Politik auf den Punkt gebracht... oder doch nicht? Jugendliche fragen - Politiker antworten

Die Politiker (v. li.) Jutta Eckenbach, Dirk Heidenblut, Elke Zeeb, Wilfried Adamy und Günther van Wasen diskutierten mit den Kindern und Jugendlichen. Auch der Organisator von den Pfadfindern (3. v. li.) posierte mit beim Gruppenfoto. Foto: Lew
  • Die Politiker (v. li.) Jutta Eckenbach, Dirk Heidenblut, Elke Zeeb, Wilfried Adamy und Günther van Wasen diskutierten mit den Kindern und Jugendlichen. Auch der Organisator von den Pfadfindern (3. v. li.) posierte mit beim Gruppenfoto. Foto: Lew
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Ein Platz im deutschen Bundestag wird frei. Auf diese „Stelle“ gibt es aber viele Bewerber im Wahlkreis 119 Essen II. Sie alle haben die Pfadfinder der Katholischen Kirchengemeinde St. Joseph Horst zur Podiumsdiskussion mit Kindern und Jugendlichen eingeladen. Fast alle Politiker waren da - und viele zukünftige Wähler auch!

Kurz vor der Kinder- und Jugendwahl sollten die jungen Wähler durch die Gespräche Fragen wie „Was macht eigentlich ein Politiker“, „Wollen die Parteien alle das Gleiche?“ und vor allem „Wer soll für mich in den Bundestag“ beantwortet bekommen.
Die Jugend war bestens vorbereitet - im Gegensatz zu manchem Politiker!

Der Stuhl, den die Organisatoren für „die Linke“ vorgesehen hatten, blieb an diesem Abend leer. Warum? Diese Frage wurde nicht beantwortet.
Die anwesenden Bewerber um den Platz im Bundestag waren: Wilfried Adamy (Piraten), der seit zwei Jahren politisch aktiv ist, Elke Zeeb (Grüne), die seit 2003 in der Partei ist und den Waldkindergarten in der Gruga gegründet hat, Dirk Heidenblut (SPD), seit 30 Jahren in der Partei und Geschäftsführer des ASB Regionalverband Ruhr e.V., Jutta Eckenbach (CDU) seit über 25 Jahren im Rat der Stadt Essen und Günther van Wasen (FDP).
Was haben die Bewerber vor, wenn sie die Stelle bekommen? Was wollen Sie für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene tun, wenn Sie am 22. September gewählt werden, wollte Moderator Dr. Björn Enno Hermans, der souverän durch die Diskussion führte, als erstes wissen. Die Grünen wollen vor allem mehr im Bereich Bildung tun. „Das Betreuungsgeld abschaffen, mehr Kindergartenplätze schaffen und ein BAföG durchsetzen, das nicht mehr zurückgezahlt werden muss“, so Zeeb. Die SPD wolle vor allem das Wahlrecht verändern und ist für ein Wahlalter ab 16 Jahren, „wie bei der Kommunalwahl“, erläuterte Dirk Heidenblut. „Der Bereich Bildung muss verbessert werden. Hier muss der Bund mitwirken können. Alle Bildungseinrichtungen sollen kostenfrei werden.“

Bildungspolitik

Die CDU möchte, dass jeder Jugendliche an Bildung teilhaben kann, auch behinderte Jugendliche, betonte Jutta Eckenbach, die aber nicht versprechen wollte, dass „alle Bildungseinrichtungen kostenfrei werden.“ Die Liberalen hingegen wollen einfach junge Menschen für die Politik gewinnen. „Wir wollen euch motivieren, politisch aktiv zu werden“, betonte Günther van Wasen. Bildung für alle, das wollen auch die Piraten. Wilfried Adamy: „Digitale Medien wollen wir freier zugänglich machen und WLan-Hotspots flächendeckend einführen.“
Dann waren die jungen Besucher der Podiumsdiskussion dran. Sie stellten die Fragen, die Politiker antworteten.
Diskutiert wurde das Rentensystem, denn ein Jugendlicher stellte fest: „Es gibt immer mehr alte Menschen. Wie wird das Rentensystem denn bezahlt?“ Auch der Arbeitsmarkt war bei den Jugendlichen von Interesse. „Führt der Mindestlohn nicht zum Verlust von Arbeitsplätzen“, wollte ein Besucher wissen. Er ergänzte seine Frage um ein Beispiel: „Wenn ein Malerbetrieb mehr für die Arbeiter bezahlen muss, muss ich doch viel mehr als Kunde bezahlen, wenn ich meine Wohnung anstreichen lasse. Wenn ich das dann selber mache, hat der Betrieb keine Einnahme mehr und muss Arbeiter entlassen.“ Das sahen die Grünen ganz anders: „Der Unternehmer kann den Lohn doch von der Steuer absetzen. Das ändert nichts an seinem Gewinn“, eröffnete Elke Zeeb die Runde.

"Mindestlohn ist unverzichtbar"

Das sah Dirk Heidenblut (SPD) zwar anders, betonte aber, dass der Mindestlohn unverzichtbar sei, da viele Berufsgruppen gar nicht gewerkschaftlich organisiert seien. „Die Länder um uns herum zeigen, dass keine Arbeitsplätze wegfallen, denn das System wird auch entlastet“, betonte er. Schließlich zahlt heute jeder Steuerzahler die Unterstützung, die unterbezahlte Arbeitnehmer erhalten, mit. Hier schließen sich die Piraten an: „Es kann nicht sein, dass man 40 Stunden arbeiten geht und trotzdem Unterstützung braucht“, so Adamy. Die CDU und FDP hingegen sind gegen den Mindestlohn. Eckenbach befüchtet mehr Schwarzarbeit und van Wasen, dass, wie einst bei der Währungsreform, für den Verbraucher alles teurer wird. Elke Zeeb setzte als krönenden Abschluss noch eins drauf: „Der Mindestlohn führt dazu, dass das Lohndumping endlich aufhört. Ich würde ja auch eher jemanden anstellen, der für nur fünf Euro die Stunde arbeitet, als jemanden, der sechs Euro will. Dann ist mein Gewinn als Unternehmerin ja höher.“

Interessante Fragen

Ob die Politiker untereinander Freund oder Feind sind, interessierte die Heranwachsenden auch. Da bei jeder Antwortrunde nur zwei Minuten Redezeit pro Teilnehmer zur Verfügung standen, nutzte Jutta Eckenbach diese Frage, um noch schnell was zum Mindestlohn loszuwerden. Björn Enno Hermans unterband das geschickt: „Jetzt seht ihr alle, wie das in der Politik ist“, lachte er. „Man fragt etwas und bekommt eine ganz andere Antwort.

Frauenquote?

Wie die Politiker zur Frauenquote stehen, ob wirklich ein vegetarischer Tag eingeführt werden soll und was G8 eigentlich bringt.
Diese Frage sorgte noch einmal für viel Aufregung, denn Wilfried Adamy war am Zug und musste erst einmal Hilfe haben, was G8 nochmal genau sei. Natürlich kamen von den Schülern viele Nachfragen und eine Diskussion entbrannte.
Ob nun wirklich alle Jugendlichen wissen, wen es zu wählen lohnt? Festzuhalten bleibt: Es war eine vergnügliche Runde, die viele neue Denkanstöße gab. Auch bei den etwas älteren Wählern, die teilgenommen haben.

Autor:

Mareike Schulz aus Essen-Steele

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