"Vor dem Neuen sind wir alle gleich" - Programm 2012 der Ruhrtriennale

"Soapéra" verspricht eine tänzerische Schaumparty auf der Bühne des Salzlagers auf Zollverein. | Foto: Foto: Marc Coudrais
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  • "Soapéra" verspricht eine tänzerische Schaumparty auf der Bühne des Salzlagers auf Zollverein.
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Das Programm 2012 der Ruhrtriennale 2012/2013/2014 unter der Leitung des neuen Intendanten Heiner Goebbels wurde am Montag der Öffentlichkeit präsentiert. Besonders Liebhaber von experimenteller Kunst und Musik kommen voll auf ihre Kosten; doch auch neues Publikum soll neben "alten Kultur-Hasen" angelockt werden. Hier ein Vorgeschmack auf das Festival 2012.

NRW Kulturministerin Ute Schäfer ist stolz, dass ein großer Name wie Heiner Goebbels für das in ihren Worten „spannendste, originellste und innovativste Festival Europas“ gewonnen wurde. Dabei war seine Entscheidung, den Posten als neuer Intendant der Triennale anzunehmen eher spontan, wollte er sich „die Einzigartigkeit der Schauplätze“ doch nicht entgehen lassen, da sie „zum Experimentieren einladen“.
Denn Spaß am Experimentieren hat der neue Triennale-Intendant; mit Musik, dem menschlichen Körper und der Psyche - mit Kunst eben. Heiner Goebbels strahlt, als er das diesjährige Programm des Festivals auf Zollverein vorstellt. Neues Publikum möchte er zu den Schauplätzen in Essen, Bochum, Gladbeck, Bottrop und Duisburg locken.
Einen roten Faden wird esim Programm nicht geben. „Ich wollte kein Thema vorgeben, da es für die Künstler eine zu große Einschränkung bedeuten würde. Genauso für das Publikum.“ Vermeiden möchte Goebbels Einschränkungen in der Wahrnehmung, in der Erfahrung von Kunst. Für den Intendanten geht es bei Kunst nicht darum, etwas zu kommunizieren, sondern um die künstlerische Erfahrung, die dabei gemacht werden kann - von Künstler und Publikum gleichermaßen.
„Im Ruhrgebiet ist das Repertoire-Theater durch Philharmonien und Theaterhäuser bereits sehr etabliert. Deshalb bietet ein Festival wie die Ruhrtriennale Raum für Kunst jenseits des Bekannten“, erklärt Goebbels seine Programmauswahl. Er will voraussetzungslose Kunst, die jeden, den Kultur-Kenner und den Laien, anspricht, denn: „Vor dem Neuen sind wir alle gleich.“
Die Übergänge zwischen bildender und darstellerischer Kunst sind fließend, soll doch die „radikale Spartentrennung der Kunstformen“ aufgehoben werden. So zum Beispiel in der Ausstellung „12 Rooms“ im Folkwang Museum Essen: Zwölf Künstler haben jeweils einen Raum zur Verfügung, um Darstellungen zur „lebenden Skulptur“ zu inszenieren. Da begegnet einem ein in der Ecke stehender Kriegsveteran aus globalen Konflikten, eine still in einer schier unmöglichen Pose verharrende Dame oder auch eine lebende Drehtür, aus Tänzern bestehend, auf die der Besucher sich einlassen kann.
Ein Highlight ist „En Atendant / Cesena“, das in der Jahrhunderthalle Bochum aufgeführt wird. Gesang und moderner Tanz fließen ineinander während dieser Doppel-Performance, die zu Sonnenuntergang beginnt und mit Sonnenaufgang endet. Untermalt wird das Ganze von mittelalterlicher Musik.
Orffs „Prometheus“ wird in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord vom samoanischen Künstler Lemi Ponifasio inszeniert. Dieses Opern-Juwel wurde bisher in der europäischen Opernszene meist übersehen, und wird für die Ruhrtriennale komplett neu produziert. Den Zuschauer erwartet ein Experiment aus Tanz, Gesang und Schlaginstrumenten, das zusammen die klassische Tragödie des Prometheus erzählt.
Zollverein wird verstärkt in die Triennale eingebunden: Die israelische Künstlerin Michal Rovner zeigt in der Mischanlage der Kokerei während der gesamten Dauer eine Videoinstallation. PACT Zollverein wird zur Bühne der Lebensgeschichte einer jungen Frau, die, wenn man den Begriff weit streckt, in Form eines „Musicals“ dargeboten wird. Das Salzlager auf der Kokerei wird Anfang September in ein Schaumbad verwandelt: in „Soapéra“ erwecken Tänzer eine riesige Schaum­skulpur zum Leben.
Kinder rücken während der Ruhrtriennale 2012/2013/2014 ins Zentrum. Unter dem Titel „No Education“ werden verschiedene Aktionen versammelt, bei denen Kinder aktiv teilnehmen können - als Statisten, Tänzer, bildende Künstler (rund um die Bochumer Jahrhunderthalle kann jeder helfen, eine „urbane Landschaft“ zu bauen) und als Festival-Jury. Bei den „Children‘s Choice Awards“ bewerten Kinder die Stücke der Triennale in ihren eigenen Kategorien. „Ich bin schon gespannt, wie Kinder unser Festival empfinden. Es wird spannend, mit ihnen auf einer neuen Augenhöhe agieren zu können“, freut sich Goebbels, der neben diversen Auszeichnungen auch Preisträger des diesjährigen International Ibsen Awards ist.

Tickets und weitere Informationen zu Programm, Künstlern und Schausplätzen finden Sie auf www.ruhrtriennale.de. Achtung: Der Vorverkauf hat bereits begonnen!

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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