Beschränkt! Grenzwertiges aus dem Bezirk

Neue Grenz-Verschiebung fordert seit fast Jahrzehnten die BV III, da die Bezirks-Einteilungen durch planerische, bauliche Veränderungen mittlerweile „hirnrissig“ sind. An Ort und Stelle in Altendorf zeigen v. re. Wolfgang Weber, Altendorfer Ratsherr, Jutta Pentoch, BV-Mitglied, Klaus Persch, SPD-Bezirksbürgermeister, wo für eine Straßenseite die BV III, für die andere Seite die BV I zuständig ist.  Auch Peter Valerius, CDU-Bezirksbürgermeister, BV I, äußerte, dass man über das Thema nachdenken und sprechen. | Foto: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
  • Neue Grenz-Verschiebung fordert seit fast Jahrzehnten die BV III, da die Bezirks-Einteilungen durch planerische, bauliche Veränderungen mittlerweile „hirnrissig“ sind. An Ort und Stelle in Altendorf zeigen v. re. Wolfgang Weber, Altendorfer Ratsherr, Jutta Pentoch, BV-Mitglied, Klaus Persch, SPD-Bezirksbürgermeister, wo für eine Straßenseite die BV III, für die andere Seite die BV I zuständig ist. Auch Peter Valerius, CDU-Bezirksbürgermeister, BV I, äußerte, dass man über das Thema nachdenken und sprechen.
  • Foto: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
  • hochgeladen von Frank Blum

Wohlgemerkt, wir sprechen hier nicht vom Rotlicht-Bezirk. Doch „Rot“ sieht Ratsherr Wolfgang Weber beim Thema Bezirks-Grenze. „Der große Trödelmarkt auf dem Parkplatz real wird von der BV I genehmigt. Versaut durch Müll -der liegt auf der Altendorfer Straße – dafür ist die BV III zuständig! Bekloppt.“ Ein Jahrzehnte-Thema kocht wieder hoch. Mittlerweile sehr heiß, denn zig-tausende Euros könnte die Stadt jährlich sparen…

Fakt, die Bezirkseinteilung klingt ziemlich verzwickt. Wolfgang Weber erklärend: „Das Problem der heute gültigen Stadtteil- bzw. Bezirksgrenze liegt an dem riesigen Besitz der Firma Krupp. Der gesamte Bereich war früher die sogenannte „verbotenen Stadt“, weil da keiner hin kam. Nach dem Krieg wurde das Brachgelände abgesperrt. Bis ThyssenKrupp kam. TK Headquarter + Park wurden planerisch der Innenstadt, also dem Westviertel zugeordnet. Dies schloss das ehemalige Wohnquartier Cronenberg (heute Gewerbegebiet östlich der Haedenkampstraße) als auch die Produktionshalle (heute real) mit ein.“

Jetzt wird’s verrückt: Die Bezirksvertretung III Essen-West ist nicht dafür zuständig, sondern die Bezirksvertretung I (Frillendorf, Huttrop, Stadtmitte).
Wer soll das verstehen? Bereits Bruno Pöllen, Gott hab ihn selig, einst CDU-Bezirksbürgermeister, mokierte sich über die Bezirksgrenzen. „Seit den 90-er Jahren gab es Versuche, die Grenze von Altendorf nach Osten bis zur Hans Böckler Straße (B224) zu verschieben“, legt Weber nach. „Da waren die aktuellen Planungen, Ereignisse wie Ansiedlung ThyssenKrupp, Krupppark, real-Verlagerung überhaupt noch nicht bekannt! Jedoch strikte Ablehnung von der Verwaltung - weil ein sehr umfangreiches Änderungsverfahren notwendig wäre…!“

Das Thema ruhte nicht. „Vor ca. fünf Jahren gab es ein Schreiben aller Altendorfer Vereine und Organisationen an den damaligen OB Reiniger, mit der Bitte, die Grenze nach Osten bis zum geplanten Berthold Beitz Boulevard zu verschieben, damit wenigstens der geplante Krupppark mit dem See sowie real und das „Altendorfer Einkaufszentrum“ wirklich zu Altendorf und auch zum Bezirk III gehören.“ Eine Antwort hörte keiner. „Alles zählt bis jetzt zum Bezirk I. Gespräche mit Vertretern der BV I, zu dem ja das Westviertel gehört, hatten leider keinen Erfolg“, betont der Altendorfer Ratsherr.

