldstücks zwischen Nordfriedhof und Loskamp. Rote Markierungen an größeren Bäumen für aufwendigere Fällarbeiten sind bereits gesetzt worden und spätestens vor der nächsten Wachstumsperiode zum Jahreswechsel 22/23 sollen die Motorsägen ans Abeiten kommen.
In unserem Klimakrisenzeitalter dürfen aber dringend gebrauchte zusätzliche Kitaplätze und Erhalt oder besser Vergrößerung von Waldflächen in Stadtteilen wie Altenessen nicht mehr als Gegensätze gehandelt werden. Grüne wollen das "Loskampwäldchen" in Altenessen keinem Neubau einer Kita opfern, auch weil es alternative Flächen im Stadtteil gibt. SPD-Ratsherr Martin Schlauch und seine SPD, in der Bezirksvertretung 5 noch immer größte Fraktion, sehen das leider anders. 
Nach kritischen Anmerkungen von Christoph Kerscht, Ratsherr und Sprecher der Grünen im Planungsausschuss, es gebe doch deutliche Vorbehalte gegen diesen Kitabauplatz mitten in einem noch sehr lebendigen Waldstück, war vom Ratsherrn Schlauch folgende Erwiderung zu hören: Wenn es tatsächlich noch weitere Standorte für Kitbauten in Altenessen gebe, bebauen wir die eben zusätzlich zum Loskamp mit Kitas.
Massenhafte Flächenversiegelung ist für neue soziale Einrichtungen und Kitas aber keine zukunftsfähige Strategie. Niemand darf sich auf 40 Jahre alten Bebauungsplänen ausruhen, die noch weit vor den radikalen Klimaherausforderungen beschlossen wurden. Zu diskutieren ist, wie neue Kitas, Schulbauten und sozialer Wohnungsbau so erstellt werden, dass trotzdem eine lebenswerte Umwelt in der Stadt bestehen kann.
Viele gefährdete Waldflächen im Bezirk V
Gleich nebenan in unseren Stadtteilen, z.B. am Loskampwäldchen in Altenessen, muss die Bauverwaltung davon überzeugt werden, daß Kindertagesstätte statt Wald keine zeitgemäße Formel mehr sein kann. Wir Grünen und die örtliche Bürgerinitiative hatten mehrere alternative Bauflächen im Stadtteil vorgeschlagen, von denen wir eine ernsthafte Prüfung durch die Stadt Essen erwarten.
Dass in Essen noch viele Kitaplätze und entsprechende zusätzliche Kindertagesstätten fehlen, wird niemand bestreiten. Allerdings gibt es insbesondere im essener Norden auch einen merkbaren Mangel an artenreichen Waldflächen, die mehr sind als ein Aufwuchs genügsamer Birken. Unsere ehemalige grüne Hauptstadt Essen von 2017 müsste eigentlich in der Lage sein, für eine neue Kita nicht ausgerechnet ein Waldstück abzuräumen, auf dem aktuell 136 Bäume mit Stammumfängen von 40 cm bis 2,7 m wachsen.
Leider fand keiner der in Frage stehenden 17 alternativen Kitastandorte im Stadtteil die Zustimmung der städtischen Fachverwaltung. Auch die Möglichkeit der Gründung eines Waldkindergartens, der mit einem bereits am Standort interessierten Betreiber qualifizierte Kinderbetreuung und Naturerhalt zusammenbringen kann, wurde schnell verworfen.
Nach einem Stadtratsbeschluß von 2019 soll in Kürze der gut einen Hektar umfassende Wald neben der Glückauf-Hauptschule an der Bischoffstrasse und dem Loskamp in Altenessen gerodet werden. Die Essener Bauverwaltung will dort im Frühjahr 2022 eine neue Kindertagesstätte mit 90 Plätzen erstellen, die zum Kindergartenjahr 23/24 den Betrieb aufnehmen soll.
40 Jahre alten Wald roden?
Auf 2900 qm Gebäudefläche für die Kita sollen dort 2,75 Mio € verbaut werden. Nach einem Jahrzehnte altem Bebauungsplan gibt es dort die Möglichkeit, eine Kita zu bauen. Vordem noch landwirtschaftlich genutzt und eben darum keine bodenbelastete Industriebrache, bot diese Fläche am Neubauteil des Nordfriedhofs über rund 40 Jahre beste Wachstumsbedingungen für neuen Wald.
Zum Erhalt dieser Umweltqualitäten hat sich im angrenzenden Wohnquartier bereits eine Bürgerintiative gebildet, die das Loskampwälchen schützen will.
Auch der 2. Bezirksbürgermeister und grüne Bezirksvertreter, Markus Spitzer-Pachel, sprach sich in der Junisitzung der Bezirksvertretung V dafür aus, die neuen Kitaplätze ohne Waldvernichtung zu bauen.
Neben der Chance eines Waldkindergarten-Konzepts sehen die Grünen vor allem nicht mehr benötigte Flächen des nahen Nordfriedhof-Erweiterungsteils als mögliche Alternativen. Im weiter daran anschließenden Bereich der Kuhlhofstrasse mit Jugendfarmgelände, dem Bürgerpark (ehemaliges Nordbad) und der Bezirkssportanlage könnte es ebenfalls gelingen, verträglich eine Kita einzupassen.
Schon 2019 waren auch die CDU Bezirksvertretungmitglieder Stephanie Kölking und Klaus Hagen im Protokoll nachlesbar der Meinung, dass die Alternativstandorte für den Kitaneubau noch einmal eingehend gesprüft werden müssen. In der BV 5 -Sitzung am 28. Mai 2019 wurden diese Bedenken gegen die drohende Waldrodung und den Ausschluß aller vorgeschlagenen Alternativflächen dann auch mehrheitlich von der Bezirksvertretung geteilt. Auch im Beirat der unteren Landschaftsbehörde wurde im September 2020 die Rodungsfreigabe des Loskampwäldchen strittig debattiert: keine Bedenken hatten dort 8 Mitglieder, bei  3 Gegensstimmen und 3 Enthaltungen.
Unter diesen Voraussetzung ist es fahrlässig, die Naturoase Loskampwälchen einfach den Motorsägen und Betonbauern zu überlassen. In Zeiten voranschreitenden Klimawandels ist es auch nötig, mehr als 40 jahre alte Bebauungspläne zugunsten eines Walderhalts neu zu denken.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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