Große Rodungskoalition
Loskampwäldchen in Altenessen chancenlos - Kitabau egal wie

Kita statt Wald: Zwischen dem Loskamp und dem neuen Teil des Nordfriedhofs in Altenessen werden Absperrbänder und Baummarkierungen bald nicht mehr gebraucht. Es wird leider kein zeitweiliges Aussetzen der vorgesehenen Rodung geben. Der Antrag der grünen Fraktion in der Bezirksvertretung 5, die Fällaktionen vorerst auszusetzen, um sorgfältig andere Kitabauflächen im Stadtteil zu prüfen, wurde abgelehnt. | Foto: Walter Wandtke
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  • Kita statt Wald: Zwischen dem Loskamp und dem neuen Teil des Nordfriedhofs in Altenessen werden Absperrbänder und Baummarkierungen bald nicht mehr gebraucht. Es wird leider kein zeitweiliges Aussetzen der vorgesehenen Rodung geben. Der Antrag der grünen Fraktion in der Bezirksvertretung 5, die Fällaktionen vorerst auszusetzen, um sorgfältig andere Kitabauflächen im Stadtteil zu prüfen, wurde abgelehnt.
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Rodung für Kitaneubau wird durchgezogen -
Klimawandel und Kinderzukunft

Dass mehr Kitaplätze im essener  Norden nötig sind und dass wir mehr Bäume und Waldflächen brauchen, um die Folgen der Klimaerhitzung einzudämmen, sind bekannte Tatsachen.  Leider versucht auch nach mehreren Jahrhundertsommern und einem seit Tempearturaufzeichnung bisher unerreicht heißen Oktober die Mehrheit der Stadtpolitik noch immer nicht , beide Probleme gemeinsam zu lösen.
Mehrere hundert Unterschriften von Bürger*innen im Stadtteil, ein engagierter Wortbeitrag in der Bürgersprechstunde  und ein Antrag der Grünen Fraktion in der Bezirkungsvertretung 5 zum Erhalt des Loskampwälchen in Altenessen änderten nichts mehr. SPD, CDU, AFD; der fraktionslose Friedel Frentrop; Herbert Bußfeld von der Linken und Mirko Sehnke von Partei waren alle der Ansicht: Wenn es um mehr Kitaplätze für die Kinder geht, müsse so ein Wald eben auch mal abgeholzt werden.

Kita Neubau - egal wie ? 

Bei der Bezirkvertretungssitzung am 25. Oktober im Friedrich-Ebert Seniorenzentrum war die Auseinandersetzung um den geplanten Kitaneubau am Loskamp neben der Glückauf-Hauptschule ein wichtiger Teil der Tagesordnung. Von den Grünen, der CDU und der SPD wurden dazu drei sehr unterschiedliche Anträge vorgelegt.
Der erste Aufschlag war von der Grünen Bezirksfraktion gemacht worden. Die Grünen wollten nicht nur die vorgesehenen Baumfällungen aussetzen. Es sollte auch zeit gewonnen werden ernsthafte Planungen, die den vorgesehenen Ausbau der angrenzenden Hauptschule platzsparend mit dem gemeinsamen Baukörper einer Kita verbinden könnten.