Einwurf von Peter Valerius, CDU-Bezirksbürgermeister, BV I: „Diskussionen und Beratungen zu den Bebauungsplänen und regionalen Flächennutzungsplänen für die heutige Bebauung fanden im Bezirk I und III statt, ehe die Rat-Ausschüsse sowie der Rat die Entscheidungen hierzu fällten. Bezirksvertretungen hatten nur Anhörungsrechte.“

Drängt sich die BV III nach mehr Arbeit, um mehr Knete zu kriegen? Irrtum. Die Euro bleiben gleich. Dazu später…

An „irren“ Bezirks-Beispielen fehlt es nicht. SPD-Bezirksbürgermeister Klaus Persch, BV III, legt nach: „Es ist richtig, dass die Bezirksgrenze in Altendorf durch die Haedenkampstraße verläuft. Doch, wenn man sich von der Frohnhauser Straße in Richtung Altendorfer Straße begibt, liegt auf der linken Straßenseite der Bezirk III, rechtsseitig der Bezirk I. Historisch gesehen gehört der rechte Teil der Haedenkamp- bis zur Westendstraße noch zum Stadtteil Altendorf, auch unter dem Namen Cronenberg bekannt. Mehrfach beantragte die BV III, zuletzt beim Bau des Berthold Beitz Boulevard, die Bezirksgrenze der Stadtteilgrenze anzupassen. Dies stößt bei Rat und Verwaltung der Stadt Essen auf wenig Gegenliebe. Bedeutet, dass die BV III bei einer der größten Baustellen in Altendorf an der Haedenkampstraße - Bau des neuen real-Markts - überhaupt keine Einflussmöglichkeit hat. Obwohl die neuen Kunden des Einkaufszentrums meistens aus Altendorf, also aus dem Bezirk III kommen werden, wenn man die Einwohnerzahlen von Altendorf (20375) und die des Westviertels vergleicht (1778).“

Persch prescht vor: „Für die Zukunft sollten sich Rat und Verwaltung überlegen, ob noch neun Bezirksvertretungen in Essen benötigt werden. Den bestehenden neun lag bei Festlegung der Essener Bezirksgrenze die 750000 Einwohnerzahl vor. Heute zählen wir nur noch ca. 570000. Theoretisch könnten zwei Bezirksvertretungen eingespart werden.“ Dies soll beileibe keine Drohung sein; jedoch ein deutlicher Denkanstoß!

Wer glaubt, das wäre Wahlkampfgetöse, irrt. Peter Valerius geht hier konform mit Persch. „Heute stellt sich die Situation für mich wie folgt dar: Die BV I mit der Innenstadt und den umliegenden Stadtteilen nimmt seit jeher eine Bezirksgrenzsituation nach allen Richtungen wahr: Im Süden zum Bezirk II, Südosten zum Bezirk VII, Nordosten zum Bezirk VI, Norden zum Bezirk V, Westen zum Bezirk III. Heute, wo nur noch 570000 Menschen in der Stadt leben, alle nach einem schlanken Staat rufen, sollte nicht die Diskussion um 100 m Grenzverschiebung sondern - das ist meine ganz persönliche Meinung, die Diskussion um Reduzierung auf 7 und richtungsweisend auf 6 Bezirksvertretungen im Stadtgebiet geführt werden. In dieser Debatte kann auch über neue Zuschnitte nachgedacht, gesprochen werden.“ Tja, und zur Haushaltskonsolidierung würde warmer Geldregen in die Stadtkasse prasseln…

Aufwandsentschädigung, monatlich, in 9 Essener Stadtbezirken

19 Bezirksmitglieder, je 208 €
Fraktionsvorstand ca. 416 €
Bezirksbürgermeister 603 €
2 st. BV-Bürgermeister je 406 €

plus Sekretärin
+ Verwaltungsbeauftragter
+ angemietete Verwaltungsstelle
+ Blumen u. Dünger…

Foto: Michael Gohl / West Anzeiger Essen

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

39 folgen diesem Profil

4 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.