Noch keine Lösung für Karnap - Beim Grundwasser geht es auch ums Geld

Der erhoffte Durchbruch blieb aus. Vor rund 225 Karnapern im Pfaarsaal am Meersternwerg entlarvte SPD-Ratsherr Guido Reil die Meldung, nach der die Ruhrkohle bereit sei, 480 Millionen Euro für die Lösung des Grundwasserproblems im Emschergebiet zur Verfügung zu stellen, als Ente.

Und so blieb die entscheidende Frage während der Bürgersammlung am Donnerstagabend im Raume stehen: „Was tun gegen nasse Keller in Karnap?“
Eine Umfrage der SPD hatte ergeben, dass schon jetzt 200 Gebäude, davon 20 besonders schwer, von den steigenden Grundwasserpegeln bedroht sind. „Wenn sich nichts tut, wird Karnap absaufen“, ist Reil sicher und stützt sich dabei auf die Prognosen von Experten. Die waren am Mittwoch zu einem Workshop zusammengekommen. Doch entgegen aller Hoffnung waren Vertreter der Ministerien, Kommunen und Wasserwirtschaft zu keiner verbindlichen Einigung in der Lage. Zwar seien Emschergenossenschaft und Ruhrkohle grundsätzlich bereit, sich der Angelegenheit anzunehmen, allerdings besteht noch in vielen Punkten Klärungsbedarf.

Dabei ließe sich das Problem „technisch leicht lösen“, erläutert Michael Becker von der Emschergenossenschaft als einer der beteiligten Experten und verweist dabei auf zweierlei mögliche Ausführungen für die betroffenen Regionen.
Beide beinhalten den Einbau von Drainagen. „Wenn wir morgen anfangen könnten, wären wir in einem Jahr fertig“, verkündet Becker und meint zumindest die akut betroffenen Straßenzüge. SPD-Ratsherr Guido Reil stellt für den gesamten Stadtteil einen Zeitplan von fünf bis zehn Jahren in Aussicht. Schließlich gelte es, wichtige Fragen zu beantworten.

Knackpunkt Nr.1: Wer finanziert den Umbau? Im Raum steht eine Summe von rund 800 Millionen Euro – für den gesamten Emscherraum. Die Ruhrkohle sei bereit, einen Beitrag zu leisten, wolle sich jedoch nicht auf einen festen Betrag „festnageln“ lassen. „Sie will prüfen lassen, an welchen Stellen der Bergbau verantwortlich ist und wo die Pegel schon immer hoch waren“, führt Becker aus.

Hieraus ergibt sich Knackpunkt Nr. 2: Die rechtliche Situation. Ist die Ruhrkohle komplett für Schäden haftbar oder stehen auch die Kommunen in der Verantwortung, weil sie wider besseres Wissen Baugenehmigungen erteilt haben? Und was ist mit den Bürgern, die keine Probleme mit nassen Kellern haben? Müssen sie hinnehmen, dass auf ihren Grundstücken gegebenenfalls gebaggert wird?

Knackpunkt Nr. 3: Wer vollführt den Drainage-Einbau? Die SPD-Ratsfraktion bevorzugt die Federführung der Emschergenossenschaft, doch Michael Becker deutet an: „Manche Kommunen möchten den Eingriff selbst vornehmen.“ Dirk Pomplun, Pressesprecher der Stadtwerke, kann sich zumindest eine „gemeinsame Lösung“ vorstellen. Wer letztendlich den Zuschlag erhalte, sei jedoch Sache der Politik. Nicht unerhebliche wirtschaftliche Interessen spielen eine Rolle.

Die Karnaper müssen sich wohl auf eine Hängepartie einstellen. Auch wenn die SPD Mut macht: „Wir haben in einem halben Jahr schon einiges erreicht“, betont Guido Reil. Damit sich das Problem nicht verschärft, wurde mit den Stadtwerken ein Sanierungsstopp vereinbart. Der anwesende NRW-Justizminister Thomas Kutschaty verweist auf die Ausweitung der Dichtigkeitsbestimmungen von Kanalanschlüssen von 2015 auf 2023. Und darauf, dass man weiterhin mit Karnap als Modellstadtteil plane. Reil: „Wir werden den Druck erhöhen.“

Hintergrund
Seit der Jahrtausendwende steigen die Grundwasserpegel im vom Bergbau abgesenkten Emscherbruch - nicht zuletzt nach zahlreichen Kanalsanierungen. Zuvor wurde das Grundwasser von den tief geschnittenen Emschergewässern und unsanierten Kanälen gehalten. Weitere Ursachen für die steigenden Pegel sind der verminderte Wasserverbrauch der Schwerindustrie und veränderte Wetterbedingungen - weshalb es in Zukunft auch verstärkt Regionen außerhalb des Emschertals trifft.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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