Grüne: Rodungsmaßnahmen am Loskamp im Winter 22/23 aussetzen

Aus dem Grünen Antrag:
"Die geplanten Rodungsmaßnahmen im Winter 2022/23 werden für die veränderte Planung ausgesetzt. Die Verwaltung wird gebeten zu prüfen, den geplanten 4-zügigen Kindergarten auf der 4.000 qm großen Erweiterungsfläche für den Schulbau zu entwickeln. Das Gebäude soll später für den Schulbau geschossfähig erweiterbar gestaltet werden.
Nicht erst seit der Klimaanalyse der Stadt Essen 2022 ist der Erhalt und die Sicherung von vorhandenen
Grün- bzw. Waldflächen dringend empfehlenswert. Vernetzte Grünflächen wie z.B. der Nordfriedhof, der Bürgerpark, die Grünflächen an der Zeche Carl sowie die Kleingartenanlage Kuhlhoffstraße und die 1 ha große Waldfläche am Loskamp sind wichtige Klimatoptypen.
Der Luftaustausch zwischen den Grünflächen im Bereich Nordfriedhof über das Gelände der Zeche Carl in Richtung des Zentrums von Altenessen ist zu fördern. Die Kaltluftabflüsse haben bereits heute eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit und somit eine geringe Eindringtiefe in die angrenzende Bebauung.
Um den dringenden Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen und dem Klimaschutz gleichermaßen gerecht zu werden besteht aufgrund des aktuellen B-Plans eine Anpassung an die Gebäudestruktur und der neuen räumliche Anordnung nichts im Wege. Der mögliche Schulerweiterungsbau für die Schule Bischoffstraße wird mitberücksichtigt."Keine ernsthafte Prüfung anderer Kitabaugrundstücke erfolgt
Bereits in früheren Sitzungen der Bezirksvertretung hatten die Grünen dagegen protestiert, dass die Planungsverwaltung keine ernsthafte Prüfung anderer im Stadtteil verfügbarer  Baugrundstücke mehr geleistet hatte. Die auf Nachfrage der BV schließlich zugeleiteten Ergebnisse bezogen sich z.T. auf mehr als 10 Jahre alte , nicht mehr aktualisierte Grundstücksverhältnisse, die wohl einfach noch einmal aus den Schubladen gezogen worden waren. Auch mit der Frage, wieso Teilstücke des Nordfriedhofs die in Richtung Jugendfarm und Kuhlhofstrasse weisen und auf absehbare Zeit nicht für Bestattungen gebraucht werden, hatte sich die Verwaltung wohl nicht mehr ernsthaft befassen wollen.

CDU: Ehemalige Gaststätte "Am Nordbad" als Kitabaugrundstück nutzen

Die CDU wich dem aktuellen Konflikt lieber aus. Leider ohne die Frage zu beantworten, ob das Loskampwäldchen noch eine längere Existenzchance bekommen soll, hatte die CDU zumindest zumindest die Prüfung eines weiteren Alternativstandorts für eine Kita in Altenessen beantragt.
Aus dem CDU-Antrag:
Die Verwaltung wird beauftragt, auf dem Gelände des Kuhlhoffparks an der Stelle der Gebäude der ehemaligen Gastronomie die rechtlichen Voraussetzungen für den Bau einer Kita zu schaffen und zu realisieren.
Auch mittelfristig ist zu erwarten, dass der Bedarf an Kita-Plätzen nicht vollständig gedeckt sein wird.
Es ist dagegen nicht zu erwarten, dass sich für die abgebrannte und völlig heruntergekommene Gastronomie am Eingang des Kuhlhoffparks je ein neuer Pächter finden wird, der dies an dem Standort wirtschaftlich betreiben kann.
....  Der Standort wäre für eine Kita für Eltern und Kinder ideal. Räumlich könnten die bereits jetzt versiegelten Flächen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Durch das Neubauvorhaben zwischen der Heßlerstraße und der Kuhlhoffstraße wird der Kita-Bedarf gerade in diesem räumlichen Nahbereich ansteigen.
Die Verwaltung hat im Kontext der Vorstellung der Kita -Ausbaupläne vorgetragen, dass ein Kita-Bau dort planungsrechtlich nicht zulässig sei. Da niemand im Umfeld durch einen Kita-Bau an dieser Stelle beeinträchtigt würde, muss es möglich sein, die entsprechenden planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen und einen Kita-Bau umzusetzen. Wie auch die Jugendfarm könnte eine neue Kita, ebenso wie der gesamte Bürgerpark, mit neuem pädagogischen Konzept durch die JHE/JHB (Jugendhilfe/ Jugendberufshilfe Essen) betrieben und geleitet werden."
Dieser Prüfung zur teilweise Neunutzung von lange vernachlässigten Teilen des Bürgerparks stimmte die BV 5 mehrheitlich auch mit den Stimmen der Grünen zu.

