Das Wasser bis zum Hals: Info-Abend will Angst vor Karnaper Drainage nehmen

Sobald das komplexe Drainage-System installiert ist, wird das gesamte überschüssige Grundwasser hierher abgeleitet. Foto: Müller
  • Sobald das komplexe Drainage-System installiert ist, wird das gesamte überschüssige Grundwasser hierher abgeleitet. Foto: Müller
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Nasse Keller wegen des hiesigen Grundwassers können Karnaper Anwohner seit den 90ern beklagen, Abhilfe soll ein komplexes Drainage-Systeme schaffen. Für die Realisierung des Pilot-Projekts brauchen Emschergenossenschaft und Stadtwerke Essen die Zustimmung der betroffenen Wohnungseigentümer – doch die blieb größtenteils aus.

Ein Info-Abend Ende September hatte das Ziel, Gegnern des Projekts ihre Ängste zu nehmen, denn in wenigen Wochen muss eine Entscheidung fallen.
Vom Pumpwerk am Waldemay bis hin zur Batenbrocker Straße und zur Lohwiese wird sich auf 4,1 Kilometern das Acht-Millionen-Euro-Drainage-System von Stadtwerken und Emschergenossenschaft erstrecken. Die Konstruktion verspricht trockene Keller für die Karnaper Anwohner. Doch zur Durchführung des Projekts muss jeder der 101 vom Bau betroffenen Eigentümer einem Gestattungsvertrag zustimmen, unterschrieben haben bisher lediglich 39. Das vielleicht größte Dilemma: Den Vertrag unterzeichnen müssen eigentlich nur diejenigen, die selbst nicht unter der Wasserproblematik leiden. Vielleicht auch deshalb erschien zur Info-Veranstaltung gerade einmal rund die Hälfte der Betroffenen, viele davon Befürworter der Maßnahme. Die Gegner des Projekts nutzten die Gelegenheit, offen über ihre Bedenken zu sprechen.

Schäden, Haftung und Erfahrungen

Große Sorgen gab es besonders wegen möglicher Setzungsrisse oder Schäden an den Gebäuden. „Das wird nicht der Fall sein“, winkt Dirk Pomplun, Leiter Kommunikation Stadtwerke Essen, ab. Die Frage nach der Haftung schließt sich an: „Es geht darum, dass wir den Bereich für einen gewissen Zeitraum nutzen können“, erklärt Pomplun. „Nur an wenigen Stellen ist ein Rohr auf privatem Grund.“
Zwar dient das Gelände hauptsächlich als Lagerfläche, Vorgärten und Bürgersteige können trotzdem in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb findet vor und nach Ausführung des Projekts eine Beweisaufnahme statt, die etwaige Schäden dokumentiert. Wermutstropfen ist, dass diese Dokumentation erst nach Beendigung der Baumaßnahme insgesamt erfolgt – auch wenn die Bagger schon lange nicht mehr vor der eigenen Haustür stehen. Die Haftung gilt zudem nur für die Drainage und ist kein Freifahrtsschein, wie der Stadtwerke-Sprecher weiß: „Es ist klar, dass wir nicht pauschalisiert für alle Schäden haften werden.“

Bald Entscheidung?

Zum Abschluss wurden Begrifflichkeiten geklärt: „Pilotprojekt heißt nicht, dass es rein technisch ein Pilotprojekt ist“, erläutert Pomplun. Schon an verschiedenen anderen Stellen des Emschersystems seien ähnliche Maßnahmen wie die Karnaper Drainage ohne große Probleme realisiert worden. „Es ist ein Pilotprojekt, weil wir auf sehr räumlicher Enge zu arbeiten haben.“ Gemeint sind hier die Straßenzüge des Stadtteils.
„Insgesamt lief die Veranstaltung sehr gut, sehr sachlich“, findet der Stadtwerke-Sprecher. Das sieht SPD-Ratsherr Guido Reil, Verfechter des Projekts, ähnlich: „Eigentlich wurden an dem Abend alle Ängste geklärt.“ Zur weiteren Sensibilisierung wird in den kommenden Tagen eine Informationsbroschüre verschickt und auch das Info-Mobil der Stadtwerke soll bald Halt in Karnap machen. Welche Alternativen bleiben, fruchten selbst diese Versuche nicht, „muss man gucken, wenn Plan A nicht klappt.“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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