Harttgen geht, Fascher bleibt: Rot-Weiss Essen kündigt Sportvorstand wegen fehlenden Vertrauens

Bezeichnend: Während Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorstandsvorsitzender Rot-Weiss, und Christian Hülsmann, Aufsichtsratsvorsitzender, die Kündigung bekanntgaben, kurierte der Betroffene, Dr. Uwe Harttgen, weiter das chronische Darmleiden aus. Foto: Gohl
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  • Bezeichnend: Während Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorstandsvorsitzender Rot-Weiss, und Christian Hülsmann, Aufsichtsratsvorsitzender, die Kündigung bekanntgaben, kurierte der Betroffene, Dr. Uwe Harttgen, weiter das chronische Darmleiden aus. Foto: Gohl
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Dass eine Reaktion auf den Alleingang bei der Trainerverlängerung von Marc Fascher durch Dr. Uwe Harttgen folgte, war absehbar. Jetzt steht fest: Rot-Weiss trennt sich vom Sportvorstand. Der von Seiten der Fans in die Kritik geratene Chefcoach Fascher bleibt - sein verlängerter Vertrag ist rechtsgültig.

Vorige Woche kam ans Tageslicht, dass Dr. Uwe Harttgen, Sportvorstand Rot-Weiss Essen, im Alleingang - also ohne Aufsichtsrat oder Vorstand zu informieren - den Vertrag von Cheftrainer Marc Fascher verlängert hatte. Der Verein bestätigte die Vorgänge und zog Konsequenzen.
Seinen Anfang nahm die Geschichte bereits in der Aufsichtsratssitzung vom 10. Februar, als Harttgen vorschlug, die Option, Fascher zu verlängern, sollte der RWE unter die ersten Fünf der Liga kommen, rauszunehmen und den Coach sofort auf längere Zeit zu binden. Das Gremium erklärte sich bereit, das Thema zu behandeln, verschob die Diskussion aber zunächst auf die Sitzung im März. Bei diesem Treffen sprach der Aufsichtsrat Fascher zwar das Vertrauen aus, sah aber keine Notwendigkeit für eine sofortige Verlängerung. Einen Tag später teilte Harttgen den Verantwortlichen per E-Mail mit, dass es sowieso zu spät sei: Schon am 26. Februar hatte er den Vertrag „scharf gestellt“.

Nach Alleingang: Fehlendes Vertrauen

„Es ist ein Unding, dass Uwe Harttgen Nägel mit Köpfen macht“, schimpft Christian Hülsmann, Aufsichtsratsvorsitzender von Rot-Weiss, über Harttgens Alleingang. „Sowohl ich als auch Michael Welling sehen das als Bruch des gemeinsamen Vertrauensverhältnisses.“ Das Solo war zwar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, aber schon vorher gab es Probleme mit dem Sportvorstand.
Die von Harttgen geforderte strikte Trennung der Vorstände und Zuständigkeiten war intern häufiger Gegenstand der Diskussion, nach außen eckte der 50-Jährige mit Fans und Besuchern des Assindia-Bereichs an. „Außer ihm durfte sich niemand äußern!“, bemängelt Hülsmann. „Ein Verein wie Rot-Weiss Essen muss sprachfähig sein.“ Die fristlose Kündigung sprach Rot-Weiss Harttgen schon am 17. März aus. Eine Einigung erreichten Verein und Sportvorstand nicht, deshalb wird es zu einer Auseinandersetzung vor dem Landgericht kommen. „Da geht‘s auch immer um Geld. Im Fall von Uwe Harttgen um viel Geld“, weiß der Aufsichtsratsvorsitzende.
Juristisch wasserdicht ist dafür der Vertrag mit Marc Fascher. Die rechtliche Absurdität: Faschers Vertragsverlängerung ist rechtsgültig, weil das Papier das Außenverhältnis betrifft, intern aber durfte der Sportchef nicht ohne Absprache mit Michael Welling handeln.

Fascher hat das Vertrauen

Dass der Chefcoach von Harttgens abgekartetem Spiel wusste, bestreitet der Verein: „Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen.“ Fascher wusste offenbar nichts von den Vorgängen im Aufsichtsrat und ging bei der Verlängerung seines Vertrags davon aus, dass alles korrekt sei. „Das hat einzig und allein Uwe Harttgen verbockt“, unterstreicht Hülsmann. Für die kommende Saison ist der Trainer gesetzt, solange Rot-Weiss den Abwärtstrend nicht fortsetzt und sich nicht die dritte Saison-Niederlage gegen den Lokalrivalen Kray im Pokalspiel einheimst.
Der Krise zwischen Fans und Coach will sich der Verein in den kommenden Wochen annehmen: „Wir müssen einfach das Verhältnis von Mannschaft, Trainer und Fans verbessern“, plant Hülsmann. Den Appell der Ultras, bis zur Entlassung von Harttgen keine Spiele mehr zu besuchen, heißt Hülsmann nicht gut: „Ein zeitloses Ultimatum mit Boykottaufruf kann nicht funktionieren.“ Einen neuen Sportvorstand möchte Rot-Weiss erst einmal nicht einstellen, die Einstellung von Harttgen war eine Art Probelauf.
Ohne Harttgen, aber mit Fascher geht‘s am Freitag, 27. März, im Stadion Essen gegen den SV Rödinghausen. Auf dem 0:0 gegen Viktoria Köln vom Wochenende kann das Team dabei vielleicht aufbauen.

Zusätzliche Infos sowie weitere Kommentare von Michael Welling und Christian Hülsmann gibt's hier in einem eigenen Artikel.

Bezeichnend: Während Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorstandsvorsitzender Rot-Weiss, und Christian Hülsmann, Aufsichtsratsvorsitzender, die Kündigung bekanntgaben, kurierte der Betroffene, Dr. Uwe Harttgen, weiter das chronische Darmleiden aus. Foto: Gohl
Es ist entschieden: Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen (li.) verlässt Rot-Weiss Essen, seine im Alleingang vereinbarte Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Marc Fascher (re.) ist trotzdem rechtlich gültig. Archivfoto: Gohl
Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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