SPD: Kitabau Loskamp ohne Verzögerung weiterverfolgen

Im tiefen essener Norden der BV 5 ist die SPD mit ihren 7 Bezirksvertreter *innen von insgesamt 19 noch immer Mehrheitsführer fast aller Entscheidungen. Irgendwer findet sich bisher immer, der noch drei fehlende Stimmen für ihre Position mitbringt. Zur Sicherheit war ausnahmsweise aber doch auch Martin Schlauch, als Altenessener SPD-Ratsherr und Sozialausschussvoritzender mit einem Redebeitrag präsent. Unter dem Tenor, dass so ein paar  wildgewachsene Bäume nach 40 Jahren Planungszeit keine Kitaneubau verhindern dürften, und dass es keien Alternativstandorte gäbe swetzt die SPd sich durch. Auch mit den Stimmen von CDU und AFD wurde beschlossen:
Aus dem SPD-Antrag:
"1. Der Neubau einer Kindertagesstätte am Standort Loskamp wird ohne Verzögerungen weiterverfolgt. 2. Die Verwaltung wird damit beauftragt, die zu rodende, durch Sukzession, entstandene Grünfläche im Stadtbezirk V in gleicher Größe zu ersetzen.
.... vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, ... steigt der Bedarf an Betreuungsplätzen in den nördlichen Stadtbezirken eher noch an. Alternative Standorte gibt es kaum bis gar nicht.
Daher darf es keine Verzögerungen bei geplanten Kitastandorten geben. ... Auf der anderen Seite sind natürlich auch die klimatischen Auswirkungen eines Bauprojektes zu berücksichtigen. ...Daher sollte aus Sicht der SPD-Fraktion die nun zu rodende Grünfläche im Stadtbezirk in gleicher Größe ersetzt werden. Die Klimaanalyse und das Klimafolgenanpassungskonzept  sehen... Flächen zur Verbesserung des Mikroklimas im Bereich Altenessen Mitte und Altenessen Süd vor. In diesen Bereichen soll die Verwaltung nunmehr die durch den Bau der neuen Kitatagesstätte wegfallende Grünfläche in gleicher Größe ersetzen."

Ersatzgrünflächen in Altenessen Mitte finden?

Die grüne Fraktion stimmte gegen diesen SPD-Antrag,  denn war natürlich weisse Salbe. Die Bekräftigung im Rodungsantrag der SPD war allerding mit nachsätzen versehen, die ihn gegenüber Klimaschutz und  drohender Quartiersüberhitzung nicht ganz so rüde aussehen lassen sollten. Einerseits bleibt die Behauptung, es gebe in Altenessen keine anderen möglichen Kitabaustandorte ist schlicht falsch. Ebenso falsch ist sicherlich die Vorstellung, es könne in absehbarer Zeit eine gut 1 Hektar große Fläche in Altenessse Mitte oder Süd gefunden werden, die das jetzige vierzig Jahre alte Loskampwäldchen ersetzen könnte.
Nach SPD-Willen soll der jetzt noch lebendige Waldhektar nach der Abholzung durch viele kleinere Einzelflächen mit frischen Baumsetzlingen oder Sträuchern Ersatz bekommen. Solche Minigrünflächen werden aber sogar in 40 Jahren für dann lange erwachsene Kitakinder keine  gleichwertige Erholung oder Kaltluftaustausch bringen können.
Was für eine schöne Aussicht wäre es aber, wenn ohne Fällaktion stattdessen aus dem Loskampwäldchen mit mächtigen breitkronigen Bäumen auf dem alten, nie versiegelten Ackerland des Bauern Kuhlhoff dann eine Reihe gut 80 jahre alter Bäume Sauerstoff und Schatten für Altenessen herstellen dürften?

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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